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Wie tot ist das Cabrio?

Ende der Euphorie

Wie tot ist das Cabrio?

Offener Evoque: Das mutige Konzept eines SUV-Cabrios kommt von Range Rover.

Offener Evoque: Das mutige Konzept eines SUV-Cabrios kommt von Range Rover. Hersteller

Sie liegt schon eine Weile zurück, die ganz große Cabrio-Euphorie. Es waren die Zeiten, in denen Peugeot dem 205 eine Stoffkapuze aufsetzte, Fiat den Barchetta baute und Smart einen Roadster im Portfolio führte. Inzwischen mögen sich immer weniger Autofahrer fürs Cruisen mit offenem Verdeck begeistern. Noch 2003 sind laut KBA (Kraftfahrt-Bundesamt) 143.533 neue Cabriolets in Deutschland zugelassen worden. 2015 waren es nur noch 75 .679. Am erfolgreichsten agierten die offenen Versionen von VW Beetle, VW Golf und dem 2er BMW.

"Das Cabrio ist tot", konstatiert etwa Opel-Chef Karl-Thomas Neumann. Viele Hersteller haben bereits reagiert. Peugeot bietet weder den 208 noch den 308 mehr als Cabrio an, bei Renault gibt es keinen offenen Mégane und VW hat den Eos ins Museum ausgemustert. Selbst für das Golf Cabrio kommt jetzt das Aus. Ob man einen Nachfolger für das noch auf dem alten Golf VI basierende Modell baut, bleibt derzeit noch offen.

Smart Cabriolet

Es geht auch klein und günstig: Das neue Smart Cabrio kostet ab 15.655 Euro. Hersteller

Längst mussten die Cabrios ihren Status als begehrte Lifestyle-Mobile an die schicken SUVs abgeben. Vor allem die klassische Cabrio-Klientel der Frauen ist umgestiegen, setzt auf familientaugliches Platzangebot, Praktikabilität und hohe Sitzposition. Hinzu kommt, dass beispielsweise der wichtige chinesische Markt kaum etwas mit den motorisierten Luftikussen anfangen kann. An der amerikanischen Westküste, wo man noch immer gern das Verdeck zurückfährt, sind Hersteller wie Peugeot oder Renault gar nicht vertreten. Und nur der noch einigermaßen Cabrio-affinen europäischen Märkte Deutschland und Großbritannien wegen in die Entwicklung eines Frischluft-Fahrzeugs zu investieren, lohnt nicht.

Porsche 718

Porsche 718 Boxster: Im April fährt er zum Händler, zu Preisen ab 53.646 Ezro. Hersteller

Ganz vorbei ist es mit den offenen Modellen aber trotzdem nicht. Das Angebot scheint sich nur zu verlagern. Zwar rollen in diesem Jahr auch verhältnismäßig preiswerte Cabrios wie die von Smart fortwo und Mini an, außerdem kommt der Fiat Spider als baugleicher Zwilling des Mazda MX-5. Mehr Neues gibt es indes aus dem automobilen Oberhaus zu vermelden. Mercedes wird gleich dreifach aktiv und schickt die offene S- und C-Klasse sowie den modifizierten SLC (bislang SLK) zum Kunden. Porsche macht den 911 Targa 4 mobil und modernisiert den Boxster, der jetzt "718 Boxster" heißt. Bei den Supersportwagen lüftet Lamborghini das Dach vom Huracan und McLaren vom 675 LT (675-PS-V8, ab 340 .725 Euro), Audi macht den R8 zum Spyder. Und Rolls-Royce wendet sich mit dem ca. 330.000 teuren Dawn an die Superreichen dieser Welt.

Besonderen Mut zeigt Range Rover. Der offene Evoque ist zwar nicht das allererste SUV-Cabrio, dieses Prädikat kam einst dem Nissan Murano zu. Anders als der unschöne Japaner könnte sich der Evoque aber längerfristig etablieren – und zumindest in seinem Segment eine neue Cabrio-Euphorie entfachen.

Ulla Ellmer

Die Cabrio-Neuheiten für diesen Sommer