Bundesliga

Ismael: Die unerfüllte Liebe

München: Franzose klagt über sein Schicksal

Ismael: Die unerfüllte Liebe

Genervt und frustriert: Valérien Ismael.

Genervt und frustriert: Valérien Ismael. Kicker

Das nervt Ismael.

"Ich bin sehr traurig", sagt der 29-Jährige, und traurig ist er, weil er glaubt, eine Berufung in sein Heimatteam verdient zu haben: "Ich spiele seit drei Jahren konstant gut, ich war Meister, bin bei einem Topverein. Ich erfülle alle Kriterien." Für einen Anruf von Nationalcoach Raymond Domenech hat es dennoch nicht gereicht.

Und so stellt sich zwangsläufig die Frage: Warum eigentlich nicht? "Ich weiß es nicht", klagt Ismael. Es ist ja nicht so, dass Domenech ihn nicht kennen würde. Als Jungspund kickte Ismael unter ihm in der U 21. Sieben Spiele machte er dort, fünf waren es zuvor in Frankreichs U-20-Auswahl gewesen. Der Sprung ins A-Team jedoch, der blieb aus.

"Obwohl Valérien U-21-Nationalspieler war, ist er im Zusammenhang mit der Equipe tricolore nie ein Thema gewesen", berichtet Gernot Rohr, der den französischen Fußball bestens kennt. Von 1977 bis 98 war er als Spieler, Manager oder Trainer in Bordeaux tätig, von 2001 bis 2004 in Nizza am Werk. Heute ist er TV-Analytiker bei Canal +. Er erklärt das Phänomen Ismael. "Natürlich gehört Valérien zu den überdurchschnittlichen Innenverteidigern", sagt Rohr, "aber er war nie so auffällig, dass er mit den Platzhaltern der Nationalelf konkurrieren konnte."

Große Namen prägten Frankreichs Abwehr: Laurent Blanc und Marcel Desailly beim WM-Sieg 1998 und der EM 2000, später Leboeuf, Mexes oder Silvestre, heute Thuram (Juventus) und Boumsong (Newcastle), die vor Gallas (Chelsea), Squillaci und Givet (beide Monaco) erste Wahl sind. "Ismael ist an der teils übermächtigen Konkurrenz gescheitert", bilanziert Rohr.

Das freilich sieht der Münchner anders. "Früher gab es große Namen, okay, aber heute bin ich nicht schlechter als die, die da sind." Nur die Schuld auf National-Coach Domenech will Ismael aber nicht schieben. "Ich habe Fehler gemacht", gesteht er, sein Wechsel zu Crystal Palace 1998 beispielsweise, "dort habe ich mich nie wohl gefühlt".

Erst als Ismael 2003 nach Bremen kam, "hat es auf einmal Boom gemacht. Die deutsche Mentalität passt einfach zu mir, plötzlich gelang mir alles". Zu spät, wie es scheint. "Der Zug ist schon allein wegen seines Alters für ihn abgefahren", sagt Rohr.

Valérien Ismael und Frankreich – diese Liebe wird für den Innenverteidiger wohl unerfüllt bleiben.

Bernd Salamon