Bayer-Coach Tayfun Korkut, der seinen 43. Geburtstag feierte, veränderte seine Anfangsformation im Vergleich zum 0:1 in Hoffenheim dreimal: Für Kampl (krank) sowie Henrichs und Brandt (beide Bank) durften Wendell, Aranguiz und Kießling ran. Ebenfalls nicht im Kader war Chicharito (Oberschenkelverletzung).
VfL-Trainer Andries Jonker vertraute auf exakt dieselbe Elf, die zuletzt 1:0 gegen Darmstadt gewonnen hatte. Für den wiedergenesenen Keeper Benaglio blieb also nur die Bank.
In Leverkusen hatte Sicherheitsdenken bei beiden Teams zunächst Vorrang. Bis zur ersten Chance (Bazoer, 12.) hatte sich bei schleppendem Tempo in beiden Strafräumen während einer langen Phase des Abtastens gar nichts getan. Der VfL hatte bessere Struktur zu bieten, geriet defensiv diszipliniert überhaupt nicht in Bedrängnis - und störte immer wieder durch frühes Attackieren das Aufbauspiel des Gegners.
Die Werkself präsentierte sich ohne Selbstvertrauen und im Vorwärtsgang ausgesprochen einfallslos, auch weil die gut gestaffelten Gäste die Räume verdichteten. Gab es Platz, gab es auch Ansätze, aber Aranguiz verzog aus der Distanz klar (17.). Zielstrebiger war weiterhin das Spiel der Jonker-Elf: Gomez prüfte Leno aus der Drehung (18.), Vieirinha verzog nach feinem Solo (22.).
Leverkusens Offensivkräfte waren abgemeldet, wurden aber auch kaum gefüttert. Zu oft leistete sich die Korkut-Elf - ohne Kreativität im Zentrum - frühzeitig Ballverluste, weite Pässe Richtung Gästetor wurden zur sicheren Beute von Luiz Gustavo & Co., die Zug um Zug immer mehr das Kommando übernahmen. Auf 60 Prozent schnellte die Ballbesitzquote, auf 6:0 das Eckenverhältnis bis zur Pause hoch.
Wie aus dem Nichts: Bellarabi nutzt seinen Freiraum
Zählbares entsprang diesen Werten aber nicht. Stattdessen erzielte Leverkusens Bellarabi, der zuvor schon den ersten Torschuss abgegeben hatte (34.), nach der einzigen gelungenen Kombination und der einzigen Unaufmerksamkeit der ansonsten stabilen VfL-Defensive wie aus heiterem Himmel die schmeichelhafte Pausenführung. Freistehend tunnelte er nach Aranguiz-Flanke aus halbrechter Position Casteels per Volleyschuss (40.).
1. Bundesliga, 26. Spieltag
Beide Trainer brachten mit Wiederanpfiff frisches Personal. Henrichs ersetzte bei den Hausherren Wendell, Träsch beim VfL Malli. Träsch spielte rechts hinten, Blaszczykowski davor - und Vieirinha wechselte auf den linken Flügel.
Und die Wölfe drückten. Gomez scheiterte nach feinem Vieirinha-Pass frei vor Leno am Keeper, den Richtung Tor prallenden Ball klärte Aranguiz so eben noch vor der Linie (53.). Wenig später nickte Luiz Gustavo nach einer Ecke freistehend drüber (56.).
Volland "streichelt" die Kugel ins Tor
Statt des möglichen Ausgleichs schlug erneut Leverkusen zu: Hilbert brachte eine Freistoßflanke von halbrechts, der gerade eingewechselte Havertz verlängerte mit der Hacke an den linken Pfosten, wo Volland aus kurzer Distanz mit der Sohle zwar schwach abschloss, die Kugel aber irgendwie die Linie passierte (65.).
Die Niedersachsen bewiesen Moral. Luiz Gustavo scheiterte an der Latte, bei Dragovics grenzwertigem Strafraumduell gegen Gomez blieb Aytekins Pfeife stumm (jeweils 68.). Dann kam längere Zeit nichts mehr vom VfL, ehe eine turbulente Schlussphase anbrechen sollte.
Sieben verrückte Minuten begannen mit dem ersten Tor von Mario Gomez in der 80. Minute. Getty Images
Protagonist Gomez!
Hauptdarsteller war Gomez, der Serientäter unter Jonker blieb - und wie! Der Nationalstürmer erzielte binnen sieben Minuten einen lupenreinen Hattrick, zweimal per Kopf (80., 83.) sowie per Elfmeter - Henrichs hatte Blaszczykowski gefoult (87.) - brachte er sein Team in Führung. Bayer schien geschlagen, kam aber gegen euphorisierte Wolfsburger doch noch zurück: Havertz setzte nach Bellarabis Vorlage den Schlusspunkt unter eine spektakuläre wie turbulente Endphase (89.).
Leverkusen ist am Mittwoch (20 Uhr) in Darmstadt zu Gast, Wolfsburg empfängt zeitgleich den SC Freiburg.