Bundesliga

TSG Hoffenheims Problem mit der Dosierung

Dabbur: "Vielleicht wollten wir zu sehr den Sieg"

Hoffenheims Problem mit der Dosierung

Holte mit seinem Team in den vergangenen vier Bundesligaspielen nur einen Punkt: Hoffenheims Coach Sebastian Hoeneß.

Holte mit seinem Team in den vergangenen vier Bundesligaspielen nur einen Punkt: Hoffenheims Coach Sebastian Hoeneß. imago images

Nichts war plötzlich mehr zu erkennen von dem Elan der ersten Halbzeit, von entschlossenem Spiel nach vorne. Alles wirkte auf einmal behäbig und gemächlich. "Wir kommen nicht gut aus der Halbzeit, da hat ein bisschen Energie gefehlt, da hat man die Belastung und einen Widerstand gespürt", so nahm es Trainer Sebastian Hoeneß wahr, seinen Spielern sei es "schwer gefallen, sich dagegen aufzulehnen. So hat es sich angefühlt."

Offenkundig eine Kopfsache. Kein körperliches Problem. Das bewies die TSG allerdings erst nach dem Strafstoß und dem Platzverweis gegen Robert Skov. "Ein Nackenschlag und eine sehr harte Entscheidung", wie Hoeneß fand, "ich sehe keinen extrem harten Schubser und mit Ryan Sessegnon auch noch einen zweiten Spieler, der noch hätte eingreifen können. Und in dieser Kombination halte ich es für eine zu harte Entscheidung."

Die sich seine bis dahin fahrige und zu verhaltene Truppe allerdings selbst eingebrockt hatte. Denn danach bewies die TSG, dass es keine Frage fehlender Kräfte war. In Unterzahl übernahmen die Hausherren wieder die Initiative und die Spielkontrolle und kamen tatsächlich zum Ausgleich. "Das war eine starke Reaktion der Mannschaft, eine unglaubliche Mentalität, unbedingt zurückkommen zu wollen", stellte Hoeneß fest, "wir haben verdient das 1:1 gemacht. Man hat nicht gemerkt, dass wir in Unterzahl sind." Wegen der neuen psychologischen Konstellation. "Man steht mit dem Rücken zur Wand, hat nichts mehr zur verlieren und dann spielen auch taktische Dinge keine Rolle mehr." Die dann plötzlich wieder spürbare Energie und Entschlossenheit, "wünscht man sich natürlich schon vorher bei Elf gegen Elf".

Sessegnon: "Im Nachhinein ist man schauer"

Doch auch nach dem ersehnten Ausgleich fehlte Hoffenheim die richtige Dosierung. Diesmal nicht der Kräfte und des Aufwandes, sondern strategisch. In der Euphorie wollte die - nach wie vor dezimierte - Mannschaft zu viel. "Wir haben eine sehr gute Mentalität gezeigt, aber leider nicht zumindest den einen Punkt geholt. Wir sind natürlich alle enttäuscht", versicherte Torschütze Munas Dabbur, der sich wenig später nach seiner Auswechslung von außen den weiteren Verlauf anschaute. "Wir wollten das 2:1 machen, aber vielleicht wollten wir da auch zu sehr den Sieg. Wir müssen daraus lernen."

Auch Sessegnon haderte: "Wir sind mit einer starken Mentalität zurückgekommen und dann ist immer die Frage, ob man versucht, weiter Druck zu machen. Im Nachhinein ist man natürlich schlauer, da würde man vielleicht eher versuchen, einfach das Unentschieden halten." Da ließ sich die TSG wohl vom eigenen Schwung mitreißen. "Ganz bitter, dass wir dann wieder in Rückstand geraten, weil wir nicht gut verteidigen, wir waren hinten in Gleichzahl", analysierte Hoeneß, "wir wollten eine gute Mischung finden, und vielleicht sogar vorne noch einen reinhauen, das spricht für das Team." Der Wille und die Kraft waren da. Aber die Dosierung stimmte nicht.

Michael Pfeifer

Bilder zur Partie TSG Hoffenheim - 1. FC Union Berlin