Ingolstadts Trainer Alexander Nouri, der nach seinem Debüt und nach der knappen 1:2-Niederlage in Köln mächtig stolz auf sein Team war ("Wir haben alle füreinander gefightet"), baute seine Startelf auf lediglich zwei Positionen um: Ananou und Kerschbaumer rückten für Schröck (Faszieneinriss im Oberschenkel) und Krauße (Bank) von Beginn an rein. Außerdem hatte der ehemalige Bremer vor dem Spiel gegen die saisonübergreifend seit zehn Spielen ungeschlagenen Berliner gesagt: "Wenn bei uns das 'wir' vor dem 'ich' steht und wir eine Leistung wie in Köln abrufen können, dann ist auch Berlin schlagbar."
Sein Gegenüber Urs Fischer rotierte einmal mehr. Der Union-Coach baute sein Team nach dem 2:0 gegen Holstein Kiel auf drei Stellen um: Reichel, Felix Kroos und Hartel starteten anstelle von Lenz, Zulj und Hedlund, die neben dem wieder fitten Polter (Fallrückzieher-Tor gegen Holstein) allesamt auf der Bank saßen.
Ingolstadt lässt nahezu alles vermissen
Erschreckendes aus Sicht der FCI-Fans sollte vom Anpfiff weg folgen, denn von im Vorfeld angekündigten Tugenden wie Laufbereitschaft, Kampfeswille in den entscheidenden Momenten und selbstbewusstem Auftreten war gegen eine dominante Berliner Mannschaft über die kompletten ersten 45 Minuten nichts zu sehen. Die Schanzer schafften es nicht sehr oft, überhaupt das Mittelfeld mit sauberem Passspiel zu überbrücken - geschweige denn, Union-Torwart Gikiewicz zu prüfen.
Anders dagegen das Erscheinungsbild der Gäste aus der Hauptstadt: Vor Abräumer Schmiedebach und Aufbauspieler Felix Kroos sorgten vor allem ein wirbelnder Gogia, ein frecher Hartel sowie Angreifer Andersson für Annäherungen am Fließband. Sie alle schnürten den Gastgeber komplett ein. Die Top-Chancen daraus: Hartel scheiterte kurz vor einem aufmerksamen Torwart Knaller (9.), Friedrich nickte aus bester Lage drüber (11.), Reichel brachte seinen satten Distanzschuss nicht im Tor unter (19.).
2. Bundesliga, 8. Spieltag
Lezcano langt hin, Andersson versenkt
Einziges Manko der Köpenicker: die Chancenverwertung. Das sollte sich aber kurz vor der Pause noch ändern, als FCI-Stürmer Lezcano plump an Hübners Hüfte griff und so einen vertretbaren Elfmeter verursachte. Berlins Stürmer Andersson trat an und verwandelte mit etwas Glück zum hochverdienten wie überfälligen 1:0 (43.).
Ingolstadt besser - Gimber patzt
FCI-Coach Nouri hatte in den Katakomben aber offenbar die richtigen Worte gefunden. Denn nach der direkten Hereinnahme von Osawe für Lezcano, der auf dem nassen Untergrund einige Male weggerutscht war und eben den Elfmeter verursacht hatte, zeigten sich die Schanzer griffiger und bissiger. Richtige Chancen sprangen bis auf einen knappen Kittel-Freistoß aber nicht heraus (61.). Weil sich aber auch Union gegen eine bessere FCI-Abwehr schwerer tat und zudem einen schlimmen Fehler von Gimber nicht zum 2:0 nutzen konnte (58.), stand es weiter 1:0.
Gogia ist zur Stelle
Nach einem weiteren Fehler war es dann aber passiert - und Union Berlin markierte die Vorentscheidung, das 2:0: Hartel war nach einem fatalen Ballverlust von Joker Röcher zur Stelle, nach einem Pass an die Strafraumgrenze klärte im Anschluss FCI-Kapitän Matip den Ball vor den Fuß von Gogia. Der Antreiber fackelte nicht lange und schloss gekonnt ins linke untere Eck ab (73.).
Kutschke & Co. hoffen nur kurz
Zwar nährte im Anschluss Joker Kutschke mit einem sicher verwandelten Elfmeter (Schubser von Trimmel an Röcher) noch einmal etwas die Ingolstädter Hoffnung auf einen Punktgewinn (80.), weitere Chancen sollten aber nicht mehr herausspringen für den insgesamt einfach zu harmlosen Gastgeber. Lediglich Paulo Otavio sorgte noch einmal für ein klein wenig Gefahr (90.+6). Und somit blieb es beim verdienten 2:1 für Berlin - und das vor weitestgehend enttäuschten 7068 Zuschauern in Ingolstadt, für den FCI setzte es sogar ein paar Pfiffe.
Am kommenden Wochenende spielen beide Teams am Sonntag (13.30 Uhr) - und beide haben ein Heimspiel. Union, das nun saisonübergreifend seit elf Spielen ohne Niederlage ist und sich im Zweitliga-Tableau oben festsetzt, empfängt Heidenheim. Das kriselnde Ingolstadt hat Paderborn zu Gast.