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Calcio vor langem Chaos

Italien: Auch Staatsanwaltschaft legt Einspruch ein

Calcio vor langem Chaos

Staatsanwalt Stefano Palazzi

Fordert härtere Urteile im Manipulationsskandal: Staatsanwalt Stefano Palazzi. dpa

Der nationale Fußball-Verband denkt zumindest schon über eine Verschiebung um einen Monat nach.

Die Berufungsverhandlung wird im römischen Nobelhotel Parco dei Principi über die Bühne gehen. Bis zum Mittwoch, 26. Juli, soll das Urteil gesprochen sein. Die Entscheidung des Richters Pietro Sandulli soll aber bereits schon tags zuvor fallen, da an diesem Tag die Starterliste für die UEFA-Wettbewerbe vorliegen muss. Sollte der Prozess länger dauern, wird der kommissarische Verbandspräsident Guido Rossi die Liste nach dem erstinstanzlichen Urteil bilden.

Staatsanwalt Stefano Palazzi hält das erste Urteil indes für zu mild und legte sein Veto ein.

Palazzi hatte für Juventus Turin den Zwangsabstieg in die dritte Liga und für den AC Mailand in die zweite Liga gefordert. Rekordmeister Juve darf nach dem ersten Urteil in der Serie B mit 30 Minuspunkten starten, Milan bleibt erstklassig, darf aber nicht international mitspielen. Beide wehren sich mit aller Macht gegen die Urteile.

Allgemein wird damit gerechnet, dass die Zwangsabstiege für Juve, den AC Florenz und Lazio Rom Bestand haben werden.

Schlammschlacht zwischen Juve und Milan

Und so bewerfen sich die nervlich angeschlagenen Klubverantwortlichen dieser Tage sprichwörtlich mit Schmutz. Juves Aufsichtsrat Marco Tardelli forderte den Zwangsabstieg des Rivalen AC Mailand, da dieser nur dank seiner "Berlusconi-Verbindung" von einem Niedergang in die Serie B verschont geblieben sei.

Aus der Lombardei hallten dementsprechende Verbalattacken in den Piemont zurück. "Tardelli ist ein schäbiger Mensch", hieß es in einer offiziellen Mitteilung der "Rossoneri": "Statt sich um die Probleme seines eigenen Klubs zu kümmern, beschuldigt er die anderen. Er hat keine Gelegenheit ausgelassen, Berlusconi zu beschimpfen, obwohl er erst seit wenigen Tagen im Juve-Aufsichtsrat sitzt."

Der AC Mailand hofft derweil sogar wieder auf einen Start im UEFA-Cup. Der ehemalige Champions-League-Sieger war in der nach dem Ersturteil bereinigten Tabelle durch 44 Punkte Abzug auf Rang acht und damit eigentlich aus den UEFA-Cup-Startplätzen gerutscht. Doch da der vor Milan auf Platz sechs platzierte FC Empoli nicht für diesen Wettbewerb gemeldet hat, würden die "Rot-Schwarzen" nun nachrücken.

Empoli bemühte sich bislang erfolglos um eine nachträgliche Spielerlaubnis. Sollte der am Montag abgegebene Antrag abgeschmettert werden, riskiert der italienische Fußball ein bizarres Eigentor: Das abgestrafte Milan würde auf dem grünen Tisch mit einer Teilnahme am UEFA-Pokal belohnt.

Juve will Ex-Manager Moggi verklagen

Unterdessen will Rekordmeister Juventus seinen Ex-Manager Luciano Moggi auf Schadenersatz verklagen. Moggi selbst startete derweil eine Gegenoffensive. "Dieser Skandal hat im italienischen Fußball nichts geändert. Aus einem staubigen Haus, sind zwei Sandkörner gefegt worden, ich und der Giraudo. Und jetzt behauptet man, dass das Haus sauber ist", sagte die Schlüsselfigur im Korruptionsskandal in einem Interview mit der römischen Tageszeitung La Repubblica am Montag. Außerdem habe sich der Traditionsverein entschlossen, rechtliche Schritte gegen den ehemaligen Geschäftsführer Antonio Giraudo einzuleiten. Die beiden Ex-Manager waren zu Geldstrafen und einem fünfjährigen Berufsverbot verurteilt worden.