Vielleicht hat sich Ferran Torres am Dienstagabend, als der FC Valencia und Manchester City den Transfer als fix vermeldeten, sein neues, himmelblaues Trikot geschnappt, und ist damit erst einmal im Badezimmer verschwunden. So war es zumindest, als er sich im Alter von sieben Jahren dem FC Valencia angeschlossen hatte. "Ich starrte auf dieses Hemd und dachte: Was mache ich hier? Wie bin ich hierhergekommen?", erinnert sich der Spanier im Gespräch mit "BBC Sport".
ManCity gelingt ein Schnäppchen
Das mit dem Hierherkommen gestaltet sich rund 13 Jahre später allerdings etwas kniffliger, den Medizincheck hatte Ferran Torres wegen der Reiseeinschränkungen für Spanier nach England in Barcelona absolviert. Der 20-Jährige unterschreibt für fünf Jahre in Manchester, von 23 Millionen Euro Ablöse zuzüglich bis zu zwölf Millionen Nachzahlungen ist die Rede.
Marktwert und Valencias erste Forderungen waren jeweils doppelt so hoch gewesen, in Zeiten von Corona - und weil Ferran Torres die Fledermäuse nächstes Jahr ablösefrei hätte verlassen können - ist dem englischen Vizemeister ein richtiges Schnäppchen gelungen. Für Leroy Sané haben die Skyblues auf der Gegenseite aber ebenfalls eine wesentlich geringere Summe erhalten, als ein Jahr zuvor aufgerufen worden war.
Guardiola bevorzugt einen aggressiven Stil, das liebe ich.
Ferran Torres
Ferran Torres gilt als talentiertester spanischer Offensivspieler seiner Generation und ist "sehr glücklich, jetzt bei einem der europäischen Teams zu spielen, die am meisten angreifen. Guardiola bevorzugt einen aggressiven Stil, das liebe ich." Es ist ein Stil, der zu Ferran Torres passt. Eindrucksvolle Schnelligkeit, Qualitäten im Eins-gegen-eins, und im Offensivspiel variabel einsetzbar. Außerdem besitzt er diese wertvolle Unberechenbarkeit. "Was ist tue, ist instinktiv."
Ferran Torres über CR7: "Ich orientiere mich an ihm"
Der Neuzugang folgt durch seine teilweise unkonventionelle Individualität auf den abgewanderten Leroy Sané, auch wenn der Rechtsfuß fast ausschließlich die rechte Außenbahn bespielt - von der aus er sich aber gerne nach innen orientiert. Dabei erinnert er ausgerechnet an einen ehemaligen Star seines neuen Stadtrivalen Manchester United, den jungen Cristiano Ronaldo. "Ich orientiere mich an ihm, auch daran, wie er sich abseits des Platzes verhält. Ich würde gerne in seine Fußstapfen treten."
Weiß, wie man sich durchsetzt: Ferran Torres (l.) gegen die robusten Ferland Mendy und Sergio Ramos. imago images
Da sein neuer Trainer gerade auf den offensiven Positionen gerne rotiert und auch während eines Spiels häufig durchwechselt, sollte Ferran Torres immer wieder Möglichkeiten bekommen, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. An Selbstvertrauen mangelt es dem 1,84-Meter-Mann nicht: "Ich bin ein sehr ambitionierter Spieler, jemand, der immer gewinnen will. Ich bin bereit für den Tapetenwechsel, für die neue Herausforderung", so Ferran Torres. "In meinem Kopf denke ich immer, dass ich der Beste bin und dass ich arbeiten will, um der Beste zu sein."
Erster La-Liga-Spieler des Jahrgangs 2000
Seine Durchsetzungsfähigkeit lernte der Außenstürmer, als er zu Jugendzeiten als "14- oder 15-Jähriger gegen 17- und 18-Jährige spielte", denen er physisch natürlich klar unterlegen war. Ferran Torres ist weit für sein Alter, weiter als viele andere. Am 16. Dezember 2017 wurde er zum ersten Spieler in La Liga, der im Jahr 2000 oder später geboren wurde, 2019 schoss er die Nationalmannschaft zur U-19-EM-Titel.
Inzwischen ist er 20 und bereit, mit Englisch eine ganz neue Sprache zu lernen - "das musst du, weil man nie weiß, wo es dich im Fußball hin verschlägt". Ihn verschlug es vom spanischen Tabellen-Neunten und Pokalsieger von 2019, der in Ferran Torres' Geburtsjahr 2000 noch im Champions-League-Finale (0:3 gegen Real Madrid) stand, zu einem absoluten europäischen Top-Team. Mit Manchester City kann er diese Sphären nun selbst angreifen.
