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Die zwei Gesichter der Patriots - und eine große Frage - New England um Star-Quarterback Tom Brady tut sich offensiv schwer und überragt mit einer sensationellen Defense

New England tut sich offensiv schwer und überragt mit der Defense

Die zwei Gesichter der Patriots - und eine große Frage

Erlaubt sich ein paar Fehler, findet öfter keine Männer - und muss sich mitsamt seiner Offense steigern: Tom Brady.

Erlaubt sich ein paar Fehler, findet öfter keine Männer - und muss sich mitsamt seiner Offense steigern: Tom Brady. imago images

Mit einem klaren, deutlichen, überzeugenden 33:3 gegen die schwachen Pittsburgh Steelers (damals in Week 1 noch mit dem inzwischen verletzten Ben Roethlisberger) starteten die Patriots in die neue Regular Season der NFL. Damit sendete der amtierende Super-Bowl-Champion (13:3 gegen die Los Angeles Rams) auch direkt ein erstes Ausrufezeichen.

Seither passierte grob zusammengefasst das: Antonio Brown kam und ging, die von Head Coach Bill Belichick betreute Defense spielte Woche für Woche groß auf - und sämtliche Gegner wurden verdientermaßen besiegt. So standen nach dem Erfolg über "Steel City" ein 43:0 bei den ganz schwachen Miami Dolphins, ein 30:14 gegen die New York Jets, ein 16:10 bei den Buffalo Bills, ein 33:7 bei den Washington Redskins und nun ein 35:14 gegen die New York Giants zu Buche.

Die Defense ist purer Genuss

Sechs Spiele, sechs Siege - und voll auf Play-off-Kurs. New England macht genau dort weiter, wo es seit 2001 am besten ist - beim Gewinnen (16 Endrunden-Teilnahmen, sechs Super-Bowl-Siege).

Wenn man es knallhart formulieren will, muss allerdings angemerkt werden: Den größten Verdienst am aktuellen Erfolg hat die fabelhaft agierende Defense, die zu Recht hochgelobt wird und für einige US-Football-Experten schon jetzt als beste Abwehr der letzten Jahrzehnte gilt. Zumindest aber als beste Abwehr in der Ära Belichick/Brady. 14 Interceptions, nur 161 zugelassene Passing-Yards pro Spiel, nur ein zugelassener Pass-Touchdown insgesamt, 25 verzeichnete Sacks und nur 48 erlaubte Punkte (acht im Schnitt) sind allesamt klare Nummer-1-Werte der NFL.

Belichick: "Die ganzen Fehler..."

Auf der anderen Seite führt Brady die Offense an - und bringt diese noch nicht so recht zum Laufen. Allein für den 42-Jährigen stehen bislang erst überschaubare 1743 Yards und zehn Touchdown-Pässe bei drei Interceptions, zwei Fumbles und zehn kassierten Sacks zu Buche. Erklärbar ist das alles auch mit Ausfällen, von denen es selbst gegen die Giants neue gegeben hat: Tight End Matt LaCosse (Knie), Wide Receiver Josh Gordon (Knie) und der deutsche Fullback Jakob Johnson (Schulter, Saison-Aus droht).

Insgesamt hat es einfach noch nicht richtig Klick gemacht in dieser Saison - so kommen zum Beispiel auch immer wieder versuchte Pässe in Richtung seiner Lieblingsanspielstation Julian Edelman nicht an. Und deswegen muss Brady hin und wieder auch andere erfolgreiche Wege einschlagen: In sechs Spielen hat "TB12" nun schon drei Touchdowns selbst erlaufen (zum Beispiel wie gegen die Giants zweimal via Quarterback-Sneak) - mehr hatte er nur 2014 verzeichnet (vier). "Es war ein guter Sieg", gab Brady hinterher wortkarg an und hängte an: "Die Jungs aus der zweiten Reihe sind gut eingesprungen. Denn wir müssen aktuell wie jedes andere Team auch mit Verletzungen zu dieser Zeit auskommen." Sein Trainer Belichick sagte: "Das war ein seltsames Spiel, vor allem aufgrund der Scores ohne Offensiv-Touchdowns. Die ganzen Fehler... das reicht normalerweise für eine komplette Saison."

Bill Belichick

Darf mit seiner Defense und den Special Teams mehr als zufrieden sein, mit der Offense weniger: Bill Belichick. imago images

Insgesamt wird es spannend sein zu beobachten, wie sich New England abgesehen von der sicherlich weiterhin bärenstarken Defense (vier Turnovers gegen die Giants plus einen Blocked Punt) in den nächsten Wochen zeigen wird - nämlich wenn dann erstmals die harten Brocken als Gegner aufschlagen. Denn bei allem Respekt für Bills, Redskins, Giants oder Jets (nächster Gegner am 22. Oktober), ab Week 8 geht's rund: Dann folgen für die Patriots am Stück Duelle mit den Cleveland Browns, Baltimore Ravens, Philadelphia Eagles, Dallas Cowboys, Houston Texans und Kansas City Chiefs. Also allesamt Kontrahenten, die mitten im Play-off-Rennen sind.

TV-Experte Gronkowski: "Ich liebe Football"

Und wer weiß: Vielleicht springt am Ende der Saison und für die Play-offs, die New England wohl sicher erreichen dürfte, doch noch ein gewisser Rob Gronkowski ein. Der schmerzlich vermisste 30-jährige Tight End, dreimaliger Super-Bowl-Sieger mit den Pats, hat parallel zum Heimspiel gegen die N.Y. Giants seine Tätigkeit als Experte bei "Fox" angetreten, sich launig gezeigt und ein Comeback nicht ausgeschlossen. Stattdessen sagte "Gronk": "Es wird immer eine Möglichkeit sein. Ich liebe Football. Ich liebe es, zu spielen. Ich liebe es, mich mit dem Spiel zu beschäftigen, es mir jetzt auch anzusehen. Deswegen kann ich das nicht ausschließen." Worte, die zu den Aussagen von Patriots-Besitzer Robert Kraft passen: "Wir können hoffen und beten."

Zum Abschluss noch ein höchst interessanter Fun-Fact: Die gesamte Patriots-Defense hat aktuell mehr Touchdowns (5) als die offensiven Star-Akteure Le'Veon Bell (1, Jets), Leonard Fournette (1, Jaguars), Travis Kelce (1, Chiefs) und Odell Beckham Junior (1, Browns) zusammen.

mag