Freiburgs Trainer Christian Streich mischte seine Startelf nach dem 1:1 gegen Estoril in der Europa League kräftig durch und brachte mit Sorg, Krmas, Diagne und Günter eine komplett neue Viererkette. Hedenstad, Höhn, Lorenzoni und Schuster mussten dafür weichen. Dieser Schachzug des Trainers hatte auch Folgen für Ginter, der nach vorne auf die Doppel-Sechs neben Fernandes rückte. Neuzugang Darida feierte damit sein Bundesliga-Debüt, während Baumann den SC als Kapitän aufs Feld führte.
Deutlich gelassener ging HSV-Coach Bert van Marwijk seine Personalpolitik an. Beister hatte sich mit seinem starken Joker-Auftritt beim 3:3 gegen Stuttgart für die Startelf empfohlen und verdrängte auf der rechten Außenbahn Zoua. Ansonsten verzichtete der Niederländer auf weitere Wechsel.
Der 10. Spieltag
Unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw legten die Freiburger, die endlich den ersten Saisonsieg einfahren wollten, mutig los und erspielten sich rasch optische Vorteile. Der SC war sichtlich engagiert, hatte nach einer halben Stunde mehr Ballbesitz und mehr gewonnene Zweikämpfe vorzuweisen (jeweils 60 Prozent) - mehr aber auch nicht. Das Problem der Hausherren war zweifellos, dass sie gegen die zweitschlechteste Abwehr der Liga (22 Gegentore) zu wenig Druck entwickelten und kaum zu klaren Chancen kamen. Lediglich Ginter (3., 13.) und Coquelin (18.) sorgten im ersten Durchgang für Abwechslung.
Deutlich mehr Zug zum Tor hatte da der überwiegend auf Konter lauernde HSV, der ab der 22. Minute allerdings ohne Djourou auskommen musste. Der Schweizer hatte sich über Schmerzen beklagt und musste gegen Sobiech ausgewechselt werden. Am Spielverlauf änderte sich freilich nichts, Hamburg agierte abgeklärter, zielstrebiger und kam öfter zur Torabschlüssen - van der Vaart (7.), Badelj (12.) und Lasogga (24., 28., 36.) hatten jedoch kein Abschlussglück.
Baumann patzt vor und nach der Pause
Augen zu und durch: Krmas im Luftduell mit Hamburgs Lasogga (re.). picture alliance
Doch dann kam den Hanseaten Baumann zu Hilfe: Der Schlussmann verschätzte sich böse bei Badeljs langem Pass und unterlief außerhalb des eigenen Strafraums den Ball. Beister bedankte sich, entwischte und schob locker aus spitzem Winkel ins leere Tor zur nicht unverdienten 1:0-Halbzeitführung des HSV ein (37.).
Streich reagierte in der Pause und brachte Freis für Fernandes. Das hatte auch eine Systemumstellung zur Folge, da die Hausherren fortan im 4-4-2 agierten. Alle Überlegungen waren aber kurz nach Wiederanpfiff Makulatur, denn Baumann patzte erneut: Bei einem langen Ball von van der Vaart rutschte dem Schlussmann, der weit vor seinem Tor gestanden hatte, der Ball äußerst unglücklich durch die Arme. Lasogga hatte darauf spekuliert und urplötzlich absolut freie Bahn - 2:0 (47.).
Das war der endgültige Nackenschlag für die Breisgauer, die danach völlig geschockt wirkten und nur noch über den Platz trotteten. Leichtes Spiel für den HSV, der fortan ziemlich abgeklärt das Spielgeschehen kontrollierte und nach 63 Minuten endgültig alle Zweifel aus dem Weg räumte - und wieder war Baumann beteiligt. Der 23-jährige Keeper ließ einen an sich ungefährlichen Beister-Distanzversuch direkt vor die Füße von van der Vaart prallen, der aus fünf Metern auf 3:0 stellte. Danach passierte nicht mehr viel: Freiburg spielte zwar pro forma weiter nach vorne, trat offensiv aber gar nicht mehr in Erscheinung, während die Hanseaten den verdienten Dreier souverän über die Zeit brachten.
Beide Mannschaften müssen am kommenden Samstag um 15.30 Uhr wieder ran: Freiburg gastiert dann in Nürnberg, Hamburg empfängt die Mönchengladbacher Borussia.