Champions League

Lille legt Einspruch ein

Frankreich: OSC-Trainer und Polizei erzürnen ManU

Lille legt Einspruch ein

Der 1:0-Sieg ist uninteressant. Es geht um Grundsätzliches. Chaos und Krawalle bestimmten das Champions-League-Achtelfinale zwischen dem OSC Lille und Manchester United. Zunächst sorgte die französische Polizei im offenbar überfüllten Gästeblock beinahe für eine Massenpanik, dann verließen auch noch die OSC-Akteure aus Protest über das Gegentor den Platz. Wegen fehlender Sicherheitsstandards war die Partie von Lille nach Lens verlegt worden.

Französische Polizisten vor dem ManU-Block

Chaos in Lens: Französische Polizisten vor dem ManU-Block. imago

"Es war der Wahnsinn. Die Polizisten haben uns an den Zäunen kleben gesehen und gesagt, dass sie die Tore nicht öffnen. Dann haben sie Hunde auf uns losgelassen und auf uns eingeschlagen. Als dann Tränengas gesprüht wurde, ist das Chaos ausgebrochen", berichtete ein geschockter ManU-Anhänger von den Vorkommnissen. Er will nun seine Video-Aufnahmen aus dem Fan-Block an den Verein weiterleiten.

Die Situation eskalierte, nachdem zwei Fans der "Red Devils" versucht hatten, sich aus dem überfüllten Block zu befreien. An der Eckfahne gab der Zaun nach. Zwei Frauen und ein Mann wurden evakuiert. Sicherheitskräfte versuchten, mit einer Metallkette weitere Fans zurückzuhalten. Und die französische Polizei setzte Tränengas ein. Das Chaos war perfekt. "Das zeigt, weshalb Metallkäfige in englischen Stadien nicht mehr erlaubt sind", schrieb der "Guardian". Auch Manchesters Keeper Edwin van der Sar klagte nach Spielschluss über Sehstörungen. Am Donnerstag wurde nun bekannt, dass der Gästeblock deswegen überfüllt war, weil gefälschte Eintrittskarten im Umlauf waren. So gelangten 1500 Zuschauer mehr auf die für 3500 Fans zugelassene Tribüne. Warum die falschen Tickets nicht entdeckt wurden, ist vollkommen unklar.

Nun will die UEFA die Ausschreitungen untersuchen. Angegriffen wurde sie bereits von Englands Sportminister Richard Carbon: "Zahlreiche Spiele in der Champions League finden in Stadien statt, die nicht einmal den minimalen Standards der UEFA entsprechen. Man muss der UEFA die Frage stellen, warum sie erst am Spieltag die Stadien prüft." Der OSC mischte sofort ein. Und konterte in Person von Manager Xavier Thuilot: "Nachdem Feyenoord-Fans in Nancy randaliert haben, hat die UEFA Rotterdam schwer bestraft. Es darf nicht mit zweierlei Maß gemessen werden. Englische Fans sind zu uns gekommen, um ihrer Wut freien Lauf zu lassen, was sie in England nicht mehr können."

UEFA kündigt Ermittlungen an

Tränengas war das eine. Das Verhalten der OSC-Akteure inklusive ihres Trainers das andere – das besonders Sir Alex Ferguson auf die Palme brachte: "Ich habe so etwas in meiner ganzen Karriere noch nie erlebt. Das war eine Schande. Die UEFA muss jetzt einschreiten, denn das war eine reine Beeinflussung des Schiedsrichters", ereiferte sich der ManU-Coach. Der Grund: In der 83. Minute hatte Ryan Giggs einen Freistoß schnell ausgeführt, während Lilles Torhüter Tony Sylva noch mit dem Stellen der Mauer beschäftigt war. Der Ball segelte in den verwaisten OSC-Kasten zur Führung für die Engländer. Der Aufschrei auf Seiten der Franzosen war groß. Am größten bei Trainer Claude Puel. Er forderte seine reklamierende Mannschaft auf, das Feld aus Protest zu verlassen. Was sie – angeführt von Kapitän Grégory Tafforeau und unterstützt von Wurfgeschossen der OSC-Fans – auch für einen Moment tat.

Die Akteure des OSC Lille verlassen den Platz

Chaos in Lens: Die Akteure des OSC Lille verlassen den Platz. imago

"Wir wollten das Spiel nicht abbrechen, das war lediglich ein emotionaler Moment", verteidigte Lilles Präsident Michel Seydoux am Mittwochmorgen das Verhalten, um dann prompt Protest gegen die Wertung der Partie einzulegen. Den wies die UEFA am Freitag zurück, das Spiel wird nicht wiederholt. Bei dem Siegtor von Ryan Giggs (83.) könne kein Regelverstoß festgestellt werden, teilte die UEFA mit. "Das Tor war absolut regelgerecht", hieß es. Zugleich kündigte die UEFA neue Ermittlungen an. Trainern und Spielern des OSC wird "unsportliches Verhalten" vorgeworfen.

Lille will trotz der Zurückweisung den Fall nicht verloren geben. Der OSC wird nach Stand der Dinge Einspruch gegen die Abweisung des Protestes einlegen.