Motorsport

Test: Wie sicher ist Fußball-Deko fürs Auto?

Nicht alle Fanartikel sind sicher und erlaubt

Fußball-Deko am Auto: Wie gefährlich kann das werden?

Vollausstattung: Mehr Fanartikel am Auto gehen kaum.

Vollausstattung: Mehr Fanartikel am Auto gehen kaum. ACE/Konstantin Tschovikov

Ein großes Fußball-Fest soll diese EM werden. Am Freitag, den 14. Juni 2024, startet sie mit dem Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Schottland in München; am Sonntag, den 14. Juli, findet das Finale in Berlin statt. Dazwischen liegen mehr als vier Wochen, deren besondere Stimmung auch auf den Straßen sichtbar werden dürfte. Denn spätestens seit dem "Sommermärchen" 2006 gehört für viele Fans Auto-Deko in den bevorzugten Landesfarben zur Grundausstattung.

Doch nicht alles, was da am Fahrzeug klebt oder flattert, ist auch sicher und erlaubt. Die Probe aufs Exempel haben jetzt der Auto Club Europa (ACE) und die Sachverständigenorganisation GTÜ gemacht. Gemeinschaftlich nahm man sich diverse Fußball-Fanartikel fürs Auto vor, um sie auf ihre Verkehrssicherheit zu untersuchen. Dabei ging es vor allem um Standfestigkeit. Denn wenn sich die Deko löst und anderen um die Ohren fliegt, kann das üble Folgen haben. Deshalb begaben sich die Experten auch auf eine Teststrecke, um dort mitsamt ihrer Prüfobjekte Geschwindigkeiten von mehr als 130 km/h vorzulegen. Die Ergebnisse:

Fahnen für die Seitenscheiben

Die kleinen Fähnchen sind die wohl beliebtesten Fanartikel, auch Windhosen, die im Fahrtwind flattern, werden gern genommen. Angebracht werden sie jeweils durch Einklemmen des Fahnenstocks in der Seitenscheibe. Hohem Tempo hielt die Deko im Test aber nur bedingt stand. Zwar fielen die Fähnchen nicht ab. Doch nach mehreren Runden löste sich der Stoff einer Fahne, und "am Ende des Versuchs haben alle Testexemplare sichtlich gelitten", resümierten die Prüfer mit Hinweis auf die teils verbogenen Kunststoffstangen.

Fazit: Sofern eine solche Fahne sorgfältig und fest sitzend montiert wird, ist gegen die Verwendung im Stadtverkehr nicht viel einzuwenden. Vom Gebrauch auf der Autobahn raten die Experten aber ab - zumal es letztendlich doch sein kann, dass die Halterung durch Dauerbelastung und Sonneneinstrahlung porös wird und abknickt.

Fanartikel-Test

Vorarbeit: Auto-Dekoration an der Teststrecke. ACE/Konstantin Tschovikov

Flaggen für die Motorhaube

Flaggen, die über die Motorhaube gezogen und durch deren Schließen eingeklemmt werden, stellen die Experten prinzipiell ein Unbedenklichkeitszeugnis aus. Untersucht hatten sie ein Exemplar, das sich laut Hersteller für Geschwindigkeiten bis 80 km/h eignet. Allerdings kommt es neben der ordnungsgemäßen Montage auch auf die richtige Größe an. Sie passt nämlich nicht zu jedem Auto, wie sich zeigte. Während die Testflagge für die Motorhaube eines VW ID.3 zu lang war und infolgedessen ins Flattern geriet, saß sie auf einem Mercedes GLB tadellos sicher. Grundsätzlich raten ACE und GTÜ dazu, die Herstellerangaben zu beherzigen.

Fahnen für die Autotür

Sie werden über die hinteren Seitentüren gestülpt. Das Testexemplar tat, was die Herstellerangabe versprach - und hielt eine Geschwindigkeit von 200 km/h aus. "Die Gefahr, dass die Fahne abfällt, ist äußerst gering", stellten die Experten fest. Allerdings gilt es eine andere Einschränkung zu beachten: Beim Überholen muss besonders vorsichtig vorgegangen werden, denn es besteht die Gefahr, beim Schulterblick Fußgänger oder Radfahrende zu übersehen.

Magnetfahnen für die Flanken

Sie erwiesen sich im Test als problemlos und standfest. "Die an der Autotür angebrachte Magnetfahne löste sich selbst bei hohen Geschwindigkeiten um keinen Millimeter", lobten die Experten. Es ist aber darauf zu achten, dass die Deko vollflächig und eben aufliegt. Und man sollte daran denken, dass Magnetfahnen natürlich nur auf magnetischen Flächen haften und für Kunststoff nicht geeignet sind.

Fanartikel Winkehand

Grüßt Hintermann und Hinterfrau: Winkehand am Heckscheibenwischer. ACE/Konstantin Tschovikov

Winkehand am Scheibenwischer

Als Deko werden auch sogenannte Winkehände verkauft, die mittels eines Schraubstocks am Heckscheibenwischer befestigt werden. Der "Testkandidat" blieb dort auch bei Geschwindigkeiten von mehr als 130 km/h haften und hielt es sogar aus, dass der Scheibenwischer in Gang gesetzt wurde. Dennoch raten ACE und GTÜ davon ab, ein entsprechend dekoriertes Fahrzeug auf die Autobahn zu lenken. Zudem, so die Fachleute, gebe es zu bedenken, dass jeder Scheibenwischer anders sei und immer der Halt geprüft werden müsse. Anlass zu Skepsis gab der Rückblick auf einen Fanartikel-Test im Jahr 2018, bei dem die Winkehand schon bei 50 km/h vom Scheibenwischer abgefallen war.

Flosse auf dem Autodach

Auch Fan-Flossen sollten nach Ansicht der Tester nicht auf der Autobahn verwendet werden. Zwar hielt ihr starker Magnet die Test-Flosse auch bei Tempo 130 stabil auf dem Dach. Doch das ändert sich womöglich, wenn die Deko nicht gerade sitzt und/oder starke Seitenwinde einwirken. "Dann kann die Flosse abfallen und zum gefährlichen Geschoss werden" heißt es.

Fan-Flosse Autodach

Fan-Flosse: Sie haftet mithilfe eines starken Magneten. ACE/Konstantin Tschovikov

Socken für die Seitenspiegel

Hier wird es rechtlich bedenklich. Denn wenn - was bei modernen Autos häufig der Fall ist - Blinker oder Assistenzsysteme im Spiegel sitzen, dürfen sie nicht verdeckt werden. Das heißt: Eine Socke über den Seitenspiegel zu ziehen, ist dann verboten. Gleiches gilt nachvollziehbarerweise, wenn die Spiegelfläche unter dem Textil verschwindet. Abgesehen davon kann es sein, dass die eher locker sitzenden Socken bei schneller Fahrt verrutschen und den Spiegel-Blick zurück beeinträchtigen.

Deko im Innenraum

Der Passagierbereich lässt sich beispielsweise mit Kopfstützen-Bezügen, Rollfahnen für die Seitenscheiben oder Wimpelketten fürs Heckfenster verschönern. Dagegen ist nichts einzuwenden - solange die Rundumsicht nicht behindert wird und man beim Überholen und Rangieren besondere Vorsicht walten lässt. Wichtig: Die vorderen Scheiben müssen immer frei bleiben.

ule