Motorsport

Muss das Elektroauto besonders oft in die Werkstatt?

Studie zur Reparaturanfälligkeit von E-Autos

Muss das Elektroauto besonders oft in die Werkstatt?

Elektroauto in Behandlung: Oft ist die Reparatur aufwendig - und kostenintensiv.

Elektroauto in Behandlung: Oft ist die Reparatur aufwendig - und kostenintensiv. ProMotor/Volz

Die Elektromobilität konfrontiert die gesamte Automobilbranche mit tiefgreifenden Veränderungen. In manchen Bereichen der klassischen Produktion und Zulieferung werden Arbeitsplätze verlorengehen, neue hingegen entstehen, siehe Tesla in Grünheide, siehe Batteriefertigung. Auch viele Werkstätten stellen sich bange Fragen: Geht ihnen mit der Elektromobilität die Arbeit aus?

Die Sorge kommt nicht von ungefähr. Denn im Vergleich zu Verbrennern gelten Elektroautos als besonders wartungsarm. Sie haben keine Auspuffanlage, die kaputtgehen kann, kein kompliziertes Getriebe, keinen Turbolader, kein Abgasreinigungssystem und keinen komplex aufgebauten Motor, der außerdem Öl verlieren kann.

Reparaturbedarf verglichen

Das Stuttgarter Marktforschungsinstitut Uscale wollte es nun genau wissen: Wie ist es wirklich um den Reparaturbedarf von Elektroautos auf der einen und Benzinern oder Dieseln auf der anderen Seite bestellt? Dazu wurden in Deutschland, Österreich und der Schweiz rund 2150 Elektromobilisten und gut 400 Verbrenner-Fahrer befragt, deren Fahrzeuge jeweils durchschnittlich drei Jahre alt waren. Die sehr unterschiedliche Gruppenstärke weckt zwar einige Zweifel an der Aussagekraft der Studie. Dennoch sei ein Blick auf die Ergebnisse geworfen:

Weniger Pannen - aber häufiger in der Werkstatt

Demnach stehen Elektroautos - die sogenannten BEVs - bei der Pannenhäufigkeit tatsächlich besser da. Nur 11 Prozent der befragten BEV-Fahrer- und Fahrerinnen hatte in den letzten 12 Monaten einen Pannendienst wie den ADAC rufen müssen, deutlich weniger als die Verbrennergruppe (19 Prozent). Beide Werte muten indes ungewöhnlich hoch an. Zum Vergleich die Pannenstatistik 2023 des ADAC: Pro 1000 Fahrzeuge hält sie 4,9 BEV- und 6,9 Verbrenner-Pannen fest.

Bei den Werkstattaufenthalten wendet sich das Blatt: Hier waren E-Autos häufiger betroffen als Benziner und Diesel. 24 Prozent der Interviewten berichteten von einem technischen Defekt, 19 Prozent hatten eine Rückrufaktion des Herstellers zu befolgen. Die Vergleichswerte der Verbrenner lagen bei 9 beziehungsweise 5 Prozent.

Hohe Reparaturkosten

Hinzu kommt, dass sich die Reparatur von E-Autos oft schwierig gestaltet - und zeitaufwendiger als erwartet. Jeder fünfte BEV-Werkstattkunde wartet laut Studie länger als gedacht auf sein Auto, im Falle von Verbrennern sind es hingegen nur 6 Prozent. In eine ähnliche Richtung geht auch ein Befund, zu dem der Gesamtverband der Versicherer (GDV) gelangt ist und den er als "alarmierend" bezeichnet. "Die Reparaturkosten von Elektroautos sind viel höher", sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen, "sie liegen im Schnitt um 30 bis 35 Prozent über denen vergleichbarer Autos mit Verbrennungsmotor". Vor allem dann, wenn der Akku betroffen ist, kann das richtig ins Geld gehen.

Positiver Trend

Festzuhalten bleibt allerdings, dass sich bei der Werkstatt-Frequenz von Elektroautos eine positive Entwicklung abzeichnet. Denn 2022 waren noch deutlich mehr BEVs von einer außerplanmäßigen Reparatur oder einem Rückruf betroffen gewesen.

Werkstattaufenthalt E-Auto

Marken-Ranking: Skoda-Elektroautos waren laut Uscale-Studie besonders oft in der Werkstatt zu Gast. Uscale

Und es gibt Unterschiede zwischen den einzelnen Marken. Besonders oft - siehe auch Grafik - musste bei Skoda-, Audi- und Opel ein technischer Defekt behoben werden, während Nissan, BMW und Mercedes hier ein signifikant besseres Ergebnis ablieferten.

Wohlhabende E-Mobilisten

Uscale hat sich in seiner Untersuchung aber auch mit weiteren Fragestellungen beschäftigt. So ergab es sich, dass die Fahrer und Fahrerinnen von Elektroautos ein vergleichsweise hohes Haushaltseinkommen haben. 58 Prozent verfügen monatlich über mindestens 4000 Euro, dem steht eine Quote von lediglich 33 Prozent bei den Verbrenner-Nutzern und -Nutzerinnen gegenüber. Dieses Ergebnis verwundert nicht, denn E-Mobile sind in der Regel immer noch teurer als Benziner oder Diesel.

Bitte laden - kostenfrei!

Außerdem scheinen es die Werkstätten mit neuen Service-Ansprüchen zu tun bekommen: Ein Drittel der E-Mobilisten erwartet, dass ihr Fahrzeug bei Abholung voll - und kostenfrei! - geladen bereitsteht. Und fast drei Viertel von ihnen legt Wert drauf, dass ein von der Werkstatt bereitgestellter Ersatzwagen ebenfalls elektrisch fährt.

ule