In der Sommer-Rangliste stand er noch als defensiver Außenbahnspieler auf Rang 1 der Internationalen Klasse, nun gelang Joshua Kimmich im Winter das seltene Kunststück, in einer anderen Kategorie den Spitzenplatz einzunehmen: im Mittelfeld defensiv. Der Bayern-Profi spielte öfter im Zentrum als auf der rechten Außenbahn.
Laufwunder Kimmich
Sein absoluter Siegeswille ist auch dort beispielhaft, hinzukommen ein noch mal verbessertes Passspiel, hohe Präsenz in direkten Duellen und eine beeindruckende Laufleistung. Kein Bundesliga-Profi läuft mehr als Kimmich (208,88 Kilometer insgesamt, das entspricht 12,57 Kilometer pro 90 Minuten). Für den FC Bayern ist er nahezu unverzichtbar, er absolvierte alle 17 Ligapartien und stand dabei von den Feldspielern am längsten auf dem Platz.
Spielersteckbrief Kimmich
Bundesliga - 18. Spieltag
Bundesliga - Topspieler (Mittelfeld) 2019/20
Kimmichs Defizit und Potenzial
Für die Weltklasse hat dies aber nicht ganz gereicht. Kimmichs Auftreten im Zentrum des Geschehens ist noch nicht vollends ausgereift. Wenn der Gegner im Umschaltspiel mit Tempo in Richtung des Bayern-Tors unterwegs ist, läuft Kimmich Gefahr, überrannt zu werden - man denke nur an die krachende 1:5-Pleite der Münchner in Frankfurt. "In der Bundesliga gibt es momentan keinen Weltklasse-Sechser wie noch vor einigen Jahren mit Philipp Lahm oder Xabi Alonso. Joshua Kimmich aber", so Experte Markus Weinzierl, "hat das Potenzial für die Weltklasse, dazu muss er aber kontinuierlich als Sechser spielen, ständige Positionswechsel wären für seine Entwicklung nicht förderlich."
Immerhin: Kimmich, Aranguiz, Laimer, dahinter Suat Serdar (Schalke) und Denis Zakaria (Mönchengladbach) - die Spitze im defensiven Mittelfeld ist im Vergleich zu anderen Positionen verhältnismäßig breit. Auch für Bundestrainer Joachim Löw ist das eine gute Nachricht, zählen doch in Kimmich und Serdar zwei Akteure zum DFB-Kader.
Spezialfall Julian Brandt
Mit Julian Brandt schickt sich zudem noch ein ganz spezieller Fall an, auf dieser für ihn eigentlich ungewohnten Position für Furore zu sorgen. Im Sommer nahm Brandt noch als Leverkusener im Mittelfeld offensiv den 2. Platz ein, was damals für die Internationale Klasse reichte. Sein Start in Dortmund verlief nun aber ziemlich holprig: Lange suchte er seine Position, wurde mal auf der Außenbahn, mal als Stürmer, aber nur selten im Mittelfeldzentrum eingesetzt.
Erst gegen Ende der Hinrunde, als Trainer Lucien Favre auf eine veränderte Grundordnung setzte, fand Brandt seinen Platz auf der Doppelsechs - und überzeugte aus der tieferen Position heraus mit Spielintelligenz und Engagement. Folgerichtig die Einordnung ins Blickfeld der Rangliste Mittelfeld defensiv.
Marcus Lehmann
Wir wollen es wissen:
Hat Joshua Kimmich als Sechser die Qualität für die Weltklasse?
Teil 2 der Rangliste des deutschen Fußballs des Winters 2019/20 finden Sie in der aktuellen kicker-Montagsausgabe: Alles zu den Ranglisten der Außenbahn defensiv, dem Mittelfeld defensiv und dem Mittelfeld offensiv der drei deutschen Profiligen mit den Experteneinschätzungen von Mike Büskens, Markus Weinzierl und Stefan Effenberg.
