Herthas Coach Pal Dardai konnte im Vergleich zum 2:0 in Darmstadt wieder auf Abwehrrecke Brooks (nach Gelb-Sperre) wieder zurückgreifen und beorderte den US-Nationalspieler ebenso wie Weiser in die Startelf. Stark und Haraguchi fanden sich dafür auf der Bank wieder.
Auf der Gegenseite brachte Leverkusens Trainer Tayfun Korkut in seinem letzten Spiel als Leverkusen-Coach exakt dieselbe Anfangsformation wie beim 2:2 im Derby gegen Köln .
Nachdem Bayer in der Vorwoche die Klasse gesichert und sich sämtlichen Drucks befreit hatte, konnte die Werkself im Olympiastadion befreit aufspielen - und tat das auch. Bayer nutzte direkt die erste Chance, um in Führung zu gehen: Chicharito tankte sich energisch durch, scheiterte zuerst zwar noch am rechten Pfosten, drückte den Abpraller dann aber noch über die Linie (5.).
Bundesliga, 34. Spieltag
Die Berliner ließen sich von dem frühen Rückstand zunächst nicht aus der Bahn werfen, zeigten sich bemüht und drängten auf den raschen Ausgleich, den Weiser auf dem Fuß hatte: Der 23-Jährige schoss jedoch knapp links vorbei (9.).
Insgesamt entwickelte sich ein flottes Duell zweier Mannschaften, die beide durchaus nach vorne spielten. Nur gelang das den Leverkusenern um einiges besser als der Alten Dame, die defensiv ungewohnte Schwächen offenbarte und Glück hatte, dass Brandt nicht nachlegte (14., 22.). Fehlende Torjägerqualitäten zeigte aber auch Weiser, der in der 24. Minute knapp neben das Tor köpfte.
Das sollte sich rächen, denn danach kippte die Partie völlig zu Gunsten der Gäste, die nach einer knappen halben Stunde auf 2:0 erhöhten: Havertz vollendete gekonnt nach Doppelpass mit Chicharito (31.). Dieses Tor zeigte bei der Hertha Wirkung: Die Berliner agierten fortan hektisch und lamentierten zudem immer wieder. Das hatte zur Folge, dass die Partie nickeliger wurde und nur noch wenig Unterhaltung bot. Mit einer Ausnahme: Kurz vor dem Pausenpfiff patzte Brooks böse und leitete so den 3:0-Pausenstand ein, den Havertz markierte (45.+1).
Allaguis Abschiedsgeschenk - Drei Strafstöße in Hälfte zwei
Überlegen: Bayer Leverkusen um Stefan Kießling, hier im Duell mit Vedad Ibisevic (unten), erwies sich für die Hertha als eine Nummer zu groß. imago
Es hatte den Anschein, dass die Berliner der enormen Erwartungshaltung und dem daraus resultierenden Druck nicht wirklich gewachsen waren. Dardai reagierte darauf und brachte mit Langkamp und Skjelbred gleich zwei Neue zum Wiederanpfiff. Allan und Brooks, die beide unglückliche Szenen hatten, blieben draußen. Mit den beiden Neuen kam etwas mehr Stabilität ins Berliner Spiel, was allerdings auch darauf zurückzuführen war, dass Bayer sich fortan mehr und mehr auf Verwaltung verlegte und der Hertha die Initiative überließ. Und die Alte Dame kam nun zu Chancen, allerdings hatten weder Kalou (48.) noch Ibisevic Abschlussglück (51., 54.).
Der endgütige Knackpunkt der Partie war schließlich, als Darida im eigenen Sechzehner Aranguiz in die Hacken lief und Schiedsrichter Denit Aytekin Strafstoß gab: Kießling verwandelte sicher und nahm die Luft aus dem Spiel (64.), aber nicht den Spaß. Das 0:4 führte nämlich auch dazu, dass hüben wie drüben die Konzentration nachließ. Das spielte der Hertha in die Karten, die auf einmal wieder Morgenluft schnupperte, erst Recht nach Weisers Treffer zum 1:4 (71.). Vielleicht hätte es noch einmal spannend werden können, wenn Jedvaj nicht auf der Linie gegen Ibisevic gerettet hätte (76.).
So aber stellte Aranguiz per Strafstoß (Torunarigha hatte den eingewechselten Bailey gefoult) den alten Abstand wieder her - 5:1 (81.). Doch das war noch längst nicht alles, denn auf der Gegenseite gab es ebenfalls Elfmeter, weil Tah Ibisevic am Trikot gezogen hatte. Die Chance für Joker Allagui, der im Sommer nach St. Pauli wechselt, sich mit einem Tor von den Berliner Fans zu verabschieden - und der Deutsch-Tunesier tat dies auch (86.). Für den Schlusspunkt sorgte schließlich Pohjanpalo - ebenfalls eingewechselt -, der mit der letzten Aktion des Spiels per Kopf das halbe Dutzend vollmachte und den 6:2-Endstand besorgte (90.). Bayer beendete damit die eigene Negativserie von zuvor sechs sieglosen Spielen in Folge und verabschiedete Trainer Tayfun Korkut mit einem Sieg.
Beide Mannschaften verabschieden sich damit in die Sommerpause. Aufgrund der WM 2018 in Russland rollt der Ball in der Bundesliga bereits am Wochenende vom 18. bis 20. August. Das erste Pflichtspiel werden beide Klubs zu diesem Zeitpunkt schon hinter sich gebracht haben, da die erste Runde des DFB-Pokals für vom 11. bis zum 14. August terminiert ist.