Bundesliga

Wolf hat sich etabliert

Die Bundesligisten im kicker-Test: 1. FC Nürnberg

Wolf hat sich etabliert

Im Aufwind: Nürnbergs Abwehrspieler Andi Wolf

Im Aufwind: Nürnbergs Abwehrspieler Andi Wolf. imago

Die Neuen

Sieben "echte" Neuzugänge, allesamt ablösefrei bzw. für eine geringe Gebühr ausgeliehen, sowie drei Spieler aus der eigenen Amateurelf holte der Club zur neuen Saison. Einen Stammplatz konnte sich, wie erwartet, nur Tomas Galasek im zentral-defensiven Mittelfeld erkämpfen; der von Ajax Amsterdam gekommene tschechische Nationalspieler erwies sich als großer Stabilisator des Defensivspiels. Michael Beauchamp (wie Dean Heffernan von den Central Coast Mariners) deutete an, dass er in der Innenverteidigung gutes Bundesliga-Niveau erreichen kann, die Stürmer Leon Benko (Varteks Varazdin) und Gerald Sibon (Eindhoven) kamen über Kurzeinsätze nicht hinaus. Linksverteidiger Heffernan konnte sich nicht durchsetzen, Joshua Kennedy (Dresden) und Marco Engelhardt (Kaiserslautern) stiegen nach ihren Verletzungen erst jetzt ins Mannschaftstraining ein.

Gewinner und Verlierer

Der größte Gewinner heißt Jawhar Mnari. Nach der Verpflichtung Galaseks schien kein Platz mehr in der ersten Elf für den Tunesier, nun gilt er dank herausragender Leistungen als unverzichtbare Größe im Nürnberger Mittelfeld. Andreas Wolf hat sich als zweiter Innenverteidiger neben Glauber etabliert, auf Kosten von Marek Nikl; in der Rückrunde 2005/06 noch einer der Säulen im Spiel, musste der Tscheche nun auch Beauchamp an sich vorbeiziehen lassen und findet sich meist auf der Tribüne wieder. Als Verlierer müssen sich auch die jungen Nachwuchsspieler wie Sturmtalent Chhunly Pagenburg fühlen, die so gut wie keine Einsatzzeiten aufweisen.

Stärken und Schwächen

Mit 16 Gegentoren die wenigsten der Liga, nur zwei Niederlagen in 17 Spielen: Der Abwehrblock vor Torhüter Raphael Schäfer steht sicher, die gesamte Mannschaft arbeitet defensiv hervorragend. Nur 21 erzielte Tore wiederum verraten, wo der Schuh drückt: Das Umschalten von Abwehr auf Angriff dauert oft zu lange, im Offensivspiel mangelt es nach der neuerlichen Verletzung Marek Mintals an Ideen und Kreativität, dem Club fehlt ein Zehner, der die Stürmer in Szene setzt.

Trainer und Umfeld

53 Punkte hat der Club im Jahr 2006 gesammelt, mit einem Schnitt von 1,56 Punkten pro Spiel ist der im November 2005 verpflichtete Hans Meyer der erfolgreichste Trainer in der Bundesliga-Geschichte der Franken. Wohl nie zuvor gab es am Valznerweiher einen Fußball-Lehrer, der im Verein so unumschränkt das Sagen hatte. Das gesamte Umfeld, angefangen von Präsident Michael A. Roth bis hin zu Sportdirektor Martin Bader, versucht alles, um dem 64-Jährigen, der einen unbefristeten, jederzeit kündbaren Vertrag besitzt, die Arbeit so angenehm wie möglich zu machen.

Fazit und Prognose

Sein Saisonziel, einen Tabellenplatz zwischen acht und zwölf, wird der Club auf alle Fälle erreichen. Sogar die erträumte Qualifikation für den UEFA-Cup ist drin - über den DFB-Pokal.

Harald Kaiser