Bundesliga

Angriffsverbot für "wilden" Lucio

München: Hitzfeld fordert taktische Disziplin

Angriffsverbot für "wilden" Lucio

Richtungswechsel: Ottl, van Buyten, van Bommel und Lucio

Richtungswechsel: Links Ottl, van Buyten und van Bommel, rechts Lucio, der nicht mehr stürmen soll. imago

Ottmar Hitzfeld kennt trotzdem keine Gnade. Einen Lauf vor dem Frühstück, eine Trainingseinheit danach und nochmal eine am Nachmittag hat der Coach seinen Stars verordnet. Es wird gespielt, geschossen und gelaufen, alles sehr konzentriert. Hindernisse werden umkurvt, Hanteln gestemmt, es gibt Gummibänder, Pulsuhren, Gymnastikstäbe und Hüftgürtel. "So ein Trainingslager", sagt Philipp Lahm nüchtern, "ist halt immer Arbeit."

Hitzfeld arbeitet sehr konzentriert. Er schaut genau hin, was sein neues Trainerteam - Assistent Michael Henke, die Fitness-Experten Zvonko Komes und Riccardo Proietti sowie das TorwartcoachTrio Maier/Dreher/Junghans - alles veranstaltet. "Der Trend geht klar in Richtung größere Trainerstäbe", sagt der 58-Jährige, "es geht immer mehr hin zur Spezialisierung." Auch bei den Spielern: Am Montagnachmittag etwa läuft jeder zweimal acht Minuten ein individuelles Tempo, nach "seinem" Puls, heran an seine Leistungsgrenze. In Sprinttests war die zuvor ermittelt worden. Jetzt wird danach trainiert. Die Fitten (Ottl, Lell, Altintop, Demichelis) vorneweg, die mit Nachholbedarf (Klose, Toni) hinterher. "Einfach nur zwanzig Meter geradeaus rennen, alle im gleichen Tempo - das gibt es nicht mehr", berichtet Lahm, "jeder läuft jetzt sein eigenes Tempo, das bringt jeden voran." Bis zum Ligastart am 11. August sollen so alle ihr individuell mögliches Fitness-Maximum erreicht haben.

Ottmar Hitzfeld

Legt besonderen Wert auf die Abwehr: Ottmar Hitzfeld will die Defizite der letzten Saison ausgleichen. imago

Auch die Abwehr will Hitzfeld bis dahin hinbekommen. Sie war, das gibt der Trainer zu, das große Problem in der verkorksten Vorsaison. "Wir haben genügend Potenzial in der Defensive, um große Erfolge zu holen", glaubt er, deswegen kaufte er auch keinen neuen Innenverteidiger. Er betont aber zugleich: "Wir müssen mehr Wert auf die Abwehr legen, müssen kompakter sein. Meister wird nicht, wer die meisten Tore schießt, sondern wer defensiv gut organisiert ist. Und da hatten wir in der letzten Saison Defizite." Also unterbricht er immer wieder die Übungen, gibt Anweisungen. Eine Änderung im Spiel steht auch schon fest: Die Innenverteidiger sollen künftig nur noch bei Standards mit nach vorn. Manager Uli Hoeneß erklärt: "Wir haben vorne so viele gute Spieler, da muss nicht jeder ständig über die Mittellinie rennen." Die Abwehrleute sollen sich um ihren Job hinten kümmern, Hitzfeld fordert die "taktische Disziplin", die so wichtig ist für den Erfolg. Speziell Lucio, dessen wilder Offensivgeist zuletzt mehr kritisiert als bejubelt wurde, muss sich nun zügeln. Der Brasilianer, der nach seiner Leisten-OP in dieser Woche ins Training einsteigt, soll trotzdem der Kopf der Defensive sein. Um den Platz neben ihm streiten van Buyten und der momentan leicht vorne liegende Demichelis, Ismael braucht nach seiner langen Pause noch Zeit. Außen kristallisieren sich zwei Varianten heraus: Lahm links und Altintop rechts - oder Lahm rechts und Jansen links. Sagnol kehrt wegen seiner Knieprobleme wohl erst im September zurück. "Es heißt zwar oft, ich hätte meine Elf schon im Kopf, aber das stimmt nicht", stellt Hitzfeld klar. "Noch hat jeder seine Chance." Bis zum Start gegen Rostock sind es immerhin noch vier Wochen.

Bernd Salamon