Bundesliga

Restaurator Doll wie einst in Hamburg?

Dortmund: Nach der Rettung ist jetzt sogar der UI-Cup möglich

Restaurator Doll wie einst in Hamburg?

"Doll hat psychologisch alle Register gezogen." Christian Wörns lobt Thomas Doll.

"Er hat psychologisch alle Register gezogen." Christian Wörns lobt Thomas Doll. dpa

Dass weitere leistungs- und erfolgsabhängigen Komponenten vor zwei Monaten nicht Gegenstand der Verhandlungen waren, mag Doll inzwischen bedauern. Die von ihm neu aufgestellte und konzeptionell umgemodelte Mannschaft schnuppert nach ihrem jüngsten Siegeszug sogar wieder an den internationalen Wettbewerben.

Schon 2004/05 gelang Doll das Kunststück, von "Ground Zero" (damals sogar Platz 18) nach Europa durchzustarten. Wiederholt sich jetzt Geschichte?

Gewinnen müssen am Samstag beide. Schalke, um das inzwischen 49 Jahre dauernde Titeltrauma zu beenden. Dortmund, um die klitzekleine Restchance auf den UI-Cup zu wahren. Darüber öffentlichkeitswirksame Spekulationen anzustellen, verkneifen sich die rhetorisch offenbar auf Kurs gebrachten BVB-Stars. "Wir sollten jetzt nicht auf dumme Ideen kommen", versichert Roman Weidenfeller (26), "wir sind froh, dass das Schlimmste hinter uns liegt."

Dolls "Abenteuer Borussia" mit Happy End

Dortmund hat die Kurve gekriegt. Dafür streicht Doll die meiste Anerkennung ein. Jener Trainer, der sich belastet mit der schweren Hypothek des Hamburger Absturzes und eines Verlustes an persönlichem Ansehen in das "Abenteuer Borussia" stürzte. Manchen (eigentlich) klugen Kopf der Liga verleitete dieser Umstand zu der spontan artikulierten - längst eindrucksvoll widerlegten - Ansicht, mit Dolls Verpflichtung sei der BVB zum "Abstiegskandidaten Nummer eins" geweiht.

Einstige Kontrahenten: Christian Wörns verfolgt Thomas Doll.

Einstige Kontrahenten: Christian Wörns verfolgt Thomas Doll. Am 27. Spieltag der Saison 1999/00 gewinnt der HSV 1:0 beim BVB. dpa

Doll hat sie alle eines Besseren belehrt. Kapitän Christian Wörns lobt das "Supertraining im taktischen, athletischen und spielerischen Bereich" des nach Bert van Marwijk (54) und Jürgen Röber (53) dritten Übungsleiters dieser Saison. Doll sei es gelungen, einer blockierten und nur noch in Spurenelementen mit Selbstvertrauen ausgestatteten Elf wieder Halt und Struktur zu geben. "Jeder hat sich unter ihm verbessert", behauptet Wörns.

Und das führt der routinierteste aller Dortmunder Fußballer auch darauf zurück, dass Doll seine Amtsgeschäfte zwar mit professioneller Strenge führe, aber der Versuchung widerstanden habe, sich als Kabinen-Rambo selbst zu inszenieren. "Als alle am Boden lagen, hätte uns kein Trainer gut getan, der draufhaut", sagt Wörns. Watzke dazu: "Doll hat psychologisch alle Register gezogen."

Gespielt freilich hat die Mannschaft, die längst als "Sauhaufen" (Bild) durch die brüllenden Schlagzeilen des Boulevards geisterte und schließlich doch den Beweis antrat, dass etwas in ihr steckt. Etwas, das erst Doll freizulegen wusste. Getan hat er dies mit der Akribie eines Restaurators, der ein von den Spuren vieler Jahre bedecktes Kunstwerk wieder in seine ursprüngliche Form zu bringen versucht.

Thomas Hennecke