Tennis

French Open: Zverev besiegt Sandplatz-König Nadal

Spanier deutet Abschied von Roland Garros an

Das Ende einer Ära? Zverev besiegt Sandplatz-König Nadal in drei Sätzen

Nie wieder Roland Garros? Rafael Nadal deutete nach seiner Erstrunden-Niederlage gegen Alexander Zverev seinen Abschied an.

Nie wieder Roland Garros? Rafael Nadal deutete nach seiner Erstrunden-Niederlage gegen Alexander Zverev seinen Abschied an. IMAGO/Shutterstock

Das letzte Aufeinandertreffen mit Rafael Nadal hat Alexander Zverev in schlechter Erinnerung. Im Halbfinale der French Open 2022 hatte sich der Hamburger in Top-Form befunden und trotz Satzrückstand beste Chancen auf den Finaleinzug bei Roland Garros gesehen. Beim Stand von 6:7, 6:6 hatte sich der Olympiasieger jedoch eine schwere Bänderverletzung im Sprunggelenk zugezogen. Die Folge: Aufgabe.

Zwei Jahre später behielt Zverev nun an gleicher Stelle, auf dem Court Philippe Chatrier, gegen den Sandplatz-König Nadal, der bereits 14-mal in Roland Garros triumphiert hatte, die Oberhand.

Mit 6:3, 7:5 (7:5), 6:3 setzte sich der 27-Jährige insgesamt souverän durch. Und das bereits in der ersten Runde: Wegen einer langwierigen Verletzung war der Spanier erstmals seit seinem Debüt in Paris im Jahr 2005 nicht mehr gesetzt und wurde dem Weltranglistenvierten aus Deutschland zugelost.

Somit stand für Nadal bei seiner wohl allerletzten Teilnahme an den French Open das erste Erstrunden-Aus überhaupt zu Buche - und allgemein nach seiner erst vierten Niederlage in 116 (!) Spielen auf der Anlage von Roland Garros.

Zwei Breaks sichern Zverev den ersten Satz

Zverev fand stark hinein in das insgesamt elfte Aufeinandertreffen mit Nadal, ließ gleich im ersten Spiel keinen Punkt des aufschlagenden Spaniers zu und etablierte im Anschluss an sein frühes Break den eigenen Aufschlag.

Die schnelle 2:0-Führung war der verdiente Lohn. Auch in der Folge blieb der Olympiasieger der offensivere und risikobereitere Spieler, Nadal konnte oft nur reagieren und fand selten in seinen Rhythmus. Insbesondere der Service seines Kontrahenten, der knapp 80 Prozent der ersten Aufschläge ins Feld brachte, stellten den Spanier vor arge Probleme.

Doch Nadal kämpfte und wurde nach seinem ersten Spielgewinn auch getragen vom Publikum, das in Paris traditionell auf Seiten des Mallorquiners ist. So entwickelte sich ein spannendes Duell mit langen Rallys, bei der sich beide Spieler mit viel Laufeinsatz verteidigten und immer wieder am Netz begegneten. Der dominantere Spieler blieb jedoch Zverev, Nadal konnte zu selten auf seine berühmt-berüchtigte Cross-Vorhand zurückgreifen. In Spiel Nummer neun sicherte sich Zverev mit seinem zweiten Break - Nadal hatte zunächst zwei Satzbälle abgewehrt, dann aber eine Vorhand ins Netz geschlagen - schließlich den ersten Durchgang, eine knappe Stunde war gespielt.

Zverev setzt sich in spektakulärem Tie-Break durch

Auch im zweiten Satz ließ Zverev nicht nach, gewann seinen ersten Service ohne einen Punktverlust und hatte bald den nächsten Breakball gegen Nadal. Doch der Spanier war deutlich energischer aus der kurzen Pause zwischen den Sätzen auf das Feld zurückgekehrt, verhinderte das Break mit einem Ass und drehte das Spiel noch. Was folgte, war die beste Phase des 37-Jährigen, der nun das Momentum auf seine Seite brachte: Im nächsten Spiel nahm er Zverev erstmals den Aufschlag ab, den Breakball verwandelte er mit einem gefühlvollen Stop. Und mit einem weiteren druckvollen Aufschlagspiel zog Nadal auf 4:2 davon.

Präsentierte sich gegen Rafael Nadal in starker Form - und danach als großer Sportsmann: Alexander Zverev.

