Bundesliga

Shooting-Star Andi Wolf: Die Dummheit hat ihm gut getan

Nürnberg: Vom Talent zum Stammspieler

Shooting-Star Andi Wolf: Die Dummheit hat ihm gut getan

Mal nichts sehen vom Fußball. Mal nichts hören über Fußball. Mal nicht reden müssen über Fußball. Genau das hatten sie sich vorgenommen, die Profis vom 1. FC Nürnberg. Und so erklärten sie den Trainings-Dienstag kurzerhand zum Abenteuertag. Das Team besuchte einen Hochseilgarten, dort wurde geklettert, gespeist und gewitzelt. Mal was anderes eben.

Andreas Wolf fand's "sehr interessant. Zum Abschalten war das Klettern klasse." Ab Mittwoch galt dann aber wieder die volle Konzentration der Bundesliga. Und in dieser mischt der Blondschopf seit Wochen kräftig mit. Die jüngsten sechs Partien hat der 20 Jahre alte Abwehrspieler alle bestritten, immer über 90 Minuten. Den Sprung vom Talent zum Stammspieler - Andreas Wolf ist dabei, ihn zu packen. "Weil er einer ist, der weiterkommen will", sagt Klaus Augenthaler. Engagiert in jedem Training - so mag's der Weltmeister.

Wer aber ist dieser Mann, von dem sie in Nürnberg so schwärmen? Seine Vita liest sich so: Geboren 1982 in der russischen Teilrepublik Tadschikistan, 1990 mit der Familie (Vater, Mutter, Schwester) nach Deutschland ausgesiedelt. 1997 von Peter Knäbel, damals Jugendtrainer beim Club, entdeckt. Von Ansbach ging's zum FCN.

Dort arbeitete sich Wolf Schritt für Schritt nach oben. Mit einer Unterbrechung. Als er im März 2002 erstmals dem Erstliga-Kader angehörte, begoss er dies ordentlich, trotz eines 0:4 gegen Bremen. "Das war blöd von mir", sagt er heute. Von Augenthaler setzte es prompt Kritik, Wolfs Durchbruch geriet ins Stocken. Mittlerweile ist die Sache vergessen. "Es war eine Dummheit, die jedem jungen Spieler mal passiert", sagt Augenthaler, "im Nachhinein war es sogar der richtige Zeitpunkt, ihm mal einen Schuss vor den Bug zu setzen."

Seitdem hat sich Wolf nichts zu Schulden kommen lassen, lässt seine sportlichen Qualitäten sprechen: Schnelligkeit, guter Kopfball, Aggressivität, Zweikampfstärke. Dazu kommt die Erfahrung von 19 Jugend-Länderspielen. "Er kann ein Großer werden, wenn er nicht abhebt", sagt Augenthaler. Wolf selbst gibt sich bescheiden. "Wenn ich schlecht spiele", weiß er, "bin ich schnell wieder draußen." Das zu verhindern, ist im Moment sein größtes Ziel.

Bernd Salamon