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Code-Kontroverse um RENNSPORT - Wer kopiert, wer lizenziert?

Software doch nicht von Grund auf selbst entwickelt

Code-Kontroverse um RENNSPORT und Konkurrenz - Wer kopiert, wer lizenziert?

Die SimRacing-Neuheit steht derzeit in keinem guten Licht.

Die SimRacing-Neuheit steht derzeit in keinem guten Licht. RENNSPORT

Geklauter Code, Intransparenz in der Entwicklung, falsche Versprechungen - der Entwickler des neuen ESL-SimRacing-Titels RENNSPORT sieht sich diversen Anschuldigungen gegenüber. Was ist passiert?

"Im Vergleich zu aktuellen Rennspielen ist RENNSPORT keine Weiterentwicklung einer bestehenden Software", stand im Januar 2022 auf der Homepage der SimRacing-Neuheit. Mit anderen Worten: Man wollte von Grund auf etwas Eigenes bauen. Eine falsche Versprechung?

Vor einigen Tagen teilte der Nutzer "haunetal1990" im offiziellen Forum von Studio 397, dem finalen Entwickler von rFactor2, seine Beobachtung. Er stellte fest, dass es Parallelen zwischen dem Code von RENNSPORT und dem von rFactor2 gibt und belegte das anhand von Screenshots.

Code gestohlen? RENNSPORT dementiert

Eine Entdeckung, die schnell viral ging und auch Raum für Spekulationen ließ. Wie hätte RENNSPORT an den Code kommen können? Auch über einen möglichen Diebstahl diskutierte die Community auf unterschiedlichen Plattformen. Genährt wurde diese Vermutung durch ein Statement von Motorsport Games, das 2021 Studio 397 übernommen hatte.

"Motorsport Games hat derzeit weder eine Lizenz für die rFactor-Technologie an einen Spieleentwickler vergeben", noch seien dem Publisher Lizenzen bekannt, die vor der Übernahme ausgestellt wurden. Eindringlich warnte das amerikanische Unternehmen zum Abschluss: "Kein Element von rFactor2" dürfe "ohne ausdrückliche Genehmigung von Studio 397 verwendet werden".

RENNSPORT-CEO Morris Hebecker stellt klar: Alle Inhalte wurden selbst entwickelt, beauftragt oder lizenziert. RENNSPORT

RENNSPORT-CEO Morris Hebecker reagierte auf diese "Gerüchte und Anschuldigungen" ebenfalls mit einer Mitteilung. In dieser stellte der Münchner klar, "dass alle Inhalte, die für die Produktion von RENNSPORT verwendet werden, von uns erstellt, in Auftrag gegeben oder entsprechend lizenziert wurden". Einen genaueren Einblick gab der Entwickler in einem Deep Dive zur Fahrphysik und ruderte gleichzeitig bezüglich der anfänglichen Versprechung zurück.

"Als wir mit der Entwicklung von RENNSPORT begannen, war es unser Ziel, etwas von Grund auf neu zu entwickeln. Das bedeutete ursprünglich maßgeschneiderte Physik, Reifenmodelle, Grafiken und Sound. Anfangs experimentierten wir in vielerlei Hinsicht und kamen zu dem Schluss, dass wir für einige Aspekte eine Basis benötigen, um die Entwicklung zu beschleunigen. Wir wandten uns an einen Branchenführer: Image Space Inc., um eine Lizenz für die Nutzung ihres Physikverarbeitungssystems (bekannt als "ISI-Technologie") zu erwerben, das uns als Grundlage dient", heißt es in dem Beitrag.

Lizenzvergabe wirft weiterhin Fragen auf

Image Space Inc. entwickelte eine Reihe von Rennspielen wie etwa einige Formel-1-Titel. Aber eben auch rFactor1 und anfänglich sogar den zweiten Teil. Im September 2016 übergab das Unternehmen diese Aufgaben dann an Studio 397. Das erklärt die Parallelen zwischen den beiden Codes - löst die Verwirrung um die Lizenzvergabe jedoch nicht restlos auf.

Hat Image Space Inc. Nutzungsberechtigungen für Elemente von rFactor2 vergeben? Gemäß des Statements von Motorsport Games, man hätte nichts für niemanden lizenziert, wäre dann noch zu klären, ob ein solcher Vorgang rechtens gewesen wäre. kicker eSport fragte diesbezüglich beim RENNSPORT-Entwickler an, eine Antwort erhielten wir jedoch nicht.

Warum kam entgegen der Ankündigungen aber nun doch bestehende Software zum Einsatz? Ziel sei es nach wie vor, eine maßgeschneiderte Physik zu entwickeln, heißt es im Deep Dive. "Das ist jedoch ein mehrjähriges Unterfangen", so etwas von Grund auf neu zu entwickeln. Stattdessen glaube man, "mit schrittweisen Verbesserungen auf dem soliden Fundament [...] dorthin gelangen zu können". Grundsätzlich möchte RENNSPORT künftig für mehr Transparenz sorgen und in einem separaten Blog Einblicke gewähren, woran derzeit gearbeitet werde.

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