Bochums Trainer Gertjan Verbeek sah nach dem 0:0 beim Karlsruher SC keinen Anlass, seine Startelf zu verändern und schickte jenes Personal auf den Rasen, das sich mit einer ansprechenden Leistung beim KSC bewährt hatte. Überhaupt keinen Grund, seine Mannschaft umzustellen, hat derzeit auch FSV-Coach Benno Möhlmann. Dank des 2:0-Siegs gegen Kaiserslautern legten die Hessen den optimalen Start nach der Winterpause hin, fuhren drei Siege aus drei Spielen ein. Verletzungsbedingt kam Möhlmann aber nicht um eine Änderung herum: Angreifer Aoudia fällt mit einem Teilriss des Innenbandes im linken Knie mehrere Wochen aus, für den Algerier durfte Dedic gegen seinen Ex-Klub von Beginn an stürmen.
Gäste verschlafen Beginn
Mit der maximalen Ausbeute im neuen Fußballjahr (drei Spiele, drei Siege) waren die Frankfurter als Mannschaft der Stunde ins Ruhrgebiet gefahren. Entgegen aller Vorschusslorbeeren, die den Bornheimern im Vorfeld der Partie verliehen worden waren, missriet die Anfangsphase in Bochum jedoch gründlich. Der VfL riss das Geschehen vom Anpfiff weg an sich, suchte gemäß Verbeeks Philosophie permanent den Weg nach vorne. Die erste Großchance war gleich eine doppelte: Terrazzino ging über links ins Tempodribbling und prüfte Klandt, der gut reagierte. Der Abpraller fiel Terodde vor die Füße, der aus kurzer Distanz die Führung markieren musste, aber ebenso am glänzend parierenden Klandt scheiterte (8.). Der Schlussmann hatte in den vorigen zwei Partien überhaupt nicht hinter sich greifen müssen und tankte auch in der Anfangsphase wieder Selbstvertrauen, als er Eisfelds Distanzversuch parierte (13.). Drei Minuten später war er aber machtlos, als Terrazzino nach Eisfelds Ecke völlig verwaist zum Schuss kam und den Keeper per sehenswertem Volley überwand (16.). Die Gäste bekamen keinen Zugriff und waren nicht immer auf der Höhe. Bestes Beispiel: Die 24. Minute. Terrazzino scheiterte wieder an Klandt, die Bornheimer konnten den Ball aber nicht klären. Über Latza gelangte der Ball zu Perthel, der abstaubte - aber aus Abseitsposition, der Treffer zählte nicht.
Flaute im FSV-Spiel
Nach vorne ging bei der Möhlmann-Elf herzlich wenig, einzig Roshi tat sich als Aktivposten gelegentlich hervor, ohne allerdings ernsthaft zum Abschluss zu kommen. Im Gegensatz dazu blieb der VfL latent gefährlich und hätte durch Bastians auf 2:0 erhöhen müssen. Der Innenverteidiger kam nach einem Standard freistehend an den Ball, nahm ihn mit der Brust an und bewies, warum er in der Defensive zuhause ist: Sein Schuss aus kurzer Distanz landete neben dem rechten Pfosten (40.). Pause.
Der 23. Spieltag
Möhlmann, der bereits früh seine komplette Ersatzbank zum Aufwärmen geschickt hatte, beließ es beim vorhandenen Personal und sah, dass sein Team nach Wiederbeginn etwas besser zurechtkam. Mehr als ein Distanzschuss von Grifo sprang dabei zunächst nicht heraus (50.), auf der Gegenseite verfehlte Terrazzino aus 23 Metern das Gehäuse (47.). Die Partie war nun etwas ausgeglichener, torgefährlich blieben aber vorrangig die Hausherren. Eisfeld zielte nach Gündüz-Vorarbeit einen Tick zu hoch (52.), genau wie auf der anderen Seite Grifo nach ruhendem Ball (59.). Ganz zaghaft wagten sich die Bornheimer nach vorne, doch die Westfalen hatten die passende Antwort parat. Losilla und Eisfeld spielten die Hintermannschaft zu zweit schwindelig, das Sahnehäubchen setzte Losilla drauf: Per Absatz legte er mustergültig für Eisfeld vor, der alleine vor Klandt trocken zum 2:0 einnetzte (61.).
Dedic läutet zur Aufholjagd
Die Partie trudelte in der Folge dem Ende entgegen, ehe der Ex-Bochumer Dedic nach Balitschs Kopfball zum Anschlusstreffer abstaubte und eine verrückte Schlussphase einläutete (79.). Postwendend antwortete Latza mit seinem Sonntagsschuss - die vermeintliche Entscheidung (81.). Doch die Hausherren hatten nicht damit gerechnet, dass sich der FSV erneut aufbäumen würde. Als Grifo nach einem Doppelpass in den Strafraum einzog, wurde er von Eisfeld am Toschuss gehindert. Die Folge: Elfmeter und Rot für den Bochumer!
Der eingewechselte Kapllani erledigte seinen Job und verkürzte souverän zum 2:3 (84.). In Unterzahl agierte Bochum kopflos und zitterte sich nur noch dem Abpfiff entgegen. Als logische Konsequenz wurde es noch einmal dramatisch: Erneut Kapllani fand sich frei vor Esser wieder, scheiterte aber an der Brust des Schlussmanns (89.). Sollten die Gästefans den Torschrei schon auf den Lippen gehabt haben, durften sie wenig später wirklich jubeln. Grifo brachte den Eckball von rechts und Kapllani veredelte seinen Kurzeinsatz mit dem zweiten Treffer zum 3:3-Endstand (90.+1).
Für Bochum, das am kommenden Freitag (18.30 Uhr) bei der Fortuna in Düsseldorf antritt, fühlt sich das Remis wie eine Niederlage an, die Sperre für Eisfeld wird die Gemüter im Ruhrgebiet zusätzlich negativ stimmen. Für Frankfurt bedeutet das 3:3 dagegen das vierte Spiel ohne Niederlage nach der Winterpause, am Sonntag (13.30 Uhr) geht es zuhause gegen den SV Darmstadt 98.