Bundesliga

Nagelsmanns Fingerzeig an Nianzou: "Er ist keine 18 mehr"

Bayern-Trainer über das französische "Talent"

Nagelsmanns deutlicher Fingerzeig an Nianzou: "Er ist keine 18 mehr"

Noch fehlt ihm bisweilen die Konstanz: Tanguy Nianzou.

Noch fehlt ihm bisweilen die Konstanz: Tanguy Nianzou. Getty Images

In etwas mehr als vier Monaten endet die Zeit von Niklas Süle beim FC Bayern, so lange erwartet Julian Nagelsmann noch die volle Leistungsbereitschaft des zukünftigen Dortmunders. Wie geht es danach weiter? Wen holt der FC Bayern? Oder wird der Abgang intern aufgefangen?

Mit Tanguy Nianzou steht ein Abwehrspieler bis 2024 unter Vertrag, der seit seinem ablösefreien Wechsel von Paris Saint-Germain im Sommer 2020 weder unter Hansi Flick noch unter Nagelsmann viel Spielzeit erhalten hat. Und dafür hat der jetzige Bayern-Trainer auch eine Erklärung: "Tanguy ist ein Talent", sagte Nagelsmann am Freitag. "Trotzdem ist er jetzt in einem Alter ... Er ist keine 18 mehr."

Zwischen "herausragend" und "haarsträubend"

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Im Sommer wird der in Paris geborene U-20-Nationalspieler Frankreichs 20. "Bei Abwehrspielern", so Nagelsmann, "muss die große Überschrift über einer Leistung immer Verlässlichkeit sein."

Was bei Nianzou "noch" nicht der Fall sei. "Er hat immer wieder Momente, wo er herausragende Pässe ins Mittelfeld spielt, wo er eine sehr gute Spieleröffnung hat. Er hat aber auch immer wieder Situationen, wo er haarsträubende Fehler macht." Beispielhaft nannte Nagelsmann eine Szene am 19. Spieltag in Köln, wo Nianzou erst in der 75. Minute eingewechselt worden war. Überhaupt kommt er in dieser Bundesliga-Saison zwar auf elf Bundesliga-Einsätze, aber nur einen von Beginn an. Im Hinspiel gegen Köln (kicker-Note 3,5) wurde Nianzou, der von allen Bayern-Verteidigern die schlechteste Zweikampfquote aufweist und am häufigsten ein Foul begeht, zur Halbzeit wieder ausgewechselt, über 90 Minuten durfte er nur am 4. Champions-League-Spieltag gegen Benfica (5:2, Note 3) ran.

Auch deswegen nahm Nagelsmann sich selbst in die Pflicht: "Als Trainer muss man sich gewisse Dinge an die Fahne heften." Nianzous nicht vorhandenen Rhythmus etwa. Im Sommer, als Nagelsmann in München gerade anfing, sei die Trainingszeit begrenzt gewesen, "wir mussten uns erstmal aneinander gewöhnen" und "die nötigen Ergebnisse liefern". Für Nianzou unvorteilhaft: "Du musst als Spieler schon stabil sein, um die Spielzeit zu kriegen. Und dann ist es ein kleiner Teufelskreis, dass du dich einen Tick weniger entwickelst, weil es diese Spielzeit nicht gibt und die Verlässlichkeit nicht wirklich hochgeschraubt wird. Das ist immer eine gewisse Gratwanderung, und aus diesem Teufelskreis muss sich der Spieler ein Stück weit selbst befreien, indem er die Verlässlichkeit reinkriegt und an diesen Dingen arbeitet."

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Trainer lobt Aggressivität und Wille

Ein deutlicher Fingerzeig des Trainers, der dem 19-Jährigen aber auch ein "ganz, ganz großes Gut" bescheinigte: "Diese Aggressivität, dieser unbedingte Wille zu verteidigen. Und in seiner Berufsbezeichnung steckt am Ende - egal ob das dann zentral, halb oder Innenverteidiger ist - auf jeden Fall das Wort Verteidiger. Da gibt es in Europa in seiner Altersstufe tatsächlich nicht mehr ganz so viele, die auch wirklich verteidigen wollen."

Die "ganze Generation" der modernen Innenverteidiger würde Nagelsmann, der Anführungszeichen in die Luft malte, lieber umtaufen in "Inneneröffner" oder "Spieleröffner". Und gerade deswegen "finde ich schon gut, dass er", also Nianzou, "dieser Berufsbezeichnung gerecht wird". Nur das Risiko müsse Nianzou minimieren und "mehr in Richtung Verlässlichkeit gehen". Denn: "Du musst als Trainer gerade bei Abwehrspielern immer das Gefühl haben, 'den kannst du reinwerfen, und da passiert nichts'. Ob der dann am Ende des Tages ein Tor vorbereitet oder nicht, ist mir erstmal scheißegal. Wichtig ist, dass er keins für den Gegner vorbereitet."

Mario Krischel

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