Bundesliga

Die Not auf rechts: Labbadia tüftelt noch

Hertha will nach Leverkusen auch Gladbach ärgern

Die Not auf rechts: Labbadia tüftelt noch

Wer startet gegen Mönchengladbach auf der rechten Seite? Bruno Labbadia ist noch unentschlossen.

Wer startet gegen Mönchengladbach auf der rechten Seite? Bruno Labbadia ist noch unentschlossen. imago images

Die Aufgabe in Mönchengladbach ist ähnlich anspruchsvoll wie die in der Vorwoche gegen Bayer Leverkusen (2:0). Deshalb sagte Labbadia in der Pressekonferenz am Donnerstag: "Wir brauchen eine ähnliche Leistung wie gegen Leverkusen, beide Mannschaften kann man vom Speed gut vergleichen. Wir brauchen eine hohe Disziplin und eine kompakte Mannschaft. Wir haben in allen Spielen versucht, ans Maximum zu kommen - das ist uns gut gelungen. So wollen wir die Saison zu Ende bringen." Herthas Trainer muss auch beim Saison-Finale improvisieren. Der seit Wochen stark dezimierte Kader gibt für den Samstag keinen Rechtsverteidiger mehr her. "Es kommt knüppeldick", sagte Labbadia. Peter Pekarik (Muskelfaserriss), Lukas Klünter (5. Gelbe Karte) und Marius Wolf (Syndesmoseverletzung) fehlen. Labbadia will sich zwischen den gelernten Offensivakteuren Alexander Esswein und Mathew Leckie entscheiden und "nach dem Gefühl gehen, ich traue es beiden zu". Eine Umstellung auf eine Dreierkette ist für ihn im letzten Saisonspiel keine Option.

Skjelbred kämpft um seinen Einsatz

Zwei Lichtblicke beim Personal gibt's immerhin im zentralen Mittelfeld. Per Skjelbred (Wadenverletzung) und Arne Maier (Fußverletzung), für die noch zu Wochenbeginn ein Einsatz in Mönchengladbach unrealistisch schien, machen einen guten Eindruck. Beide absolvierten am Mittwoch ein Teiltraining und sollen am Donnerstag voll mittrainieren. Sollte es keinen Rückschlag geben, dürften beide im 20er-Kader stehen. Skjelbred, der nach der Saison nach sieben Hertha-Jahren zu Rosenborg Trondheim wechselt, kämpft seit Tagen um einen Einsatz am letzten Spieltag und hatte am Dienstag in einer Medienrunde gesagt, er wolle in Mönchengladbach wenigstens "fünf Minuten" spielen. "Per gebe ich gern auch mehr Minuten", erklärte Labbadia. "Er hat viel geleistet für Hertha und verlässt uns mit ein paar Tränen. Er hat vieles verdient, vor allem einen guten Abschied. Das Entscheidende wird aber sein: Kann er überhaupt spielen? Und wieviel Risiko gehen wir? Seine Karriere geht ja weiter."

Grujic kehrt nach Liverpool zurück

Nicht mehr weiter geht's bei Hertha neben Skjelbred definitiv auch für Alexander Esswein, Salomon Kalou und Thomas Kraft, deren auslaufende Verträge nicht verlängert werden. Kraft will sogar ganz aufhören. Mit Vedad Ibisevic und Peter Pekarik sei man "noch in Gesprächen", so Manager Michael Preetz. Die Leihspieler Marko Grujic (Liverpool) und Marius Wolf (Dortmund) kehren einstweilen zu ihren Stammvereinen zurück. Grujic zeigte unter Labbadia einen klaren Aufwärtstrend und erinnerte phasenweise wieder an seine starken Auftritte zu Beginn der ersten Leihsaison 2018/19, Wolf konnte sich wegen seiner Syndesmose-Verletzung dem neuen Trainer in keinem Spiel zeigen. Bei beiden ist eine Rückkehr denkbar, auch wenn sich die Situation beim serbischen Mittelfeldspieler anders darstellt als vor einem Jahr. "Selbstverständlich sind wir im Austausch mit Liverpool. Im letzten Sommer ging eine Tür auf. Da hat mir Jürgen Klopp signalisiert, dass sie bereit sind, Marko ein weiteres Jahr auszuleihen", sagt Preetz. "Jetzt möchten sie ihn zurückhaben, er soll die Vorbereitung dort absolvieren. Was dann passiert, kann ich heute nicht sagen. Aber Marko ist ein Spieler, über den wir hier bei Hertha immer nachdenken werden." Heißt: Grujic ist nicht abgeschrieben - aber Hertha sondiert den Markt.

Eberl stichelt gegen Hertha BSC

Wie viel Hertha auf ebenjenem Transfermarkt nach der 77-Millionen-Offensive im Winter in diesem Sommer tatsächlich investieren kann und will, ist weiter offen. Zeitpunkt und Umfang der von Investor Lars Windhorst in Aussicht gestellten neuerlichen Finanzspritze von 150 Millionen Euro sind weiterhin noch nicht final geklärt. Dennoch wächst in der Branche der Respekt vor den vermeintlich neureichen Berlinern. In einem "Spiegel"-Interview hatte Gladbach-Manager Max Eberl zuletzt gesagt, dass "ab der nächsten Saison mit Hertha BSC ein neuer Player erscheint, der dank des Windhorst-Geldes mal eben zehn Jahre in einem Sommer aufholt". Und mit Blick auf den Gladbacher Weg, der bei einem Sieg gegen Hertha am Samstag in die Champions League führt, hatte Eberl betont: "Ich sage auch voller Stolz, dass wir uns in zehn Jahren vom Abstiegskandidaten zum Europapokalteilnehmer entwickelt haben. Und zwar aus eigener Kraft. Ohne Mäzen, ohne Finanzinvestor, ohne Scheich, ohne Werk im Rücken. Wir haben uns in neun Spieljahren sechs Mal für Europa qualifiziert, und wir wollen natürlich noch mehr."

Herthas Weg - seit zwölf Monaten mit dem Investor im Rücken - ist ein anderer. Ob er Eberls Aussagen als Seitenhieb werte und wie er sie persönlich empfinde, wurde Michael Preetz am Donnerstag im Rahmen der Pressekonferenz gefragt. "Ich hab' die Gelegenheit, Max am Samstag zu treffen", antwortete Preetz mit einem Augenzwinkern. "Dann werde ich ihn auf die Seite nehmen und fragen, ob das ein Seitenhieb war und wie wir das verstehen und einordnen müssen. Das werde ich mit ihm persönlich besprechen." Kräftemessen auf dem Rasen, Klärungsbedarf unter den Managern, ein kolportiertes Gladbacher Interesse am Noch-Herthaner Grujic und zwei Klubs, die sich in Zukunft um einen Platz in Europa duellieren wollen - es gab schon weniger spannende Ausgangslagen.

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Steffen Rohr

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