Seahawks-Coach Pete Carroll bestätigte gegenüber "ESPN", dass Lynch noch am Montag nach Seattle fliege. Dort soll er sich zunächst mit dem 68-jährigen Trainer treffen und anschließend den Medizin-Check absolvieren. "Wir werden ihm eine wirklich gute Chance geben, zurückzukommen und für uns zu spielen", stellte Carroll in Aussicht. "Er hat hart gearbeitet und freut sich über die Chance, uns auszuhelfen. Ich denke, es wäre eine tolle Sache, wenn er noch einmal da rausgeht und den Ball für uns herumschleppt."
Lynch stand letztmals im Oktober 2018 für die Oakland Raiders auf dem Feld. Nach der vergangenen Saison hatte er angegeben, seine Karriere beenden zu wollen. Allerdings hat Lynch die entsprechenden Papiere bis heute nicht bei NFL eingereicht. Selbst das hatte den Running Back in der Vergangenheit aber nicht vom Spielen abgehalten: Nach der Saison 2015 hatte Lynch seine Karriere offiziell für beendet erklärt, 2017 aber den Rücktritt vom Rücktritt verkündet und für zwei Jahre bei den Raiders in seiner Heimatstadt Oakland unterschrieben. Nun bahnt sich also das zweite Comeback seiner Karriere an.
Langfristig soll das Engagement des mittlerweile 33-Jährigen wohl nicht sein - womöglich auch nur für die Play-offs, für die sich Seattle bereits sicher qualifiziert hat. "Er könnte noch vier oder fünf Spiele im Tank haben. Vielleicht ist es das, was wir brauchen", sagte Carroll. "Die Umstände geben es jetzt gerade her."
Nur noch ein gesunder Running Back: Verstärkung ist notwendig
Die Umstände, damit meint Carroll zweifellos die Verletztenmisere, die sein Team jüngst auf der Position des Running Backs heimgesucht hat. Starter Chris Carson verletzte sich beim 13:27 gegen Arizona am Sonntag an der Hüfte und fällt für den Rest der Saison aus - ebenso wie seine beiden etatmäßigen Ersatzmänner CJ Prosise und Rashaad Penny. Der einzig verbliebene Running Back im Kader ist damit Travis Homer, den die Seahwaks in der sechsten Runde des diesjährigen Drafts gezogen hatten. Zu wenig, weitere Verstärkung für die anstehenden Play-offs scheint unumgänglich - zumal das Run Game den zentralen Bestandteil der Seahawks-Offense um Quarterback Russell Wilson bildet.
Gibt nun also Lynch den Notnagel? Die meisten Seahawks-Fans dürften einer Verpflichtung positiv entgegen stehen, schließlich verlebte der Running Back, Spitzname "Beast Mode", zwischen 2010 und 2015 die erfolgreichste Zeit seiner Karriere in Seattle. Beim Super-Bowl-Sieg 2014 gehörte Lynch zu den absoluten Stars im Team und war jahrelang einer der besten Running Backs auf seiner Position. Die Titelverteidigung im Jahr darauf verpasste Seattle - weil Lynch im entscheidenden Moment den Ball nicht bekam.