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Ceferin: "Aber jetzt liegt mein Fokus auf der EM"

Der UEFA-Präsident über die EM in Deutschland

Ceferin: "Aber jetzt liegt mein Fokus auf der EM"

Der Fokus liegt auf der EM in Deutschland: Aleksander Ceferin

Der Fokus liegt auf der EM in Deutschland: Aleksander Ceferin IMAGO/Goal Sports Images

An der Spitze des europäischen Verbands erlebt der 56 Jahre alte Slowene viele Krisen wie die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg. Über Vorfreude und auch Sorgen mit Blick auf die EM spricht er in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.

Ermüdend und teuer sei die vergangene EM in elf verschiedenen Ländern gewesen. "Ich denke nicht, dass so ein Turnier noch einmal stattfinden sollte", meinte Ceferin und ist angesichts der am Freitag startenden EM in Deutschland voller Vorfreude: "Die Infrastruktur ist gut. Die Deutschen sind immer gute Organisatoren. Und es ist leicht, nach Deutschland zu kommen. Ich denke, es wird ein Fußball-Fest!"

Ceferin lobt die Zusammenarbeit mit Faeser

Zweifellos ist es eine große Herausforderung, eine so großes Event wie eine Europameisterschaft zu organisieren. "Da ist es für uns als UEFA natürlich einfacher, nicht mehr mit mehreren Ländern zusammenzuarbeiten so wie vor drei Jahren. Sondern nur mit einem Ministerium und einem Sicherheitsapparat". Ceferin habe die deutsche Innenministerin Nancy Faeser in Berlin getroffen und unterstreicht, dass die Zusammenarbeit mit den Behörden sehr gut klappen würde. So könne er sich auf ein "klassisches Fußballturnier in einem Land mit vielen Vorzügen" freuen.

Ich halte Deutschland für einen der Topfavoriten.

UEFA-CHEF CEFERIN

Und natürlich auch auf Slowenien, sein Heimatland, das allerdings bei der EM mit Dänemark, Serbien und England eine schwere Gruppe zugelost bekommen hatte. Die Elf von Trainer Matjaz Kek bestimmt zumindest einen Teil seiner persönlichen Pläne für das Turnier. Er hat sich "verschiedene Spielorte und verschiedene Teams ausgesucht, die ich mir anschauen will", erklärte Ceferin - ein Ausnahme bildet Slowenien. "Von meiner Mannschaft schaue ich mir alle drei Gruppenspiele an. Weil ich befürchte, dass wir danach nach Hause fahren müssen. Aber Spaß beiseite: Ich bin sehr stolz auf den bisherigen Erfolg der slowenischen Mannschaft und freue mich darauf, sie spielen zu sehen."

Der UEFA-Präsident hofft dabei auf den Charme des Fußballs, "dass David immer Goliath schlagen kann". und sieht beispielsweise beim EM-Gastgeber deutlich mehr Druck als bei Slowenien. Allerdings zählt der 56-Jährige Deutschland auch mit zu den Topfavoriten. Seit dem Testspiel gegen Frankreich im März würde er im deutschen Team einen anderen Spirit sehen. "Sie haben in den letzten Jahren ziemlich lausig gespielt, aber sie sind ein gutes Team."

Wenig überraschend erstreckt sich der Kreis Ceferins Favoriten über Deutschland hinaus: Spanien sei nicht zu unterschätzen. "Und dann hast du immer Kroatien, Belgien, die Niederlande, vielleicht Dänemark. Aber Deutschland, Frankreich, England und Portugal: Das sind meiner Meinung nach die Favoriten bei dieser EM."

Wir dürfen nur dem großen Geld niemals erlauben, ihn zu kaufen und zu zerstören.

Und die, da ist sich Ceferin sicher, wird auf breites Interesse stoßen. Die Befürchtung, dass junge Menschen das Interesse an Fußball und an großen Sport-Ereignissen im Fernsehen zunehmend verlieren, teilt er nicht. "Ich höre das immer wieder, dass die junge Generation den Fußball angeblich nicht mehr so verfolgt. Aber mehr und mehr jüngere Menschen spielen Fußball und gucken Fußball", so der UEFA-Boss, der auch auf Zahlen aus seinem Heimatland verweist. Dort "spielen mehr als 70 Prozent aller jungen registrierten Sportler Fußball." Zudem haben "das EM-Finale 2021 zwischen England und Italien in den USA mehr Leute gesehen als die NBA-Finals. Ich mache mir also keine Sorgen über den Fußball. Wir dürfen nur dem großen Geld niemals erlauben, ihn zu kaufen und zu zerstören."

Offene Zukunftspläne

Über seine eigene Zukunft sprach der 56-jährige wenig und ließ offen, was in einem Jahr passiert, wenn seine dann knapp neunjährige Zeit als Präsident der UEFA vorüber sein wird: "Alles ist möglich. Alles! Aber jetzt liegt mein Fokus auf der EM."

kon, DPA