3. Liga

Krauße nach Schnatterer-Tritt: "Mein Sohn muss das nicht sehen"

Unschöne Sequenz in Mannheim - Dem Tritt folgt eine Umarmung

Blutender Krauße: "Mein Sohn muss das nicht sehen" - Übeltäter Schnatterer hätte Rot akzeptiert

Nach sechsminütiger Behandlungspause wird Robin Krauße von Marc Schnatterer (re.) auf dem Spielfeld begrüßt.

Nach sechsminütiger Behandlungspause wird Robin Krauße von Marc Schnatterer (re.) auf dem Spielfeld begrüßt. picture alliance / HMB Media/Claus

Über 11.000 Zuschauern im Mannheimer Carl-Benz-Stadion stockte in der Anfangsphase der Atem. Nach schwungvollem Beginn ihrer Waldhöfer erwischte Marc Schnatterer seinen Braunschweiger Gegenspieler Robin Krauße bei einem Zweikampf mit hohem Bein voll im Gesicht. Der Mittelfeldspieler des BTSV realisierte sofort, dass er sich einen Cut eingefangen hatte und sprintete vom Feld in die Katakomben - gefolgt von den Braunschweiger Betreuern.

Spielbericht

"Ich bin direkt rein in die Kabine, weil viel Blut unterwegs war", erklärte Krauße nach Schlusspfiff seine auffällige Handlungsschnelligkeit bei "MagentaSport". Die einen ganz konkreten Grund hatte: "Mein Sohn sitzt zu Hause mit drei Jahren vor dem Fernseher, der muss das nicht sehen", so der Eintracht-Profi.

Sechs Minuten, fünf Stiche, ein Turban

Von der 15. bis zur 21. Minute fand das Verfolgerduell dann ohne ihn statt. Mit fünf Stichen wurde die Platzwunde versorgt, anschließend ein blaugelber Turban angelegt. Dass Krauße, der bei Betreten des Platzes von Schnatterer mit einer Umarmung und vom Publikum mit lautem Applaus begrüßt wurde, die Partie fortsetzte, sei einzig die Entscheidung des Spielers gewesen.

"Ich hab die Entscheidung alleine getroffen. Ich habe direkt gesagt: 'nicht wechseln'", erläuterte Krauße. Die Betreuer hätten es dann "schnell hingekriegt, das Loch zu schließen". Doch warum setzte der 27-Jährige - häufig diskutierter Sachverhalt - trotz Kopfverletzung das Spiel überhaupt fort? "Wir hatten anfangs eine Druckphase zu überstehen, die war da noch nicht vorbei", berichtete Krauße. "Deshalb wollte ich auf den Platz zurückkehren."

Schnatterer sucht "keine Ausreden"

Mit einem leichten Brummschädel stellte er sich nach Schlusspfiff den Interviews, den Turban hatte Krauße da schon entfernt. "Alles okay, der erste Schock ist überwunden. Es brummt noch ein bisschen, aber das ist egal, wenn man das Spiel gesehen hat." Kraußes Hoffnung: "Das passiert einmal und dann nie mehr hoffentlich."

Auch Verursacher Schnatterer will in solch einer Szene künftig keine Rolle mehr spielen. Der Ex-Heidenheimer beschrieb die Sequenz in der 15. Minute wie folgt: "Der Ball kommt in meinen Rücken, ich versuche zu klären und sehe ihn relativ spät. Ich brauche keine Ausreden suchen, das ist ein klares Foulspiel, ein rohes Foulspiel. Wenn der SR eine andere Farbe zeigt, muss ich es akzeptieren." Für den Routinier sei es "das Wichtigste, das der Robin wieder zurückgekommen ist und ein richtig gutes Spiel gemacht hat. Ich hoffe, dass es schnell verheilt und dass nichts Größeres passiert ist."

In Schieles Augen war Rot denkbar

Schnatterer hätte also auch eine Rote Karte durch FIFA-Schiedsrichter Bastian Dankert akzeptiert. Eine Entscheidung, die in Augen des Braunschweiger Trainers Michael Schiele auch die richtige gewesen wäre. Und die es eventuell auch gegeben hätte, wenn sein Schützling den Platz nicht umgehend eilends verlassen hätte. "Wenn der Robin draußen auf dem Feld bleibt und der Schiedsrichter sieht das ganze Rot im Gesicht, denkt er vielleicht auch über eine andere Farbe nach", so Schieles Einschätzung.

Am Ende musste im Umkehrschluss seine Mannschaft eine sechsminütige Unterzahlsituation überstehen - und sie entschied dieses Verfolgerduell anschließend in personeller Gleichzahl am Ende klar und verdient mit 3:0 für sich. Trotz eines erst zu Gunsten des BTSV gegebenen und nach langen Diskussionen von Dankert zurückgenommenen Handelfmeters kurz vor dem Pausenpfiff. Auch darüber wurde lange diskutiert an einem denkwürdigen Nachmittag in Mannheim.

aho