Motorsport

Der erste elektrische Jeep heißt Avenger

Marktstart im Frühjahr 2023 - 390 Kilometer Reichweite - Front- und Allradantrieb

Der erste elektrische Jeep heißt Avenger

Neuer Avenger: Elektrisch - und doch unverkennbar ein Jeep.

Neuer Avenger: Elektrisch - und doch unverkennbar ein Jeep. Hersteller

Von einer US-Marke, die ausschließlich robuste Geländewagen und SUV produziert, und dies seit 80 Jahren, erwartet man eigentlich kein elektrisches Modell im Mini-Format. Doch just so eines stellt sich jetzt vor. Der Jeep Avenger misst nur 4,08 Meter in der Länge und fährt folglich im Segment der beliebten City-SUVs. Er stößt damit zum Peugeot e-2008, Opel Mokka-e sowie DS3 E-Tense. Die drei sind so etwas wie seine Brüder. Denn auch die Marke Jeep gehört seit Anfang vorigen Jahres zum Stellantis-Konzern.

Was lag da näher als sich bei der Konzeption des Avenger aus dem technischen Fundus der neuen Mutter zu bedienen? Fertig entwickelt war eine Plattform, die bestens zu einem elektrischen Mini-SUV passt, die e-CMP2. Ursprünglich sollte der Avenger die Technik des elektrischen Fiat 500 erhalten. Doch die hätte zu stark modifiziert werden müssen. "Zudem wollten wir unbedingt die knackigen Proportionen der Avenger-Studie erhalten", verrät der oberste Designchef Ralph Gilles. Am Avenger fallen die kurzen Überhänge auf, die großen Räder unter den recht wuchtigen Kotflügeln sowie die ungewöhnlich hohe Bodenfreiheit von 20 Zentimetern. All dies lässt den elektrischen Jeep proper und solide auf seinen Rädern stehen.

Staufächer für 580 Tischtennisbälle

Hinter dem Lenkrad zeigt sich ein eigenständiges, voll digitales Fahrerinstrumentarium, das nichts mit jenem der Konzern-Brüder zu tun hat. Glücklicherweise ließen die Designer noch einige "Hard Keys" bestehen, um wenigstens bei den wichtigsten Bedienfunktionen nicht ständig auf dem Touchscreen herumfummeln zu müssen. Stolz ist man bei Jeep, dem Avenger das größtmögliche Volumen an Ablagen und Staufächern gegeben zu haben. Ralph Gilles spricht von 580 Ping-Pong-Bällen, die sich unterbringen lassen. Man hat sich intern wohl einmal den Spaß gemacht, dies auszumessen. Besser vorstellbar ist allerdings die klassische Angabe: 34 Liter.

Jeep Avenger

Avenger-Cockpit: Viel Digitales, aber auch noch mit haptischen Bedienelementen. Hersteller

Die Platzverhältnisse im Avenger sind nur auf den Vordersitzen ausreichend, hinten kneift es etwas, zumindest für Erwachsene. Aber hier sollte man sich ins Gedächtnis rufen, dass es um einen kleinen Mini-Jeep geht, ein Raumwunder ist daher nicht zu erwarten. Der Kofferraum misst segment-durchschnittliche 380 Liter und hat einen höhenverstellbaren Boden. Das Maß bei vollständig umgelegten Lehnen wollte uns Jeep noch nicht nennen, spricht jedoch wiederum in ungewöhnlicher "Währung" von 2443 Gummi-Entchen. Ein Blick in die technischen Daten des Opel Mokka-e hilft vielleicht weiter: Er bringt es auf 1060 Liter. Auf diesem Niveau dürfte sich auch der Avenger bewegen.

Reichweite bis 390 Kilometer

Für den Käufer wichtige Eckdaten sind natürlich jene rund um die Batterie. Im Boden des kleinen Jeep stecken 17 etwa schuhkartongroße Akku-Module, die zusammen eine Kapazität von 54 kWh erreichen. Damit soll der Avenger bis zu 390 Kilometer nach dem WLTP-Zyklus schaffen. Im Alltag dürften es um die 300 sein, legt man den kombinierten Stromverbrauch von 15,7 kWh/100 km zugrunde. Als Kompensation kann der Avenger an der DC-Ladesäule wenigstens mit bis zu 100 kW Leistung geladen werden. Jeep verspricht, dass es von 20 auf 80 Prozent der Kapazität nur 24 Minuten dauert.

Der Elektromotor sitzt an der Vorderachse und treibt auch nur diese an. Zum Einsatz kommt eine neue Motorentwicklung. Die E-Maschine leistet 115 kW/156 PS. Sie steckt neuerdings auch im modellgepflegten Peugeot e-208, bei dem es zuvor 100 kW/136 PS waren. Das Drehmoment hat man bei 260 Newtonmetern belassen. Mit dieser Kombination sollte der Avenger souverän unterwegs sein, zumal das Drehmoment elektrotypisch aus dem Stand heraus zur Verfügung steht. Kleiner Wermutstropfen: Der Avenger ist mit 1541 Kilogramm kein Leichtgewicht, knapp 340 Kilogramm gehen allein auf das Konto der Batterie. Die Allrad-Variante 4Xe dürfte locker die 1600-Kilo-Marke überschreiten. Sie hat größere Räder und zusätzlich einen Elektromotor an der Hinterachse. Marktstart des 4Xe könnte Ende 2023 sein.

Jeep Avenger

Antriebs-Auswahl: Ergänzend zum frontgetriebenen Avenger wird später noch eine Allradvariante folgen. Hersteller

Auch wenn der Avenger den Einstieg in die neue Welt von Jeep darstellt, so ist das kleine SUV doch lange kein Verzichtsmodell. Im Gegenteil: Alle Versionen verfügen über ein hochmodernes Infotainment-System und ein ganzes Bündel an Assistenzsystemen. Dazu zählen Level-2-Autonomie, Erkennung von Verkehrszeichen, Fußgängern und Radfahrern, Toter-Winkel-Warner, Spurhaltung und eine Rückfahrkamera mit Drohnenansicht.

Preise ab rund 35.000 Euro

Starten soll der Avenger bei etwa 35.000 Euro. In Vollausstattung wird der kleine Ami die 40.000-Euro-Marke überschreiten. Locken will Jeep die ersten Kunden mit einer speziellen und besonders exklusiv ausgestatteten "1st Edition", wie es in der Branche bei ganz neuen Modellen oft üblich ist. Das Angebot gilt allerdings nur bis zum 30. November. Die Reservierung erfolgt übers Internet.

Äußerst selbstbewusst gibt sich Jeep, was die Absatzziele betrifft. Designchef Gilles bezeichnet den Avenger als "Game Changer" und ist der festen Überzeugung, dass dieses Auto in Europa der meistverkaufte Jeep überhaupt wird.

Michael Specht

Jeep Avenger in Kürze:

Wann er kommt: Für die "1st Edition" kann man sich bereits registrieren lassen. Die ersten Auslieferungen beginnen im Frühjahr 2023.

Wen er ins Visier nimmt: Opel Mokka-e, Peugeot e-2008, DS3 E-Tense

Was ihn antreibt: Ein Elektromotor an der Vorderachse, Leistung 115 kW/156 PS. Das maximale Drehmoment liegt bei 260 Newtonmeter. Später wird eine Allradvariante folgen.

Was er kostet: Genaue Preise nennt Jeep noch nicht, wir schätzen das Einstiegsmodell auf 35.000 Euro und die "1st Edition" auf 39.900 Euro.

Was noch folgt: Die Allradvariante 4Xe, wahrscheinlich Ende 2023

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