Hat Sorge, auch verletzt zu werden: Arsenals Keeper Jens Lehmann, hier gegen Robbie Savage von Blackburn. imago
In die Diskussion um die schwere Verletzung von Petr Cech hat sich nun auch Jens Lehmann eingeschaltet. Der Keeper des FC Arsenal macht sich Sorgen, möglicherweise selbst bei einer Stürmer-Attacke verletzt zu werden und fordert deshalb mehr Schutz für Torhüter im englischen Fußball. "Ich weiß, dass die englische Liga härter ist als andere, aber hier respektiert man die Torhüter nicht. Ich habe Angst, denn mit meinem Stil zu spielen, bin ich auch ein potenzielles Opfer", so der deutsche Nationaltorwart vor der Champions-League-Partie mit dem FC Arsenal bei ZSKA Moskau am Dienstagabend. Sollte sich an der Situation nichts ändern, müsse er seinen Spielstil aus Selbstschutz überdenken.
"Ja, Fußball ist ein Männersport", sagt Lehmann, "aber was man bedenken muss ist, dass diese Männer auch Frauen und Kinder haben, die ihren Vater nicht in einem Rollstuhl sitzen sehen möchten."
Jens Lehmann
Zudem kritisierte der 36-Jährige die in der Zeitung "Daily Mail" abgedruckten Meinungen von TV-Experten, denen zufolge Torhüter "echte Männer" sein müssten. "Ja, Fußball ist ein Männersport", sagt Lehmann, "aber was man bedenken muss ist, dass diese Männer auch Frauen und Kinder haben, die ihren Vater nicht in einem Rollstuhl sitzen sehen möchten." Für die schwer verletzten Cech und Cudicini hegt Lehmann Mitgefühl. "Es tut mir Leid für beide. Aber es macht mich auch wütend."
Cech kann nach seiner schweren Kopfverletzung vermutlich mindestens ein halbes Jahr kein Fußball spielen. Nach Auskunft der Ärzte vom Montag würde eine zu frühe Rückkehr des 24-Jährigen ins Tor des englischen Fußball-Meisters nach seinem am Samstag erlittenen Schädelbruch große Risiken bergen. Beim 1:0-Erfolg der Blues in der Premier League beim Aufsteiger FC Reading mussten Cech und Cudicini schwer verletzt vom Platz getragen werden.
Musste mit Schädelbruch vom Feld getragen werden: Chelseas Keeper Petr Cech. dpa
Vor allem Cechs Unfall erhitzte die Gemüter. Schon nach 16 Sekunden hatte er das Knie von Readings Stephen Hunt im Gesicht zu spüren bekommen und verlor das Bewusstsein. Nur mit Glück sei Cech noch am Leben, meinte Chelseas Trainer José Mourinho nach dem Spiel aufgewühlt und forderte umgehend eine Untersuchung des Zwischenfalls durch den englischen Fußball-Verband. "Er war sofort ohne Bewusstsein und musste direkt ins Krankenhaus", erklärte der Coach.
Mourinhos Äußerungen wurden auf der Insel sehr unterschiedlich aufgenommen. Arsenals Torhüter-Legende Bob Wilson sagte, er sei sehr enttäuscht über die Aussagen des portugiesischen Trainers und mochte sich nicht vorstellen, dass die Reading-Profis Hunt und Sonko die Keeper absichtlich verletzten.
Cech wurde in Oxford operiert. "Der Eingriff war erfolgreich, es ist aber noch zu früh, um eine genaue Aussage über den Zustand zu machen", sagte ein Sprecher nach dem Eingriff der Radcliffe Infirmary Klinik, am Montagabend gab es aber Entwarnung. Chelsea ließ in einer Pressemitteilung verlauten, "dass sich Petr Cech auf dem Wege der Besserung befindet. Er ist wieder dauerhaft bei Bewusstsein und hat auch bereits mit seiner Ehefrau Martina gesprochen".
Hunt verteidigte derweil seine Aktion: "Ich wollte zu 100 Prozent auf den Ball gehen. Ich hoffe, Petr wird ganz schnell wieder komplett gesund." Rückendeckung bekam Hunt auch von seinem Trainer Steve Coppell, der Mourinhos Vorwürfe konterte, Hunt habe nach dem Zusammenprall auch noch gelacht und keinerlei Besorgnis gezeigt: "Keiner meiner Spieler würde lachen, wenn sich jemand verletzt. Dafür kann ich garantieren."
Chelsea-Mediziner bangten um Cechs Leben
Die Chelsea-Mediziner räumten mittlerweile ein, dass sie zwischenzeitlich Befürchtungen gehabt hätten, Cech könne den Unfall nicht überleben. "Die große Sorge war, dass sein Gehirn zu sehr anschwillt", wird ein Arzt im "Daily Mirror" vom Montag zitiert.
Der englische Fußballverband (FA) leitete Ermittlungen gegen Hunt ein. Die harschen Kommentare von Chelsea-Trainer José Mourinho nach dem Spiel sollen zudem ebenso untersucht werden wie die Rolle von Schiedsrichter Mike Riley, der die Schwere der Verletzung nicht erkannte und Cech eine Erstversorgung auf dem Platz verweigerte. Cech musste auf allen vieren vom Platz kriechen.
Für weniger Diskussionen sorgte die Verletzung von Cudicini, der kurz vor Spielende mit Ibrahima Sonko zusammenstieß. Da zu diesem Zeitpunkt das Auswechselkontingent bereits erschöpft war, musste der englische Nationalmannschaftskapitän John Terry in den letzten Minuten den Kasten sauber halten.
