Bundesliga

Maier im Interview: "Europa spielt überhaupt keine Rolle"

Augsburgs Mittelfeldspieler "im Flow"

Maier im Interview: "Dieses Europa-Thema spielt überhaupt keine Rolle"

Augsburgs Arne Maier strahlt wieder.

Augsburgs Arne Maier strahlt wieder. IMAGO/Eibner

Herr Maier, man sieht Sie in den letzten Wochen wieder viel strahlen.

Im Moment läuft es für uns und für mich persönlich richtig gut. Ich bin wieder in der Startelf, wir gewinnen. So kann es weitergehen!

Muss ein Fußballprofi einfach nur spielen, um glücklich zu sein?

Es ist manchmal so einfach. Wenn du spielst und die Mannschaft gewinnt - der Mannschaftserfolg steht natürlich im Vordergrund -, dann zaubert dir das ein Lächeln ins Gesicht.

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Umgekehrt also die Frage: Wie unglücklich waren Sie im ersten Halbjahr dieser Saison?

Natürlich war ich nicht zufrieden, aber das ist ja auch normal als Fußballprofi, wenn du nicht spielst.

In der vergangenen Rückrunde zählten Sie unter Ex-Trainer Enrico Maaßen zu den Leistungsträgern, steuerten fünf Tore zum Klassenerhalt bei. Was ist danach passiert?

Am Anfang dieser Saison, zum ersten Spieltag gegen Gladbach, war ich krank, konnte deshalb nicht spielen. Und dann war es schwierig, reinzukommen. Die Hinrunde ist auch aufgrund meiner Verletzung nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe, das muss man ganz klar so sagen.

Nach dem Erstrunden-Pokalaus in Unterhaching, bei dem Sie in der Startelf standen, fanden Sie sich auf der Bank wieder, kamen bis zu Maaßens Entlassung kaum noch zum Zug. Hat er Ihnen eine Begründung geliefert?

Wir haben uns ausgetauscht, ich habe ihn auch nach seiner Entlassung nochmal angerufen und mich bedankt. Er meinte dann, dass er vielleicht nicht immer die richtige Entscheidung getroffen hat. Damals jedenfalls haben wir die Formation umgestellt im Vergleich zur letzten Saison. Das ist uns, finde ich, nicht so zugutegekommen.

Aber hat es Sie nicht gerade dann, als es gar nicht lief, noch mehr gereizt zu sagen: "Trainer, hier bin ich, lass mich spielen."?

Natürlich war das mein Antrieb, Fußball ein schneller Sport. Es geht so schnell in die eine Richtung, aber auch wieder in die andere Richtung. Deswegen möchte ich gar nicht so viel über die Vergangenheit sprechen und eigentlich mehr in die Zukunft schauen.

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"Das war natürlich ein Scheißgefühl"

Trotzdem müssen wir noch ein bisschen zurückblicken. Kurz nachdem Maaßens Nachfolger Jess Thorup seine Arbeit aufgenommen hatte, bremste Sie eine Sprunggelenksverletzung für mehrere Wochen aus, andere konnten sich empfehlen.

Das war im Training, eine unglückliche Aktion. Ein Mitspieler war zu spät gekommen, hat mich getroffen, und ich wusste gleich: Okay, das ist jetzt etwas, das auf jeden Fall nicht nur fünf Minuten wehtut und dann weg ist. Das war natürlich ein Scheißgefühl, aber es gehört zum Sport dazu. Ich habe jetzt schon die eine oder andere Verletzung überstanden und bin immer gestärkt zurückgekommen.

Bis zum Jahreswechsel standen Sie bei vier Kurzeinsätzen in der gesamten Hinrunde. Haben Sie im Januar mal über einen Abschied nachgedacht?

Nein, das war für mich überhaupt keine Option, weil ich mich auch einfach wohlfühle in Augsburg, mich mit dem Trainer super verstehe. Ich wollte hier unbedingt wieder angreifen, wollte meine Leistung bringen, mich zeigen. Deswegen habe ich über einen Wechsel nie nachgedacht.

"Eine Ehre, dass man den Titel gewonnen hat"

Ist der Titel des U-21-Europameisters manchmal eine Belastung, wenn es nicht so gut läuft?

Nein, gar nicht. Das war doch schön! Eine Ehre, dass man den Titel gewonnen hat, dass man dort mitgespielt hat. Ich weiß, die Verbindung mit der U-21-Europameisterschaft kommt oft, aber mich freut es, dass wir den Titel damals gewonnen haben. Deswegen ist es für mich auch keine Belastung.

Nach vielen Kurz-Einsätzen unter Thorup kam Ende Februar der 2:1-Sieg gegen Freiburg, an dem Sie als Joker Ihren Anteil trugen. Blöde Frage, aber wie wichtig sind manchmal kleine Erfolgserlebnisse?

