2. Bundesliga

Hannover: Altkanzler Schröder erklärt seinen neuen Job

Aufsichtsratsboss will sportlich "wieder in die 1. Liga"

Hannover: Altkanzler Schröder erklärt seinen neuen Job

Scherzte, lachte laut und viel: Gerhard Schröder bei seiner ersten PK als Aufsichtsrats-Boss.

Scherzte, lachte laut und viel: Gerhard Schröder bei seiner ersten PK als Aufsichtsrats-Boss. picture alliance

Er sprach über den amerikanischen Präsidenten. "Keine leichte Kost für die gegenwärtig handelnden Politiker, mit dem, was Donald Trump in seiner Inaugurationsrede gesagt hat, umzugehen. Es wird schwieriger, aber ich bin nicht ängstlich in dieser Sache". Er plauderte über seinen Freund Wladimir Putin ("Tennis habe ich mit ihm noch nicht gespielt, aber er ist sehr sportlich") und seinen SPD-Parteigenossen Frank-Walter Steinmeier, den er sich als idealen nächsten Bundespräsidenten wünscht. Und Gerhard Schröder blickte auch noch einmal auf das Ende seiner siebenjährigen Amtszeit als Bundeskanzler zurück. "Ich war nie froh, aufhören zu müssen und es war ja auch nicht freiwillig. Wir haben 2005 nicht genug Stimmen bekommen, was seinerzeit bedauerlich war."

Gewachsene Beziehung zu Kind

Über elf Jahre später sei es nun nicht nur eine geschäftliche, sondern eine freundschaftliche Beziehung zu seinem tatsächlichen Tennispartner und "persönlichen Freund" Martin Kind, die ihn zur Übernahme des neuen Postens als Aufsichtsratsvorsitzender von Hannover 96 bewogen habe, erläuterte Schröder im Presseraum der HDI-Arena. "Ich hatte die Anfrage und habe das sehr gerne gemacht. Ich bin Hannoveraner, als Fußballbegeisterter liegt das eigentlich sehr nahe. Herr Kind hat mit seinen Kollegen wirklich eine große Leistung erbracht. Hannover ist ein urgesunder Verein, der gut geführt wird."

Wir wissen doch alle: Das hat für 96 eine außergewöhnliche, positive Wirkung im Innen-, insbesondere aber im Außenverhältnis.

Martin Kind

Im Gesamtkonzept, wie Hannover 96 zu entwickeln sei, spiele der Aufsichtsrat eine wichtige Rolle, erläuterte Martin Kind. "Ich hatte den Mut, Gerhard Schröder anzusprechen. Ich habe mich riesig gefreut, dass er spontan zugesagt hat." Aus seiner Intention machte der Klubboss keinen Hehl: "Wir wissen doch alle: Das hat für 96 eine außergewöhnliche, positive Wirkung im Innen-, insbesondere aber im Außenverhältnis."

Zielsetzung: Von der Regional- zur nationalen Marke - und in die Bundesliga

Schröder ist zugleich Ehrenmitglied bei Borussia Dortmund und half auch schon dem FC Schalke 04 bei dessen Millionendeal mit dem russischen Konzern Gazprom - zumindest dem Vernehmen nach. "Das ist eine Legende", sagt Schröder jedoch dazu, "das war Herr Tönnies selber." Projezierbar seien ähnliche Modelle auf Hannover 96, das von vielen Sponsoren aus dem Umland unterstützt wird, für Martin Kind ohnehin kaum: "96 ist eine Regionalmarke. Aber es gibt natürlich Unternehmen, die wir noch nicht haben und bei denen uns der Aufsichstratsvorsitzende unterstützen kann. Wir müssen uns zu einer nationalen Marke entwickeln, damit wie diese Türöffnerfunktion noch deutlich extensiver nutzen können." Bisher gebe es laut Schröder allerdings selbst von örtlichen Unternehmen noch keine Resonanz, Schröder: "Da wird man dicke Bretter bohren müssen."

Am Wochenende ist Schröder von seiner SPD als Gast zum Parteitag eingeladen. Doch nicht mehr politisch, sondern sportlich will er noch einmal nach oben. Dass sich Hannover bald wieder in der höchsten Klasse festsetzt, dazu will der Altkanzler in seinem neuen Job beitragen. "Ich gucke dabei die Zahlen an und schaue, ob sie einer wirtschaftlichen Prüfung standhalten. Es geht, wie der Name sagt, um Aufsicht und um Rat. Einen Rat können Sie nur geben, wenn Sie sich mit der Perspektive des Vereins auseinandersetzen." Diese sei klar: "Wir wollen wieder in die 1. Bundesliga. Darum geht es im Kern. Und dann muss man sich anschauen, welche Konzepte die Fachleute haben und ob diese tragen." Andere zu kontrollieren, damit sie perspektivisch arbeiten können, und sich selbst durch deren Lob kontrollieren zu lassen - "das ist doch das, worum es geht".

Froh über Andermatts Fachkompetenz

Einmischen ins operative Geschäft will sich der ehrenamtlich tätige 72-Jährige nicht. "Ich werde keine Ergebnisse kommentieren und auch nicht Vorlieben für bestimmte Spieler verraten. Das übersteigt meine Kompetenz." Überhaupt sei er froh, dass als Mitstreiter im Aufsichtsrat mit Ex-Trainer Martin Andermatt jemand gewonnen wurde, der vom Profifußball wesentlich mehr versteht als er, Schröder. "Meine fußballerische Karriere ist über die Bezirksliga nicht hinausgekommen. Das hatte verschiedene Gründe, der wichtigste war wohl Mangel an Talent."

Michael Richter