Bundesliga

Hohe Ablöse, hohes Gehalt - alles wieder so wie früher?

Dortmund: Die wichtigsten Fragen zu Stadionrückkauf, Umschuldung und Nelson Valdez

Hohe Ablöse, hohes Gehalt - alles wieder so wie früher?

Was bedeutet dieser Schritt für den sechsmaligen Deutschen Meister? Der kicker beantwortet die wichtigsten Fragen.

1. Warum fühlt sich KGaA­ Geschäftsführer Hans- Joachim Watzke ( 46) von einer "Zentnerlast befreit", obwohl er sich viel frisches Geld besorgen musste?

Dortmund muss keine 17 Millionen Euro jährlich Miete mehr für das Stadion zahlen, stattdessen Zinsen für die Stadionfinanzierung. Finanzgeschäftsführer Thomas Treß: "Dieser Zinsaufwand liegt im Vergleich zum Mietaufwand um vier bis fünf Millionen Euro niedriger." Der Stadionrückkauf macht den Weg frei für eine Kapitalerhöhung, die in Gänze (29,25 Millionen) in den Schuldenabbau fließt. Mit Hilfe einer zweiten (Sach-) Kapitalerhöhung sollen Verbindlichkeiten in Höhe von etwa 20 Millionen Euro in Eigenkapital getauscht werden. Binnen weniger Monate würde die Borussia auf diese Weise rund 50 Millionen Euro an Verbindlichkeiten abbauen. Am Ende der Umschuldung soll eine Stadionfinanzierung von 125 Millionen Euro stehen (Laufzeit 15 bis 20 Jahre) und maximal 20 Millionen Euro an sonstigen Verbindlichkeiten. Dieser Posten lag Mitte 2004 noch um fast 100 (!) Millionen Euro höher.

2. Wie abhängig ist Dortmund von seinen neuen Geldgebern?

Anders als in der Düsseldorfer Gläubigervereinbarung, die einen Lenkungsausschuss vorsah, der für Transferausgaben von mehr als 500 000 Euro sein Plazet geben musste, ist der BVB frei in seinen Entscheidungen. Er kann investieren – sofern er freilich das dafür nötige Kapital vorher erwirtschaftet hat.

3. Annähernd 4,7 (!) Millionen Euro blättert der BVB für Nelson Valdez (22) hin. Wird das Geld jetzt, wie früher, fleißig zum Fenster rausgeworfen?

Ein stolzer Preis, keine Frage. Aber Bremen befand sich in der besseren Verhandlungsposition, schraubte den Preis nach oben, weil Dortmund den Spieler unbedingt wollte – und sich aus der Rosicky-Ablöse bedienen konnte.

4. Valdez soll rund zwei Millionen verdienen. Wird sich der Verein, dem der Neustart nach Beinahe- Insolvenz mit blutjungen ( und kostengünstigen) Spielern glückte, damit selbst untreu?

Die Klub-Philosophie sah immer vor, den eigenen Talenten möglichst Klasseleute zur Seite zu stellen. Davon lassen sich die Bosse weiter leiten: Bisher hielten sie nach Perspektivkräften Ausschau (Amedick, 23) oder nach Verstärkungen, die ein gewisses internationales Format besitzen (Pienaar, Valdez). Mit einem "A-Jugend-Mittelfeld" wie beim Saisonfinale in München (Caliskan, Kruska, Sahin) war die Grenze des Machbaren erreicht.

5. Steigen die Personalkosten jetzt erneut ins Unermessliche?

In der Gläubigervereinbarung waren für die Saison 2006/ 07 Gehaltszahlungen von 24 Millionen Euro festgeschrieben. Diese Marke wird Dortmund exakt um den Betrag aufstocken, der durch den Stadionrückkauf frei wird. Etwa 28 Millionen Euro soll die Mannschaft zukünftig kosten. 2003 waren es noch 57 Millionen.

6. Ist Dortmund bei seinem Zins- und Tilgungsdienst zum Erfolg verdammt?

Weder für die nächste Saison (was ohnehin nur über die Fairplay­ Auslosung ginge) noch für die übernächste sieht der Businessplan Einnahmen aus internationalen Wettbewerben vor. Die Sponsoren- Verträge (RAG, Signal Iduna) beinhalten bei Misserfolg keine Abschläge.

Thomas Hennecke