Sehr wichtig! Für mich war immer klar: Wenn ich reinkomme, möchte ich auf mich aufmerksam machen. Das hat vorher in Bochum schon geklappt, als ich den Handelfmeter bekommen habe und einen Pfostenschuss hatte. Ich habe immer versucht, Leistung zu bringen. Gegen Freiburg hatte ich über eine halbe Stunde Spielzeit, und es freut mich einfach, dass wir das Spiel noch gedreht haben. Danach hat der Trainer mit mir gesprochen und hat mir signalisiert, dass ich davon ausgehen kann, am nächsten Wochenende in der Startelf zu stehen, wenn ich so weitermache.

"Ich lasse mich nicht aus der Ruhe bringen"

Was beim 6:0 in Darmstadt der Fall war. Sie zahlten das Vertrauen zurück, lieferten beim 1:0-Sieg gegen Heidenheim den entscheidenden Assist, trafen anschließend zum Ausgleich beim 3:1-Sieg in Wolfsburg. Wie verändert das Ihre tägliche Herangehensweise an den Job?

Für mich verändert sich gar nichts. Ich gehe genauso gerne zum Training wie vorher und bin immer noch der gleiche. Im Fußball geht es so schnell nach oben und nach unten, dass sich alles von einer Minute auf die andere ändern kann, wie man bei uns im Spiel gegen Wolfsburg gesehen hat. Ich lasse mich aber nicht aus der Ruhe bringen, sondern ich mache einfach weiter mein Ding.

Statt als verkappter Rechtsaußen wie noch unter Maaßen, spielen Sie jetzt als linker Achter in einer engen Raute. Was hat sich für Sie verändert?

Verkappter Rechtsaußen mit dem Ball, Rechtsverteidiger gegen den Ball, da war vieles dabei. So wie jetzt auch. Ich kann im Mittelfeld so ziemlich jede Position spielen. Ich bin in meinen Joker-Einsätzen mal auf der Zehn reingekommen, dann gegen Bochum auf die Holding Six als defensiver Sechser. Und jetzt spiele ich auf der linken Acht. Wo mich der Trainer aufstellt, ist mir relativ egal. Hauptsache ich spiele und helfe der Mannschaft.

Haben Sie trotzdem eine bevorzugte Position?

Die Zehn oder Acht auf jeden Fall. Gerne so ein Zwischending. Schon eher der offensivere Part, dass ich das Spiel aufbauen und gestalten kann.

Was hat sich generell verändert unter Thorup?

Erstmal haben wir das Spielsystem verändert und die Taktik umgestellt, wir haben ja vorher sehr viel Mann gegen Mann gespielt, eigentlich über den kompletten Platz. Das machen wir nicht mehr. Wir haben mit ihm eine sehr ruhige Person, die klar in der Ansprache ist. Wir haben mit ihm eine tolle Entwicklung genommen. Ich hoffe natürlich, es geht so weiter.

Ist das die beste Phase, die Sie in Ihren nun zweieinhalb Jahren beim FCA erlebt haben?

Im Moment ja, Ich fühle mich in Augsburg super wohl, ich spiele, wir gewinnen.

Aktuell ist der FCA Siebter, würde dadurch vermutlich am Europacup teilnehmen. Wie ambitioniert gehen Sie ins letzte Saisonviertel?

Die Frage habe ich jetzt schon ein paarmal gehört, und ich kann nur wieder die gleiche Antwort geben. (grinst)

"Wir schauen von Spiel zu Spiel"?

Wir schauen von Spiel zu Spiel! Bei uns spielt dieses Europa-Thema überhaupt gar keine Rolle im Moment. Am nächsten Wochenende steht Köln an, und da wird sich wirklich nur auf Köln konzentriert. Und am 34. Spieltag sehen wir dann, wo wir rausgekommen sind.

"Einfach den Flow mitnehmen und weiter auf der Welle reiten"

Warum traut man sich als kleinerer Klub nicht mal, ambitioniertere Ziele laut auszusprechen?

Wenn du die letzten zwei Jahre immer bis zum Schluss um die Klasse gekämpft hast … Vor allem letztes Jahr ging es ja wirklich gar nicht knapper. Wir wären fast noch in der Relegation gelandet! Mit den 35 Punkten, die wir jetzt haben, ist vermutlich noch niemand abgestiegen, aber trotzdem wollen wir bodenständig bleiben und so weiterarbeiten wie zuletzt. Einfach den Flow mitnehmen und weiter auf der Welle reiten.

Ihr Vertrag beim FCA läuft 2025 aus, Sportdirektor Marinko Jurendic kündigte zuletzt Gespräche an. Wie sehen Ihre Pläne aus?

Ich fühle mich hier in Augsburg, wie gesagt, sehr wohl, finde die Stadt toll, finde den Verein super. Gespräche gab es noch nicht, aber ich will mich gerade sowieso auf jedes Training und jedes Spiel zu 100 Prozent konzentrieren. Es wird bestimmt zu gegebener Zeit Gespräche geben.

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