Präsentierte sich gegen Rafael Nadal in starker Form - und danach als großer Sportsmann: Alexander Zverev. picture alliance / ZUMAPRESS.com

Das Match war nun endgültig hochklassig, beide Spieler gingen an ihre Leistungsgrenze und zeigten Tennis der Extraklasse. Zverev konnte nach einer kurzen Schwächephase zum 4:4 ausgleichen, Nadal beantwortete einen grandiosen Vorhand-Longline Zverevs mit einem Volley genau auf die Linie und zog nach einem leichten Fehler des Hamburgers wieder auf 5:3 davon. Doch Zverev schlug zurück: Zwei Asse und ein Lob aus der Rückwärtsbewegung brachten das 5:4, im nächsten Spiel dominierte er Nadal bei dessen Service mit perfekt gesetzten Schlägen und glich den zweiten Durchgang wieder aus.

Schon im nächsten Spiel musste sich der 27-Jährige wieder gegen zwei Breakbälle verteidigen, tat dies auf die bestmögliche Art mit zwei Assen hintereinander und entschied mit einem Schmetterball von der T-Linie etwas später das Game für sich. Erneut kam Nadal jedoch stark zurück, narrte den Deutschen mit einem Weltklasse-Stop am Netz und zwang den Durchgang in den Tie-Break. Wie der gesamte zweite Satz war dieser ausgeglichen wie spektakulär - und hatte doch das bessere Ende für Zverev, seinen Aufschlag zum 7:5 konnte Nadal nicht retournieren. Zverev lag mit 2:0-Sätzen in Front.

Nadal fehlte am Ende die Frische

Das intensive Match forderte im dritten Satz langsam seinen körperlichen Tribut und blieb dennoch auf hohem Niveau. Im ersten Spiel war Zverev dem erneuten Break nahe, doch Nadal kam zurück und brachte sein Aufschlagsspiel nach einem seiner vielen Punkte am Netz doch noch durch. Anschließend nahm der Spanier seinem Kontrahenten nach einem leichten Fehler den Aufschlag ab, konnte den Vorsprung jedoch nicht halten, denn schon im nächsten Spiel schaffte Zverev per kuriosem Schmetterball mit dem Rücken zum Netz das Rebreak.

Die Punkte wurden nun immer umkämpfter, die Spiele länger. Zverev wehrte einen erneuten Breakball ab und glich zum 2:2 aus, konnte anschließend aber fünf Breakbälle in einem Marathonspiel über knapp 15 Minuten nicht zu seinem Vorteil nutzen.

Und dennoch kippte der Satz zugunsten des Hamburgers, abseits vereinzelter Weltklasse-Schläge machte sich die lange Verletzungspause bei Nadal langsam bemerkbar: Dem folgenden Aufschlagspiel von Zverev hatte der Spanier nichts entgegenzusetzen, anschließend machte er mit einem grandiosen Passierschlag sein fünftes Break zur 4:3-Führung perfekt. Ein postwendendes Rebreak verhinderte der Olympiasieger außerdem mit einem Rückhand-Winner am Netz und stellte mit einem starken Rückhand-Cross auf 5:3.

Nadal konnte nun nichts mehr entgegensetzen und ermöglichte Zverev bei eigenem Aufschlag zwei Matchbälle. Bereits den ersten davon konnte der Olympiasieger nutzen, Nadal verzog einen letzten Crossball von der Grundlinie.

Nadal deutet endgültigen Abschied von Roland Garros an

So stand am Ende ein verdienter Sieg des 27-Jährigen, der über die etwas mehr als drei Stunden die deutlich konstantere Leistung gebracht hatte. Und dennoch gehörte die Bühne Nadal.

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"Das ist nicht mein Moment, das ist Rafas Moment", sagte Zverev fair vor dem jubelnden Publikum. Der Spanier bedankte sich bei seinen Fans in seinem "Wohnzimmer" und verkündete: "Die Wahrscheinlichkeit ist sehr, sehr groß, dass dies mein letztes Mal in Roland Garros ist." Allerdings hoffe er, bei den Olympischen Spielen in Paris im kommenden Sommer nochmals zurückzukehren.

Zverevs Gegner in der 2. Runde muss indes noch ermittelt werden, auf den Hamburger wartet der Sieger aus dem Duell zwischen dem Belgier David Goffin und Giovanni Mpetshi Perricard aus Frankreich.

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vfa