Bundesliga

Baumgarts neue Töne: "Lass uns international angreifen!"

Köln beim Derby in Gladbach ohne Andersson, Schindler und Ostrak

Baumgarts neue Töne: "Lass uns doch international angreifen!"

Er hat Bock auf Europa: Kölns Trainer Steffen Baumgart.

Er hat Bock auf Europa: Kölns Trainer Steffen Baumgart. imago images

Dass am 30. Spieltag vor dem Derby zwischen dem FC und Borussia Mönchengladbach nur sechs Punkte liegen würden, hätte vor der Saison kaum einer für möglich gehalten. Dass der FC dabei das Team mit dem Vorsprung ist, galt als ausgeschlossen.

Alles läuft anders in dieser Saison für den FC, der längst aller Abstiegssorgen ledig ist. Die Qualifikation für einen Europapokal-Wettbewerb hatte Steffen Baumgart trotzdem bislang nicht explizit als Ziel ausrufen wollen und den Begriff immer wieder umdribbelt. Bis er am Donnerstag doch zur Attacke Richtung Europa blies.

"Lass uns doch international angreifen!", änderte der FC-Trainer die öffentliche Positionierung für die letzten fünf Spieltage, "absteigen können wir nicht mehr, also sollten wir nach oben gucken. Also rufen wir es aus: Los geht's!"

Aber nicht, dass wir nach dem Derby weinen, weil irgendetwas nicht geklappt hat …

Steffen Baumgart

Verwegen ist der Ansatz nicht. Nur ein Zähler trennt den Tabellenachten von Europa-League-Platz 6. Dennoch überraschte der bislang bei diesem Thema eher defensive Baumgart mit seiner Ansage. Sein lapidarer Kommentar dazu: "Manchmal gibt es neue Töne", erklärte er und fügte mit einem verschmitzten Grinsen an: "Aber nicht, dass wir nach dem Derby weinen, weil irgendetwas nicht geklappt hat …"

Trio fehlt Baumgart - "Möglichkeit zu drei, vier Wechseln"

In diesem muss Baumgart auf drei Akteure verzichten: Andersson (nach COVID-19-Infektion) soll ebenso wie Kingsley Schindler, der zuletzt aus privaten Gründen fehlte, erst nächste Woche wieder ins Training einsteigen. Zudem wird der erkrankte Tomas Ostrak fehlen.

Und nach dem 3:2-Sieg gegen Mainz, bei dem der FC einen 0:2-Rückstand vor allem dank seiner Joker Salih Özcan und Dejan Ljubicic drehte, stellte der Trainer auch mehrere Veränderungen in der Startelf in Aussicht. "Es gibt durchaus die Möglichkeit zu drei, vier Wechseln", erklärte Baumgart, der dabei neben den Mittelfeldspielern Özcan und Ljubicic sowie dem nach einer Gelbsperre wieder einsatzberechtigten Innenverteidiger Timo Hübers auch den genesenen Rechtsverteidiger Benno Schmitz im Auge hat.

Neben dem Derby am Samstag (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen wiedererstarkte Fohlen ("Sie sind sehr stabil geworden") standen am Donnerstag Vertragsthemen im Mittelpunkt. Laufen doch die Arbeitspapiere von Özcan und Baumgart im Sommer 2023 aus und sollen deshalb vorzeitig verlängert werden.

"Hoffe, dass Salih für Köln ein Gesicht werden kann"

Dass Baumgart den unter ihm zum absoluten Leistungsträger aufgestiegenen Özcan, der vor Jahresfrist noch keine Lobby im Klub besaß, langfristig im FC-Trikot sehen möchte, ist klar. Baumgarts Position zur Zukunft des türkischen Nationalspielers wird von den Begriffen Hoffnung und Glaube geprägt: "Ich hoffe, dass Salih für Köln ein Gesicht werden kann. Ob er es dann wird, weiß ich nicht. Wir werden alles dafür tun, dass Salih hierbleibt. Erstmal ist er hier. Ich glaube auch, dass er hierbleiben will - und davon gehe ich ganz fest aus. Er wird seine Entscheidung selbst treffen und mein Einfluss liegt darin, dass ich ihn hier haben möchte. Die Entscheidung aus Köln weg zu gehen, würde ihm schwerer fallen als er vielleicht jetzt denkt. Ich glaube, dass er hierbleiben kann. Wir sollten alles dafür tun."

Man muss Christian Keller erst die Zeit geben, er hatte sehr viele Termine, trotzdem sind wir tagtäglich im Austausch.

Steffen Baumgart

So stark Baumgart um Özcans Bleiben buhlt, so gelassen betrachtet er die Situation um seine eigene Anstellung beim FC. Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung sind jedenfalls noch nicht im Gange. So erklärt der 50-Jährige mit Blick auf den seit 1. April tätigen FC-Geschäftsführer Christian Keller: "Man muss Christian Keller erst die Zeit geben, er hatte sehr viele Termine, trotzdem sind wir tagtäglich im Austausch. Wir wissen beide, wo wir hinwollen. Konkrete Gespräche gibt es nicht."

Baumgarts Zukunft "liegt definitiv beim 1. FC Köln"

Wer aus den Aussagen ableiten möchte, dass dies für Nervosität auf der einen oder anderen Seite sorgen sollte, dem nimmt Baumgart zumindest für einen vorzeitigen Abschied im Sommer den Wind aus den Segeln. "Meine Zukunft liegt definitiv beim 1. FC Köln, weil ich noch ein Jahr Vertrag habe und ich definitiv nicht vorher wegwill. Alles andere wird die Zeit bringen. Wir haben alles im Griff. Im Moment sehe ich noch keinen Grund, unruhig zu werden." Erst recht nicht, solange die jetzt auch öffentlich ausgerufene Mission Europa noch läuft.

Stephan von Nocks

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