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Dem TSV Rain/Lech droht der nächste Abstieg

Ex-Regionalligist zuletzt fünfmal sieglos

"Jetzt stehen wir natürlich unter Druck": Rain/Lech droht der nächste Abstieg

Dominik Schröder und der TSV Rain/Lech befinden sich auf Talfahrt. Kann der letztjährige Regionalligist den zweiten Abstieg verhindern? (Archivfoto)

Dominik Schröder und der TSV Rain/Lech befinden sich auf Talfahrt. Kann der letztjährige Regionalligist den zweiten Abstieg verhindern? (Archivfoto) IMAGO/foto2press

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Je ein 1:0 gegen die ebenfalls aus der Regionalliga abgestiegenen Teams aus Heimstetten und Pipinsried sowie ein 2:1 gegen Gundelfingen - nach drei Spielen und neun Punkten zum Auftakt des Jahres 2024 schien es, als würde der TSV Rain/Lech als Neuntplatzierter das verbleibende Halbjahr um die goldene Ananas spielen. Dann allerdings folgte ein Einbruch mit vier Niederlagen in Serie und der Sturz Richtung unteres Tabellendrittel. "Unser Vorsprung auf die Abstiegszone ist in dieser Phase von elf auf drei Punkte geschrumpft, weil die hinteren Mannschaften gut gepunktet haben", hat Rains Trainer David Bulik die tabellarische Entwicklung der vergangenen Wochen genau im Kopf. "Jetzt stehen wir natürlich unter Druck. Auch weil wir bisher nicht im Abstiegskampf dabei waren. Da tust du dich automatisch schwerer als eine Mannschaft, die schon länger unten drin steht."

Emotionale Achterbahnfahrt gegen Deisenhofen

Wie es mit dem Klassenerhalt funktionieren kann, zeigte die Mannschaft jedoch am Wochenende gegen das Spitzenteam aus Deisenhofen. Obwohl man sich beim TSV nach der Achterbahnfahrt seiner Gefühle nicht sicher war: "Vor dem Spiel hätte ich den Punkt mitgenommen. Nach dem Spiel fühlt es sich an, als hätten wir insbesondere aufgrund der letzten zehn Minuten gewinnen müssen", bilanziert Bulik zwiegespalten hinsichtlich der vergangenen 90 Minuten. "Deisenhofen war spielerisch natürlich besser, wir wollten sie durch Umschaltaktionen aber vor Probleme stellen. Das haben wir in der ersten Halbzeit gut gemacht und führen 2:0. Direkt vor der Pause kassieren wir durch eine Unaufmerksamkeit allerdings den Anschlusstreffer. Das hat sehr weh getan und war wie ein Schlag ins Gesicht, während Deisenhofen gepusht wurde."

Trotz aller Vorsätze in der Halbzeitpause konnte der Regionalliga-Absteiger den Gegentreffer nicht abschütteln, sondern zeigte sich laut Bulik schwer verunsichert: "Wir haben komplett die Kontrolle verloren. Das war ein Blackout über 20 Minuten, in denen wir Deisenhofen eine Chance nach der anderen ermöglicht haben." Und die als Tabellenfünfter angereisten Oberbayern bestraften den TSV für jene lethargische Phase innerhalb von zwei Minuten: Der Ausgleich resultierte aus einem schlecht verteidigten Eckball, kurz darauf prallte ein Pfostenschuss vor die Füße eines einschussbereiten Gästeakteurs - 2:3 aus Sicht des TSV, der nach gut 60 Minuten auseinanderzufallen schien.

"Ich war ehrlicherweise geschockt, wie einfach wir das Spiel aus der Hand gegeben haben", zeigt sich Bulik noch immer fassungslos über den Re-Start in die zweite Halbzeit, bewies mit seiner Mannschaft dann jedoch Nehmerfähigkeiten. "Wir haben schnell mehrfach gewechselt und konnten den Schalter dadurch glücklicherweise wieder umlegen. Nach dem 3:3 hatten wir unsererseits Chancen im Minutentakt, konnten aber sogar einen Fehler des Torwarts im Spielaufbau nicht nutzen." So blieb Eugen Belousows Ausgleichstreffer in Minute 84 der finale Akt in einem wilden Spiel, das beide Seiten etwas ratlos zurückließ.

Durch individuelle Fehler in Abstiegsgefahr

Apropos Ratlosigkeit: Die übermannt David Bulik auch in Bezug auf die Anzahl der individuellen Fehler in den vergangenen Wochen: "Wir machen uns da vieles selbst kaputt. Oft sind wir mit dem Gegner auf Augenhöhe, tun uns mit eigenen Böcken aber enorm weh und bringen uns um den verdienten Lohn. In den drei Spielen vor Deisenhofen war der Treffer zum 0:1 stets ein individueller Fehler. Und aufgrund der aktuellen Negativserie fehlt anschließend natürlich das Selbstvertrauen, um wieder zurückzukommen." Insofern dürfte das Remis gegen Deisenhofen vielleicht den Glauben an die eigene Widerstandsfähigkeit nach Rückschlagen stärken. Wichtig wäre diese Erkenntnis vor den nun anstehenden Spielen allemal. Denn mit dem Nachholspiel am Tag der Arbeit beim Tabellenletzten aus Kirchheim bietet sich für den TSV eine große Chance, die Distanz zu den Relegationsplätzen wieder zu vergrößern.

Zuvor wartet allerdings noch das Gastspiel bei den kleinen Löwen. "Die beiden Spiele werden aus meiner Sicht entscheidend. 1860 ist eine Wundertüte. Die schlagen erst Nördlingen 4:1, verlieren dann aber 0:6 in Kirchheim. Und ein Sieg am 1. Mai würde uns natürlich unheimlich gut tun. Daher gilt es einfach, in den kommenden zwei Spielen so viele Punkte wie möglich zu holen", hofft Bulik auf den Turnaround nach schwierigen letzten Wochen. Mit zwei Dreiern würden sich die Rainer mit dann 43 Punkten wohl den Klassenerhalt sichern und einem entspannten Saison-Ausklang im Mai entgegensteuern. Andernfalls droht aufgrund des knüppelharten Restprogramms mit dem Top-Duo aus Augsburg und Erlbach eine Saisonverlängerung mittels Relegation. Die wäre dann die letzte Ausfahrt, um den zweiten Abstieg in Folge und eine Art Zäsur beim TSV Rain/Lech zu vermeiden. Schließlich spielte der Verein in den nun elf Jahren seit der Ligen-Reform größtenteils in der Regionalliga, mindestens jedoch in der Bayernliga Süd.

Simon Ruß

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