Dortmunds Trainer Lucien Favre fuhr im Vergleich zum 0:2 bei Atletico Madrid in der Champions League, der zugleich ersten Niederlage im 16. Pflichtspiel in dieser Saison, mit ganzen fünf personellen Wechseln auf: Torwart Hitz, Zagadou, Weigl, Bruun Larsen und Götze rückten für den nicht rechtzeitig fit gewordenen Keeper Bürki (Oberschenkelprobleme), Toprak, Delaney, Pulisic und Paco Alcacer (allesamt auf der Bank) in die Startelf.
Bayern-Coach Niko Kovac beließ es indes gegenüber dem 2:0 gegen AEK Athen in der Königsklasse bei exakt derselben Elf. Das bedeutete auch: Aus einer Rückkehr von Robben (Knieblockade) wurde nichts, der Niederländer fehlte gänzlich.
Dominante Bayern und konternde Dortmunder
Also mussten Lewandowski, Gnabry oder auch Ribery für offensive Akzente sorgen - und das Dreigestirn lieferte ab. Denn vom Anpfiff weg schob der Rekordmeister in dieser äußerst intensiven wie emotionsgeladenen Partie kraftvoll an, setzte die BVB-Hintermannschaft massiv unter Druck und suchte den Weg zum Tor. Das alles führte auch direkt zu ersten Torchancen: Lewandowski (2.), Ribery (17.), Gnabry (18.), erneut Lewandowski (23.) und erneut Ribery (24.) verpassten allerdings das 1:0.
Dortmund indes stand weitestgehend tief, gab den Ball immer wieder zu schnell her - und auch Konterchancen gab es nicht zuhauf. Und dennoch sprangen zwischenzeitlich zwei große Möglichkeiten heraus: Götze spielte dabei zunächst eine Fünf-gegen-zwei-Situation zu schlecht aus (6.), ehe Reus nach einem zu behäbigen Abwehrverhalten von Hummels frei durch war, auf Neuer zueilte und mit einem zu schwachen Flachschuss an seinem Nationalmannschaftskollegen scheiterte (10.).
Hände hoch und Zeit zum Feiern: Vorlagengeber Serge Gnabry klatscht mit 1:0-Schütze Robert Lewandowski ab. picture alliance
Der 11. Spieltag
Gnabry butterzart, Lewandowski humorlos
Insgesamt war aber einfach der FC Bayern in dieser ersten Halbzeit überlegen - und belohnte sich schließlich mit dem verdienten 1:0: Kimmich fand mit Übersicht Gnabry rechts am Strafraum, der Flügelangreifer flankte perfekt ins Zentrum zum freistehenden Lewandowski - und der Pole nickte locker ein (26.). Wenig später hätte zudem der agile Ribery nach einem tollen Solo fast das 2:0 nachgelegt, Torwart Hitz stand dem Franzosen aber im Weg (33.). Letztlich blieb es beim 1:0 nach 45 Minuten, weil sich die Schwarz-Gelben gegen fortan etwas defensiver stehende Münchner nichts mehr erarbeiten konnten.
Antwort Dortmund, Gegen-Antwort Bayern
Nach dem Seitenwechsel kam indes Dortmund auf und setzte die Hintermannschaft aus München mächtig unter Druck - was direkt zu einem Foulelfmeter führte: Nach starkem Zuspiel von Sancho legte sich Reus die Kugel clever an Neuer vorbei, spürte den Kontakt und fiel. Reus selbst lief an, verlud Neuer und traf halbrechts halbhoch zum 1:1 (49.). Lange hielt die Führung aber nicht. Warum? Weil der FC Bayern mit einer starken Kombination prompt zum 2:1 kam: Über rechts ging's los, Gnabry legte schlussendlich mit der Hacke für den nicht im Abseits stehenden Kimmich ab - und die Flanke des Außenverteidigers fand den vor dem Tor lauernden Lewandowski. Es brauchte nur noch eingeköpft werden - und der Doppelpack für den Polen war eingetütet (52.).
Ruck durchs Team: Reus & Co. geben Gas!
Spiel gedreht, Sieg eingefahren und gejubelt: Axel Witsel, Jacob Bruun Larsen und Marco Reus. imago
Das urplötzliche 1:2 verlieh Dortmund allerdings mächtig Auftrieb, denn auf einmal überrollte ein spritziger BVB eine etwas zu passive Bayern-Defensive reihenweise. Und obwohl Reus (59., starke Kimmich-Rettung) und Joker Paco Alcacer (62.) zunächst zwei hundertprozentige Chancen aufs 2:2 liegen ließen, kamen die von immens lautstarken BVB-Fans angetriebenen Favre-Schützlinge zum verdienten 2:2. Witsel baute hierbei zunächst über Dahoud auf, ehe das Zuspiel auf den rechten Flügel zu Piszczek folgte. Der Pole flankte präzise ins Zentrum, wo Reus den Volley riskierte und diesen perfekt links unten ins Eck schoss (67.). Doch damit nicht genug: Nach feiner Hacken-Vorlage von Reus fand Witsel mit einem Steilpass auch noch Paco Alcacer, der freistehend vor Neuer auftauchte, lässig abwartete und mit einem Chip zum 3:2 vollendete (73.).
Schwarz-Gelb distanziert den amtierenden Meister
Nun war also wieder der in den ersten 45 Minuten überlegene FC Bayern gefragt - allerdings kam nicht mehr allzu viel von der Kovac-Elf. Eine unfreiwillige Reus-Freistoßverlängerung (77.), Ribery mit etlichen Flankenversuchen, ein Neuer-Kopfball in der Nachspielzeit (90.+5) und ein spätes Abseitstor von Lewandowski (90.+5) waren nur noch wenige Anzeichen in Richtung 3:3.
Dortmund, das mit diesem furiosen 3:2 in einem starken Topspiel den Gast aus München auf nunmehr sieben Punkte distanziert hat, gastiert nach der Länderspielpause am Samstag beim FSV Mainz (15.30 Uhr). Der FC Bayern empfängt dann gleichzeitig Fortuna Düsseldorf.