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Aus dem Nichts: Mawem kämpft sich zu Boulder-Gold

Sportkletter-WM in Bern: Boulder-Finale, Männer

Aus dem Nichts: Mawem kämpft sich zu Boulder-Gold

Routinier Mickael Mawem kletterte aus dem Nichts zum WM-Titel beim Bouldern.

Routinier Mickael Mawem kletterte aus dem Nichts zum WM-Titel beim Bouldern. picture alliance / Kyodo

In den vergangenen Wochen der Weltcup-Saison und auch in den ersten Tagen der Kletter-Weltmeisterschaft in Bern (1. bis 12. August) manövrierte sich der Japaner Sorato Anraku in eine ähnliche Rolle, die bei den Frauen Janja Garnbret innehat.

Sprich: Der Japaner ist ein eiskalter Typ, der mit seinen erst 16 Jahren scheinbar mühelos Top-Platzierungen abräumt und klare Ansagen an die Konkurrenz macht. "Ich will alles gewinnen", sagte der Japaner kurz vor der WM.

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Nach seiner starken Vorstellung im Boulder-Halbfinale, in dem er als einziger Athlet alle vier Boulderprobleme löste, galt Anraku als klarer Favorit auf Gold, mindestens aber auf eine Medaille. Doch ein WM-Finale ist offensichtlich noch einmal ein ganz andere Nummer - und ein solcher Event setzt auch bei allen anderen Finalisten zusätzliche Kräfte frei. 

Mawem schockt die Konkurrenz schnell

Dies galt vor allem für Mickael Mawem, der mit seinen 33 Jahren der Älteste im Sechserfeld war. Der Franzose schockte seine Mitstreiter mit drei erreichten Topgriffen an den ersten drei Boulderproblemen und schob sich damit schon sicher in die Medaillenrange.

Dass es am Ende für Mawem sogar zum WM-Titel reichte, entschied sich am letzten Boulder: Weil sein Landsmann Mejdi Schalck nur die Zone gewertet bekam und den Topgriff bei zwei Versuchen nicht festhalten konnte, sammelte der 19-jährige letztlich ein Top weniger ein als Mawem und belohnte sich dennoch mit Silber. Dritter wurde der Südkoreaner Dohyun Lee, der wie Schalck zwei Tops erreichte, aber einen Zonengriff weniger in seiner Bilanz stehen hatte.

"Küken" Anraku: Erst Höhenflug, dann Absturz

Und Sorato Anraku? Das "Küken" startete wie erwartet, er flashte den ersten Boulder (Topgriff erreicht im ersten Versuch), knackte auch Boulderproblem Nummer zwei mit einer Coolness, die ihn scheinbar klar auf Goldkurs brachte.

Sorato Anraku

Zwei Nullrunden: Sorato Anraku. picture alliance / Kyodo

Doch dann leistete er sich am dritten und vierten Boulder komplette Nullrunden - ein Vorkommnis, mit dem er sich während seiner gesamten ersten Saison bei den Männern noch nicht auseinandersetzen musste. Die Nerven spielten ihm einen Streich und so blieb dem Japaner "nur" Platz vier - und die Hoffnung, die Lehren aus diesem WM-Finale in die kommenden Wettbewerbe in Bern mitzunehmen.

So jubelte am Ende einer, den im Vorfeld keiner auf der Rechnung hatte - wie auch? Mickael Mawem hatte in dieser Saison bei vier Boulder-Weltcups kein Finale erreicht, bestritt ab Juli drei Lead-Weltcups, ohne dabei die Qualifikationsrunde zu überstehen. Und schaffte nun - auch dank seiner kämpferischen Art an der Wand, die das Publikum immer mehr begeisterte - den großen Wurf. 

Das Podium: Mejdi Schalck (li.), Mickael Mawem (Mi.) und Doyhun Lee.

Das Podium: Mejdi Schalck (li.), Mickael Mawem (Mi.) und Doyhun Lee. picture alliance/KEYSTONE

Das Ergebnis des Boulder-Finals

1. Mickael Mawem (Frankreich) - 3 Tops, 4 Zonen, 8 Versuche für 3 Tops, 12 Versuche für 4 Zonen
2. Mejdi Schalck (Frankreich) - 2T, 4Z, 5, 10
3. Doyhun Lee (Südkorea) - 2T, 3Z, 5, 15
4. Sorato Anraku (Japan) - 2T, 2Z, 3, 3
5. Nicolai Uznik (Österreich) - 1T, 3Z, 2, 5
6. Kokoro Fujii (Japan) - 0T, 2Z, 0, 3
*gewertet wird nach Anzahl Tops, Zonen und dann nach Anzahl für Versuche zu Tops und Zonen

bst

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