Bundesliga

Kampl: "Ich bin kein Innenstadt-Typ"

Dortmunds Neuzugang will seine Stärken einbringen

Kampl: "Ich bin kein Innenstadt-Typ"

Hoffnungsträger im Dortmunder Abstiegskampf: Winter-Neuzugang Kevin Kampl.

Hoffnungsträger im Dortmunder Abstiegskampf: Winter-Neuzugang Kevin Kampl. Getty Images

kicker: Herr Kampl, Zinedine Zidane ist Ihr Idol. Gibt es auch einen Fußballer der Gegenwart, von dem Sie sich einiges abschauen?

Kevin Kampl: Natürlich finde ich Messi und Cristiano Ronaldo überragend. Trotzdem ist und bleibt Zidane mein Vorbild. Er ist für mich einer der besten Fußballer aller Zeiten.

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kicker: Man vergleicht Sie gerne mit Stars wie Marco Reus oder Franck Ribery. Wem ähneln Sie mehr?

Kampl: Ich versuche mein Ding zu machen - und eifere niemandem nach. Ich vergleiche mich ungern mit anderen Spielern. Andere können das gerne tun, ich nicht.

kicker: Sie wurden mal als "Li-la-Launespieler" charakterisiert, der unbekümmert drauflos dribbele. Fühlen Sie sich damit richtig beschrieben?

Kampl: Es ist eine meine Stärken, dass ich das Tempodribbling suche und aus den ersten drei, vier Metern mit dem Ball meinen Vorteil ziehe - um mit einem Pass in die Tiefe oder mit einem Doppelpass die letzte Linie des Gegners zu überspielen. Ob das unbekümmert aussieht, weiß ich nicht. Ich denke mir schon meinen Teil dabei. Bestimmte Sachen kann ich gut, andere weniger gut. Die, die ich gut kann, versuche ich so oft wie möglich einzubringen.

kicker: Zum Trainingsauftakt vor einer Woche sagte Jürgen Klopp über Sie: "Kevin bringt viel mit. Wir werden ihm auch noch einiges mitgeben." Was wird das sein?

Kampl: Ich werde in den nächsten Wochen und Monaten sehen, was ich noch alles beigebracht bekomme (lacht). Ich kann mich in allen Belangen verbessern, und das ist auch ein Grund, warum ich nach Dortmund gekommen bin: Ich will meine Stärken einbringen, kann aber auch noch einiges lernen.

kicker: Sie haben Klopp gleich als "unfassbar positiven Typen" charakterisiert. Hat vor allem der Trainer den Ausschlag für Ihren Wechsel gegeben?

Kampl: Wir haben uns getroffen und uns unterhalten. Das war ein sehr offenes Gespräch, ohne Scheu, ganz ehrlich. Davon war ich total angetan; ich habe danach gar nicht mehr groß überlegen müssen, sondern habe sofort Ja gesagt.

kicker: Bisher war Marc Janko, der für sieben Millionen Euro von Salzburg nach Enschede wechselte, der teuerste Transfer Österreichs. Jetzt führen Sie dieses Ranking mit zwölf Millionen Euro an. Bedeutet Ihnen das etwas?

Kampl: Das ist natürlich eine ordentliche Summe für einen Spieler aus Österreich. Wenn man aus einer etwas kleineren Liga mit deutlich weniger Potenzial als in Deutschland kommt, sind zwölf Millionen Euro sehr viel Geld. Ich werde alles tun, um dieser Summe auch gerecht zu werden und das in mich gesetzte Vertrauen zu bestätigen.

kicker: Gegenüber dem Red-Bull-Magazin erklärten Sie einmal: "18 Millionen Euro bin ich nicht wert". Zwölf Millionen schon?

Wenn ich zu viel Muffe gehabt hätte, hätte ich es nicht gemacht.

Kevin Kampl über seinen Wechsel zum BVB.

Kampl: Das wird man sehen. In einem Jahr lässt sich das besser beurteilen. Ich hoffe, dass ich das wert bin.

kicker: Um Sie rankten sich schon im Herbst reichlich Spekulationen über einen Weggang nach England oder Deutschland. War Ihnen langweilig in Österreich, wo Red Bull Salzburg in der Liga konkurrenzlos ist - aber die Champions League als großes Ziel verpasste?

Kampl: Dass wir im Sommer die Champions League verpasst haben, war ein echter Knick für mich. Dass wir das gegen Malmö noch aus der Hand gegeben haben (2:1, 0:3, die Red.), war bitter. Wir waren alle am Boden zerstört. Für mich war dann klar: Wenn ich irgendwann die Chance kriege, in einer Top-Liga zu spielen, möchte ich sie auch ergreifen. Sauer sind die Leute in Salzburg deshalb nicht: Sie wünschen mir trotzdem viel Glück.

kicker: Mutet es für Sie komisch an, dass Ihr erstes Pflichtspiel Sie ausgerechnet nach Leverkusen führt, zu dem Klub, der Sie ebenfalls gerne verpflichtet hätte?

Kampl: Dorthin zu kommen, wird ein komisches Gefühl sein. Aber ich freue mich darauf. Ich sehe mit Roger Schmidt meinen alten Trainer wieder, dem ich sehr viel zu verdanken habe.

kicker: Fast zwangsläufig gilt ein neuer Spieler bei einem Klub, der im Abstiegskampf steckt, als Hoffnungsträger. Tragen Sie schwer an diesem Rucksack?

Kampl: Ich muss damit umgehen. Schon bevor ich unterschrieben habe, war mir klar, dass es so sein könnte. Wenn ich zu viel Muffe gehabt hätte, hätte ich es nicht gemacht. Dann wäre ich in Salzburg geblieben - oder hätte woanders für den Sommer zugesagt. Meine Ausgangsposition wäre eine ruhigere gewesen.

kicker: In Salzburg gingen Sie häufiger mit Ihrem brasilianischen Kollegen Alan angeln. Teilt dieses Hobby jemand von Ihren neuen Dortmunder Mitspielern?

Kampl: Ich habe noch nicht gefragt. Für mich war es in Salzburg ein super Ausgleich, zu einem See zu fahren, mich für ein paar Stunden hinzusetzen und die Angel reinzuwerfen.

Interview: Thomas Hennecke