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Ein Dutzend Spieler und Begleiter feierten ihr Ausscheiden

Euro-Tagebuch von Rainer Holzschuh für Mittwoch, 21. Juni

Ein Dutzend Spieler und Begleiter feierten ihr Ausscheiden

Der Morgen nach dem Ausscheiden. Katerstimmung allüberall, wo Fußball ein Thema ist. Ernüchterung, Entsetzen, Schamgefühle. Nur bei einigen Nationalspielern anscheinend nicht. Da sitzen morgens um 6 Uhr rund ein Dutzend Spieler und Begleiter auf der Terrasse des Mannschaftshotels und feiern ausgelassen ihr blamables Ausscheiden aus der Europameisterschaft. Laut lachend, johlend lockt mich der Lärm auf dem Weg zum Kamerateam von RTL an. Ist es nur Pech, dass sie nicht unentdeckt bleiben? Dummheit? Wurstigkeit? Ich meine, es passt in den gesamten Rahmen dieser Truppe, die nie das Gefühl vermittelte, wirklich große Ziele anzupeilen. Wirklich Opfer zu bringen für die Titelverteidigung. Wirklich mit einem echten Fußballerherz dabei zu sein. Wirklich an die Tugenden früherer deutscher Mannschaften anzuknüpfen, die vielleicht auch nicht besser spielten aber um Längen besser kämpften. Man kann verlieren, man kann auch mal einen grottenschlechten Tag erwischen. Aber man kann als Person des öffentlichen Lebens – dessen Vorteile man schließlich auch genießen will – nicht so tun, als ginge die ganze Verbitterung einer Fußball-Nation spurlos am Beteiligten vorbei! Schließlich ist jeder der Spieler wieder dann hellwach und hoch motiviert, wenn es bei nächster Gelegenheit um Vertrags-Gespräche in Millionenhöhe geht. Um nicht missverstanden zu werden: Soll doch jeder seinen Frust los werden, wie er persönlich will. Soll jeder so viel Geld herausholen, wie es geht. Aber als Profi sollte niemand den Leuten Dinge vorgaukeln, die der Wirklichkeit nicht entsprechen. Sonst ist man kein wirklicher Profi.


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