St. Paulis Trainer Roland Vrabec stellte sein erfolgreiches Team im Vergleich zum 3:2-Erfolg in Sandhausen auf drei Positionen um: Der zuletzt erkrankte Thorandt rückte für Kalla ins Abwehrzentrum, für Maier (Bank) und Nöthe (gelbgesperrt) begannen Trybull und Thy. Sein Gegenüber Kosta Runjaic musste nach dem 1:1 gegen Bochum Dick (Gelb-Rot-Sperre) ersetzen, seinen Platz nahm Zimmer ein. Außerdem fing Lakic für Fortounis (Bank) an.
Wie erwartet gingen beide Parteien von Beginn an hohes Tempo, die 29063 Zuschauer am ausverkauften Millerntor sahen eine rassige Anfangsphase. Viele Fouls und wenig Struktur auf beiden Seiten führten dazu, dass die erste Möglichkeit des Spiels aus einem Standard resultierte: Halstenbergs Freistoß hätte Sippel fast auf dem falschen Fuß erwischt, trotz kleinem Ausrutscher parierte der Schlussmann (8.). Auf Seiten der Gäste verzeichnete Idrissou den ersten gefährlichen Schuss (10.).
Verhoek erfreut den Anhang
Nach einer Viertelstunde durften die Fans St. Paulis dann jubeln: Rzatkowski kratzte einen Steilpass auf links von der Grundlinie und bediente Verhoek mustergültig. Der Niederländer nickte das Leder an die Latte, von Sippels Bein sprang der Ball letztlich ins Netz (15.). Der FCK zeigte sich beeindruckt und war für einige Minuten schlecht geordnet, mehr als ein ungefährlicher Verhoek-Kopfball sprang für die Kiezkicker aber nicht heraus (22.).
Lakic überrascht Tschauner
Nach der kleinen Schwächephase kamen die Pfälzer besser ins Spiel, Matmour scheiterte aus kurzer Distanz (25.), viele Standards sorgten immer wieder für Unruhe in der Hintermannschaft St. Paulis. Als Löwe 17 Meter vor dem Tor zum Schuss aufzog und gelegt wurde, waren die Weichen gestellt für Lakic: Der Kroate schnappte sich den ruhenden Ball, erwischte Tschauner auf dem falschen Fuß und vollstreckte trocken ins Torwarteck - zu seinem ersten Saisontor (31.).
Nur zwei Zeigerumdrehungen später stand St. Paulis Schlussmann erneut im Blickpunkt, als sein Versuch missriet, einen Steilpass auf Zoller weit vor dem eigenen Gehäuse abzulaufen. Der FCK-Angreifer war eher am Ball und schoss - noch bedrängt von Thorandt - am irrlichternden Tschauner vorbei. Glück für den Keeper, dass das Leder links am Tor vorbeitrudelte (33.).
Die Pfälzer gewannen in dieser Phase die wichtigen Zweikämpfe im Zentrum und hatten das Spiel unter Kontrolle. Einzig gegen Ende sorgten die Norddeutschen für Entlastung und kamen durch Halstenberg prompt zu einem Pfostentreffer. Mit dem 1:1 ging es in die Pause.
Der 30. Spieltag
Die zweite Hälfte knüpfte nahtlos an den ersten Abschnitt an, wieder bot sich dem Gastgeber die erste Chance: Verhoek war von Orbans Fehler aber zu überrascht, um Kapital daraus zu schlagen (49.). Auf der anderen Seite scheiterte Zoller mit dem Außenrist aus spitzem Winkel (52.). Spätestens nach 58 Minuten hätte Zoller die Gästeführung markieren müssen. Sein Heber über Tschauner prallte an den Pfosten, den Nachschuss setzte Zoller aufs Tor – doch Thorandt warf sich in den Schuss und verhinderte Schlimmeres.
Nach gehörigem Durcheinander im Strafraum der Norddeutschen gelang der Ball nach einem missglückten Schussversuch von Torrejon zu Karl, der das Spielgerät aus fünf Metern mit dem Kopf unter die Querlatte wuchtete – 2:1 für die Gäste (61.)! Die Vrabec-Elf schien beeindruckt, die Gäste hatten Oberwasser. Dazu trug auch die Verletzung von Tschauner bei, der mit Schulterproblemen ausgewechselt werden musste und Himmelmann zu dessen Premiere verhalf.
Tollhaus Millerntor
In der Folge mussten beide ihrem aufwändigen Spielstil Tribut zollen, das Spieltempo nahm ab. St. Pauli konnte keinen entscheidenden Druck mehr erzeugen, der FCK spielte die Konter nicht zu Ende. Als nichts mehr auf ein Comeback der Hanseaten hindeutete, führte ein Standard zum Ausgleich: Spezialist Maier brachte einen Freistoß mit Schnitt ins Zentrum, vom Pfosten prallte der Ball ab, und Kringe nickte mühelos zum 2:2 ein (89.).
Jenssens Happy End
Wer nach dem späten Ausgleich den Schlusspfiff erwartete, wurde enttäuscht. Schiedsrichter Marco Fritz zeigte fünf Minuten Nachspielzeit an. In dieser überschlugen sich die Ereignisse: Erst scheiterte Kaiserslautern zweimal (90.+5), ehe Jenssen sich zum Helden aufschwang und das Leder nach Ablauf der Nachspielzeit in die Maschen jagte (90.+7).
Die Aufstiegshoffnungen des FCK sind lebendiger denn je - gerade der dramatische Spielverlauf mit dem späten Happy End könnte den Pfälzern den entscheidenden Auftrieb für die letzten Wochen geben. Nächsten Donnerstag (18:30 Uhr) tritt St.Pauli in Cottbus an, Kaiserlautern kämpft einen Tag zuvor (20.30 Uhr) beim FC Bayern München um den Einzug in das DFB-Pokalfinale.