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Trotz Prämie: Elektroautos bleiben teurer

Autokostenrechnung des ADAC

Trotz Prämie: Elektroautos bleiben teurer

Ladevorgang beim Elektroauto: Noch immer schrecken geringe Reichweite und hoher Preis die Käufer ab.

Ladevorgang beim Elektroauto: Noch immer schrecken geringe Reichweite und hoher Preis die Käufer ab. Kia

Kaum eine Meldung ist in der vergangenen Woche so leidenschaftlich diskutiert worden wie die Kaufprämie für Elektroautos. Während die einen darin endlich eine Möglichkeit sehen, den Stromern zu mehr Präsenz auf der Straße zu verhelfen, wettern die anderen über Bonbons für die Automobilindustrie und beklagen, dass die Fördergelder allenfalls ein kurzfristiges Strohfeuer entfachen würden - oder fordern, dass Autos ganz grundsätzlich der Geldhahn zugedreht gehöre. Von einem "rückwärtsgewandten Konzept" spricht etwa der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), verlangt mehr Fußverkehr, mehr Fahrrad und mehr öffentlichen Verkehr sowie eine Ausgleichszahlung für alle, die sich solcherart fortbewegen.

Das Starthilfe-Konzept für Stromer sieht vor, dass reine Elektroautos 4.000 Euro Fördergeld bekommen sollen und Plug-in-Hybride – deren Batterie sich an der Steckdose laden lässt – mit 3.000 Euro dabei sind. Die Kosten teilen sich Staat und (teilnehmende) Automobilhersteller je zur Hälfte. Wenn die vom Bund bereitgestellten Gelder in Höhe von 600 Millionen Euro vergeben sind, endet das Förderprogramm. Damit folgt es jenem Prinzip, das bereits 2009 bei der Abwrackprämie praktiziert worden ist.

Autokostenvergleich

Vergleichsrechnung: Zehn von zwölf Elektroautos kosten mehr als ihre konventionellen Pendants. ADAC

Auch künftig keine Schnäppchen

Zum Schnäppchen werden Elektroautos aber auch künftig nicht. Trotz Fördergelder kosten sie ihre Besitzer mehr als ein Benziner oder Diesel. Zu diesem Ergebnis kommt der ADAC in einer Autokostenrechnung, die er mit spitzem Stift aufgemacht hat. Einberechnet wurden neben dem Anschaffungspreis auch Wertverlust, Kraftstoff- bzw. Stromkosten, Werkstatt- und Reifenkosten sowie Steuern und Versicherung. Dabei legte man eine Haltedauer von vier Jahren sowie eine jährliche Laufleistung von 15.000 km zugrunde.

Unter zwölf diesbezüglich untersuchten Autos (siehe auch Tabelle) waren nur zwei, die insgesamt kostengünstiger agierten als ihre konventionellen Pendants. Zum einen war dies der Mercedes B 250 e (minus 3,6 Cent/km gegenüber dem Benziner), zum andern der Kia Soul EV (minus 0,9 Cent/km gegenüber Diesel und minus 0,6 Cent gegenüber dem Benziner). "Bei allen übrigen E-Autos zahlt der Verbraucher drauf", resümiert der ADAC. Die Mehrkosten betragen zwischen vier und zehn Cent pro Kilometer. In erster Linie ist dies auf den deutlich höheren Anschaffungspreis der elektrifizierten Modelle zurückzuführen. Stromkostenvorteile, so heißt es, würden sich derzeit noch nicht entscheidend auswirken, da Elektroautos wegen ihrer geringen Reichweite vorzugsweise auf der Kurzstrecke eingesetzt würden.

Selbst den günstigsten E-Mobilen attestierten die Rechenexperten des Clubs deutliche Mehrkosten. Bei den baugleichen Citroen C-Zero und Peugeot iOn (je 19.390 Euro) betragen sie 4,3 bzw. 6,2 Cent pro Kilometer. Beim BMW i3 fallen 7,4 Cent mehr an als bei einem konventionell angetriebenen Modell vergleichbarer Größe, beim VW e-up! 8,5 Cent und beim e-Golf 4,9 Cent mehr.

Kia Soul EV

Kia Soul EV: Der Koreaner und der Mercedes B 250 e kommen laut ADAC günstiger als Benziner oder Diesel. Hersteller

Fördergrenze bei 60.000 Euro

Als besonders hoch erwies sich die Preisdifferenz beim angesagten Tesla Model S 70D. Gegenüber einem vergleichbaren Diesel von Mercedes, Audi oder BMW errechnete der ADAC ein Plus von 7,5 bis 32,8 Cent pro Kilometer. Dies nimmt freilich nicht wunder, denn mit 93.800 Euro liegt die kalifornische Limousine weit über der förderungswürdigen Obergrenze von 60.000 Euro.

Fest steht, dass eine Kaufprämie in anderen Ländern durchaus einen Schub für die Stromer initiiert hat. In Norwegen ist das Tesla Model S zeitweise das meistverkaufte Auto überhaupt gewesen. Und die verhältnismäßig dichtmaschige Lade-Infrastruktur, die es beispielsweise in den Niederlanden gibt, wäre ohne die per finanzieller Starthilfe auf die Straße gebrachten Elektroautos vermutlich nicht entstanden. Auch in Deutschland soll sich die Stromversorgung für diesbezüglich bedürftige Autos verbessern. Der Bund stellt 300 Millionen Euro bereit, mit deren Hilfe 15.000 neue Ladesäulen eingerichtet werden sollen.

ule