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Liverpool-Trainer Jürgen Klopp hadert nach 2:2 gegen Bournemouth: "Da hätte ich mich fast übergeben"

Liverpool patzt wieder gegen einen "Kleinen"

Klopp hadert: "Da hätte ich mich fast übergeben"

Nicht schon wieder! Jürgen Klopps Reaktion nach dem Schlusspfiff gegen Bournemouth.

Nicht schon wieder! Jürgen Klopps Reaktion nach dem Schlusspfiff gegen Bournemouth. picture alliance

Premier-League-Fans wissen das: Wenn das Frühjahr anbricht, sollte man der Tabelle nicht mehr trauen, der Blick trügt. Der FC Liverpool zum Beispiel ist mit 60 Punkten Dritter mit einem bequemen Sechs-Punkte-Vorsprung auf die Nicht-Champions-League-Ränge - wenn die zahlreichen noch ausstehenden Nachholspiele der Konkurrenz nicht wären. Deren Siege vorausgesetzt, "virtuell" also, ist Liverpool gerade eher Fünfter oder Sechster.

Da tut so ein maßlos unnötiges 2:2 wie am Mittwochabend gegen den Tabellen-13. Bournemouth besonders weh, irgendwo in der Magengegend. Nachdem Divock Origi das Spiel mit seinem Tor zum 2:1 komplett für die Reds gewendet hatte (59.), nahm das Unheil seinen Lauf, und zwar tatsächlich in der Magengegend, der von Philippe Coutinho nämlich.

Als Coutinhos Magen nicht mehr mitspielte, nahm das Unheil seinen Lauf

Der Brasilianer, Schütze des 1:1-Ausgleichs (40.), machte schon bei seinem Torjubel ein unerwartet schmerzverzerrtes Gesicht, ihm ging es nicht gut. Nach dem 2:1 dann musste er sich auswechseln lassen. "Wir mussten ihn rausnehmen, weil ihm schon zur Pause schlecht war", berichtete Trainer Jürgen Klopp. "Er hat sich übergeben, dann gesagt, dass er sich besser fühlt, aber es war klar, dass wir ihn auswechseln, wenn er das Zeichen gibt." In der 65. Minute war es so weit. "Es ist kein Spaß, wenn du deinen besten Spieler runternehmen musst."

Klopp brachte den leicht angeschlagenen Joel Matip und stellte um auf Dreierkette mit Lucas und Emre Can als Doppel-Sechs. Klappte es deswegen nicht mit dem Punktgewinn? Eddie Howe, Bournemouths Trainer, hatte eine andere Theorie: "Es war eher der menschliche Instinkt der Liverpooler, sich ein wenig auf dem auszuruhen, was sie hatten, als irgendetwas Taktisches."

Wenn mein Sohn etwas macht, was nicht richtig ist, liegt ein großer Teil der Verantwortung wahrscheinlich bei mir: Ich hätte es besser erklären müssen.

Jürgen Klopp

Die Reds verpassten es jedenfalls, "das Spiel zu schließen", wie es Klopp nannte, "wir haben es weit offen gelassen". In der 87. Minute erzielte Joshua King das 2:2. Klopp: "Ein zweiter Ball nach einer Standardsituation - da hätte ich mich fast übergeben."

Genauer gesagt war es ein Einwurf, den Dejan Lovren nicht entscheidend klären konnte, gefolgt von einem Schuss von Charlie Daniels, den Emre Can nicht entscheidend klären konnte, gefolgt von einem Schuss von Harry Arter, der bei King landete, weil Ragnar Klavan nicht entscheidend klären konnte. Bournemouth nutzte also weniger einen zweiten Ball, eher einen dritten oder vierten. Klopps Bauchgrummeln war nachvollziehbar.

"All das ist meine Verantwortung", beeilte er sich trotzdem zu sagen. Er werde eine Lösung dafür finden. "Wenn mein Sohn etwas macht, was nicht richtig ist, liegt ein großer Teil der Verantwortung wahrscheinlich bei mir: Ich hätte es besser erklären müssen. Die Situation heute ist nicht völlig anders."

Klopp findet positiven Ansatz: "Es hätte schlimmer kommen können"

Klopp ganz väterlich: "Ich werde ihnen mitteilen, dass auch sie einen Beitrag dazu geleistet haben, aber mehr gibt es nicht zu sagen. Wie ich in dieser Saison schon sagte: Für die schlechten Dinge bin ich verantwortlich, für die guten die Spieler. Ich glaube, das ist ein fairer Deal, weil ich in einem Alter bin, um damit umzugehen."

Letztlich konnte er dem mageren 2:2 sogar etwas Positives abgewinnen. "Es ist ein Punkt mehr als vorher, es hätte schlimmer kommen können." Eine Einschätzung, die nach so einem Spiel wohl nur in Liverpool funktioniert - aus Erfahrung: "Wir haben ähnliche Spiele in dieser Saison schon verloren." Wie wahr: Wieder einmal patzte Liverpool gegen einen "Kleinen" (Beispiel Hinspiel: 3:4), und an den finalen sieben Spieltagen warten sieben weitere: Stoke (12.), West Bromwich (8.), Crystal Palace (16.), Watford (10.), Southampton (9.), West Ham (15.) und Middlesbrough (19.). Magenschonend klingt das nicht.

jpe