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Unfall: Eine App holt Hilfe

Unfallmeldedienst der Kfz-Versicherer

Unfall: Eine App holt Hilfe

Verunfalltes Auto: Im Falle eines schweren Crashs schickt der Unfallmeldedienst die Rettungskräfte auf den Weg.

Verunfalltes Auto: Im Falle eines schweren Crashs schickt der Unfallmeldedienst die Rettungskräfte auf den Weg. GDV

Noch im Jahr 1991 sind auf Deutschlands Straßen 11.300 Verkehrstote zu beklagen gewesen. 2015 ist diese Zahl bis auf 3475 Opfer zurückgegangen. Eine Entwicklung, die einerseits auf den verbesserten Sicherheitsstandard moderner Automobile zurückgeführt werden kann. Andererseits aber auch auf die verkürzte Rettungskette. Wer früher Zeuge eines schweren Verkehrsunfalls wurde, musste erst nach einer Telefonzelle suchen oder irgendwo klingeln, um Hilfe herbeizurufen. Heute hat praktisch jeder ein Handy dabei. Selbst verletzte Autoinsassen können damit unter Umständen noch den Rettungsdienst alarmieren.

Künftig soll sich dieser Weg weiter verkürzen. Ab Ende März 2018 wird für Neuwagen das europäische Notrufsystem "eCall" vorgeschrieben. Noch schneller an den Start geht ein Unfallmeldedienst, an dem sich zahlreiche Kfz-Versicherer beteiligen. Vorteil: "UMD" ist nicht nur in neuen Automobilen einsetzbar, sondern lässt sich problemlos noch im zwölf Jahre alten Polo installieren.

Unfallmelde-App auf dem Smartphone

Als Herzstück fungiert ein Stecker, der in den Zigarettenanzünder appliziert wird. Dieser Stecker ist mit Beschleunigungssensoren ausgestattet, die einen Crash erkennen und gleichzeitig die Aufprallstärke registrieren. Wird auf diese Weise eine Unfallsituation wahrgenommen, sendet der Stecker die Info via Bluetooth an eine Unfallmelde-App auf dem Smartphone des Fahrers. Diese App wiederum informiert umgehend eine Notrufzentrale über den Crash an sich, aber auch über die aktuelle Position des Fahrers sowie die zuletzt registrierte Fahrtrichtung. Außerdem stellt sie eine Sprechverbindung zu dem verunfallten Autofahrer her. Reagiert der nicht bzw. geht die Notrufzentrale ohnedies von einem schweren Unfall aus, werden sofort die Rettungskräfte auf den Weg geschickt.

Auch wenn der Crash glimpflich verläuft – also nur ein Blechschaden zu beklagen ist -, ergreift UMD die Initiative. Sofern der Stecker lediglich einen leichten Aufprall registriert oder der Autofahrer eine Panne meldet, nimmt der Kfz-Versicherer den Vorfall auf und organisiert Hife.

Unfallmeldedienst

Unfallmeldedienst (UMD): Er besteht aus einer Smartphone-App und einem Stecker für den Zigarettenanzünder (rechts). GDV

Datenschutz bleibt gewährleistet

Den Stecker hat Bosch entwickelt, die App ist von IBM programmiert worden. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) beteuert, dass Datenschutz gewährleistet bleibt. Während einer von Pannen oder Unfällen ungetrübten Fahrt werden keinerlei Daten übertragen. Somit sei es unmöglich, beispielsweise Rückschlüsse auf die Fahrweise zu ziehen oder ein Bewegungsprofil zu erstellen. Beides ist zum Thema geworden, seit verschiedene Versicherer sogenannte Telematik-Tarife anbieten, deren Höhe sich nach dem mehr oder weniger risikobereiten Fahrstil des Versicherungsnehmers und dessen Fahrtrouten (Stadt? Landstraßen? Nacht?) errechnen. Das für 2018 avisierte eCall-System ist Datenschützern nicht recht geheuer. Anders als bei UMD werden die Daten hier über eine fest installierte Blackbox übertragen.

Damit UMD funktioniert, muss das Smartphone natürlich eingeschaltet sein. Damit dabei nicht der Strom ausgeht, ist der Stecker mit einer USB-Buchse ausgestattet, über die sich das Telefon laden lässt. Die Unfallmelde-App gibt es für Android-Smartphones (ab Version 2.3.4) und iPhones (ab Modell 5 und iOS 8).

Kostenlos ist UMD indes nicht. Wie viel zu investieren ist, legen die beteiligten Versicherungen individuell fest. Dr. Edgar Martin, Bereichsleiter Kraftfahrt bei der R+V-Versicherung, spricht von "Mehrkosten von weniger als 30 Euro im Jahr". Das darf einem das eigene Leben ruhig wert sein.

ule