Bundesliga

"Wir wollen nicht nur verteidigen"

Karlsruhe: Trainer Becker im Interview

"Wir wollen nicht nur verteidigen"

KSC-Trainer Edmund Becker

Kleiner Kader, großer Ziele: KSC-Trainer Ede Becker peilt Platz 13 an. imago

kicker: Herr Becker, erinnern Sie sich an das letzte Ihrer 94 Bundesligaspiele?

Ede Becker: Nein, mit der Vergangenheit beschäftige ich mich so gut wie nicht.

kicker: Wir haben nachgesehen: Es war am 12. April 1985, 1:3 in Kaiserslautern.

Becker: Die Erinnerungen daran sind verblasst. Das hat keinen Stellenwert für mich. Ich lebe im Hier und Jetzt.

kicker: Trotzdem: Sie kehren nach 22 Jahren wieder auf die Bundesligabühne zurück, das muss doch ein besonderes Gefühl sein.

Becker: Ich war zu Spielerzeiten mehr Mitläufer als tragende Säule. Jetzt bin ich mit Rolf Dohmen für den sportlichen Bereich verantwortlich. Das kann man nicht vergleichen. Für mich hat die Bundesliga als Trainer einen ganz anderen Stellenwert.

kicker: Trainiert Ihre Mannschaft denn schon bundesligareif?

Becker: Weiß ich nicht, ich habe ja vorher noch keine Bundesligamannschaft trainiert. Ich glaube aber, dass wir von der spielerischen Qualität der Spieler her die Chance haben, unser Ziel zu erreichen, das heißt in der Klasse zu bleiben.

kicker: Wie wird das Spiel des KSC denn aussehen?

Becker: Das kommt drauf an, wie wir es schaffen, andere Mannschaften so unter Druck zu setzen, dass wir schnell in Ballbesitz kommen. Dann müssen wir versuchen, unsere Qualität auszuspielen im Spiel nach vorne. Wir wollen nicht nur verteidigen und die Bälle wegschlagen, sondern wir wollen auch Fußball spielen.

kicker: Wird das ohne den Top-Scorer Giovanni Federico gehen?

Becker: Der Wechsel ist abgehakt. Wir haben mit Timm, Hajnal und Iashvili Spieler geholt, die diesen Weggang kompensieren können.

Neuzugänge

Die Neuzugänge und ihr Trainer: (v.li.) Görlitz,Reinhard, Buck, (vorne) Hajnal, Iashvili und Timm. imago

kicker: 21 Spieler umfasst Ihr Kader. Reicht das?

Becker: Ich glaube, dass wir damit hinkommen. Doch wir haben bei vielen Spielern, wie Buck, Iashvili, Timm, Mutzel oder Carnell darauf geachtet, dass sie mehrere Positionen spielen können, so dass man bei Ausfällen immer gut reagieren kann. Meiner Meinung nach ist es bei einem Kader von 28 Spielern schwierig, eine verschworene Gemeinschaft zu bilden. Das ist der Vorteil, wenn man einen kleineren Kader hat. Aber natürlich gehört auch Glück dazu, dass man von vielen Verletzungen verschont bleibt.

kicker: Spüren Sie im Umfeld einen besonderen Anspruch?

Becker: Die Erwartungshaltung in Karlsruhe ist wahnsinnig hoch. Viele Leute im Umfeld sprechen nicht vom Klassenerhalt, sondern reden ja schon von den nächsten zehn Jahren Bundesligazugehörigkeit. Da müssen wir natürlich aufpassen, dass die Erwartungen nicht zu extrem werden.

kicker: Was sind Ihre Vorstellungen?

Becker: Wir müssen schauen, dass wir Bundesligaboden unter die Füße bekommen. Punkte sind wichtig. Realistisch ist es, dass wir im letzten Drittel der Liga oben mitspielen, das heißt Platz dreizehn oder vierzehn. Man muss auch sehen, dass wir bis auf Iashvili keinen haben, der mal längere Zeit in der Bundesliga Stammspieler war. Das ist aber auch unsere Chance, weil alle Spieler hungrig sind, alte wie junge.

kicker: Sie reden ungern über die Wehwehchen der Spieler. Warum?

Becker: Es kommen eben häufiger kleinere Blessuren auf dem Trainingsplatz vor. Da sollte man schon versuchen, auf die Zähne zu beißen. Nicht jede Kleinigkeit muss in die Zeitung. Es gehört dazu, dass es mal wehtut und zwickt. Das schadet nicht.

kicker: Der Ligapokal und das Spiel gegen Schalke steht vor der Tür. Härtetest oder Schaulaufen?

Becker: Das wird am Samstag eine interessante Standortbestimmung, aber wir richten sicherlich nicht unsere Vorbereitung danach aus.

Interview: Mounir Zitouni